Gladbeck. Initiatorinnen in St. Lamberti appellieren, am Sonntag die Messe nicht zu besuchen. Es geht um mehr Rechte und Gleichberechtigung in der Kirche.

Erstmals in der Geschichte der Pfarrei St. Lamberti kommt es am kommenden Sonntag, 12. Mai, zum Boykott eines Sonntagsgottesdienstes: Eine Initiatorinnengruppe ruft Frauen pfarrweit auf, für mehr Rechte und Gleichberechtigung in der katholischen Kirche zu demonstrieren. Treffpunkt dazu ist Sonntag um 11 Uhr auf dem Kirchplatz von St. Lamberti – während drinnen Gottesdienst gefeiert wird.

„Wir wollen nicht mehr nur abgespeist werden“, sagt eine der Initiatorinnen, Elisabeth Labas. „Wenn alle Frauen, die sonst in die Kirche gehen, draußen blieben – was wäre das für eine Erfahrung!“ Neben Labas gehören Claudia Himmelsbach und Claudia Neite-Schäfer zur Spitze der Aktionsgruppe. „Sehr gut wäre es, wenn Sonntag die Mütter mit den Kommunionmädchen den Gottesdienst bestreiken würden“, so Neite-Schäfer.

Frauen wollen Männern in der Kirche auf Augenhöhe begegnen

Propst Müller hegt Sympathie mit den Frauen

Bei Propst André Müller stoßen die Aktionen der Frauen auf „große Wertschätzung“. Es sei ein sichtbarer Protest von in der Kirche engagierten Frauen. An den Forderungen sei „etwas dran“ – immerhin kämpften Frauen schon seit Jahrzehnten für Veränderungen in der Kirche. Gleichzeitig gebe es das Gefühl, man komme nicht weiter.

Müller: „Ich habe volle Sympathie für die Forderung nach Gleichberechtigung.“ Nur könne dies weder von der Pfarrei noch vom Bischof gelöst werden, so Müller, der sich Sonntag den Frauen stellen wird. Es sei ein Thema für die Bischofskonferenzen und die Weltkirche. Er habe das Gefühl, man sei an den Themen dran.

Die Aktivistinnen greifen die Initiative „Maria 2.0“ aus dem Bistum Münster auf, wo Frauen für mehr Mitsprache und eine Erneuerung der Kirche zum Kirchenstreik vom 11. bis 18. Mai aufrufen. Gefordert werden Mitgestaltung, Mitbestimmung und Begegnung mit den Männern der Amtskirche „auf Augenhöhe“. Vor der Lambertikirche kommt es Sonntagmorgen zu einer alternativen Andacht, anschließend zur Diskussion – mit Gemeindemitgliedern, Passanten, nach dem Gottesdienst auch mit Propst André Müller, der von den Initiatorinnen eingeladen wurde. Als Zeichen des Protestes kommen die „streikenden“ Frauen in weißer Kleidung oder mit weißem Schal.

Die Frauen in der Kirche, so Labas, hätten doch das Fundament der Kirche gelegt. „Ohne sie würde vieles gar nicht laufen.“ Auch nicht in der Glaubensvermittlung – „wer bringt denn den Kindern das Beten bei?“ In den Strukturen der Kirche werde diese Hauptlast der Frauen nach wie vor nicht sichtbar. „Da ist es immer noch eine Männerkirche“, so Neite-Schäfer.

Am 18. Mai gibt es auch einen Kirchenstreik in Zweckel

Die Gladbecker Aktionsgruppe schließe sich den Forderungen der Frauen des Bistums Münster an, die u.a. verlangen: mehr Demokratie in der Kirche, Ausrichtung der Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit, Amtsenthebung derjenigen, „die geschändet haben an Leib und Seele“. Wichtig sei vor allem die Aufhebung des Pflichtzölibats und der Zugang von Frauen zum Priesteramt. Labas: „Die Zeit ist reif für Veränderung.“

Eine ähnliche Protest-Andacht ist geplant für den 18. Mai (17.30 Uhr) vor Herz Jesu. Im Bistum Essen finden Proteste wie in Gladbeck nur in drei weiteren Pfarreien (Wattenscheid, Burg Altendorf/Essen und Oberhausen-Sterkrade) statt.