Gladbeck. . Der Bundesfreiwilligendienst bereitet junge Menschen auf den Job vor und stärkt ihre Persönlichkeit. Zwei Gladbecker berichten.
Durch die große Glasscheibe in der Cafeteria des Seniorenzentrums Marthaheim fällt etwas Sonnenlicht auf den kleinen Tisch, an dem Jesper Parske gerade mit Wilhelm Hahn und Erika Knod den Würfel rollen lässt. Der 19-Jährige hat sich ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel geschnappt, denn die Beschäftigung mit den Heim-Bewohnern gehört für den jungen Mann zum Tagesgeschäft.
Seit September vergangenen Jahres macht Parske dort einen Bundesfreiwilligendienst (BFD). Als nächstes zeigt der Würfel eine sechs, der 19-Jährige kickt die rote Figur seines Mitspielers vom Spielbrett. „Das dachte ich mir doch“, sagt Wilhelm Hahn.
19-Jähriger überbrückt Zeit bis zu Ausbildungs-Beginn
Jesper Parske will mit dem Dienst die Zeit bis zum Beginn seiner Ausbildung überbrücken, diese Zeit sinnvoll nutzen. Im August beginnt er eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker. „Ich bin gerne hier im Marthaheim, aber ich brauche Autos“, sagt Parske und lacht. Und dennoch – die Zeit im Seniorenheim bringt ihm viel. „Ich sehe, wie das Berufsleben ist. Nämlich härter als Schule.“ Er hat gelernt, mit Menschen umzugehen, konnte nach und nach sein Selbstbewusstsein steigern.
Stella Jährling hat die Zeit im Bundesfreiwilligendienst schon hinter sich. Die 21-Jährige macht inzwischen im Marthaheim eine Ausbildung zur Altenpflegerin. In Spanien aufgewachsen, kam sie als 19-Jährige nach Deutschland. „Ich hatte dort keine berufliche Zukunftsperspektive“, sagt sie. Ihre Mutter – eine Deutsche – hatte ihr Deutsch beigebracht, und in das Heimatland ihrer Mutter wollte sich schon von Klein auf. Also wagte sie den mutigen Schritt und machte sich allein auf in die Fremde. Tante und Onkel leben in Gladbeck, und so zog Stella Jährling hierher.
Ab August sind Plätze frei
Im Diakonischen Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten wird der Bundesfreiwilligendienst in Einrichtungen der Seniorenhilfe, Behindertenhilfe sowie Kinder-und Jugendhilfe angeboten.
Interessierte können sich bei Adele Morreale unter 02041/70628773 melden oder eine WhatsApp an 01761/9005570 senden.
Um sich erst einmal zu orientieren und Fuß zu fassen, entschied sich die junge Frau für den Bundesfreiwilligendienst. „Es ist so ein schönes Gefühl, Menschen helfen zu können. Ich habe gesehen, dass sie sich durch meine Arbeit wohler fühlen.“ An das freiwillige Jahr schloss Jährling eine Ausbildung an. Und zwar nicht, wie ursprünglich geplant, im kaufmännischen Bereich, sondern direkt im Marthaheim.
Diakonie gewinnt junge Menschen für die Ausbildung
Für die Diakonie, die das Marthaheim betreibt, ist der BFD eine gute Möglichkeit, um junge Menschen für eine Ausbildung zu rekrutieren. Jährlich werden etwa 40 Frauen und Männer für 23 Einrichtungen gesucht. Rund acht von zwölf bleiben. „Im Bundesfreiwilligendienst wird viel von ihnen verlangt“, weiß Adele Morreale, Referentin für Freiwilligendienste bei der Diakonie. Sie bekommen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. „Daran wachsen sie.“
Durch den BFD hat auch Stella Jährling schnell gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. „An Bekannten in meinem Alter sehe ich zum Teil, dass sie noch nicht so weit sind.“ Nach ihrer Ausbildung würde sie gerne im Marthaheim bleiben. Wahrscheinlich geht es für sie aber noch weiter. „Ich möchte später einmal in der Intensiv-Pflege arbeiten und vielleicht noch Pflegewissenschaften studieren.“