Gladbeck. . Am 6. April wollen die rechten „Patrioten NRW“ auf dem Gladbecker Rathausvorplatz demonstrieren. Gegendemo auf dem Europaplatz geplant.
700 bis 900 Teilnehmer haben die rechtsgerichteten „Patrioten NRW“ bei der Polizei für ihre Demonstration unter dem Motto „Gegen die Gewalt auf unseren Straßen“ am 6. April auf dem Rathausvorplatz angemeldet. „Aus anderen Städten wissen wir, dass in der Regel deutlich weniger kommen“, sagt Roger Kreft, der Vorsitzende des Gladbecker Bündnisses für Courage. „Wir Gegendemonstranten auf dem Europaplatz werden bestimmt mehr sein.“ 1000 Teilnehmer hat er deshalb angemeldet – und hofft auf noch größere Beteiligung.
Stadtverwaltung will versuchen, dass die Veranstaltung nicht auf dem Rathausvorplatz stattfindet Rainer Weichelt, Erster Beigeordneter der Stadt Gladbeck. Foto: Mengedoht
Die Stadtverwaltung weiß seit Ende Februar von der geplanten Veranstaltung der Rechten und führt seither regelmäßig Gespräche mit der Polizei als Genehmigungsbehörde. „Am liebsten hätten wir eine solche Veranstaltung gar nicht in unserer Stadt“, betont der 1. Beigeordnete Rainer Weichelt. „Aber die Entscheidung liegt nicht bei uns. Wir versuchen zu erreichen, dass nicht unser Rathausvorplatz der Veranstaltungsort wird, auch weil das Bürgeramt an diesem Tag geöffnet hat und im Alten Rathaus Trauungen stattfinden. Und wir unterstützen selbstverständlich die Gegendemonstration des Bündnisses für Courage.“ Die Entscheidung der Polizei erwartet Weichelt erst kurz vor dem Veranstaltungstag.
Die Stadt wird eigene Zeichen setzen: Vor dem Rathaus werden Fahnen gehisst mit dem Kernsatz aus der Resolution, die der Rat nach einer neonazistischen Veranstaltung im Jahr 2008 verabschiedet hat: „Gladbeck war, ist und bleibt eine Stadt, in der Freiheit, Gleichheit und Toleranz gelebte Werte eines friedlichen Miteinanders sind.“ Und die jetzt bevorstehende Veranstaltung wird Thema in der Ratssitzung am 4. April sein.
Bündnis bereitet sich auf eine möglichst laute Gegenkundgebung vor
Protestzug geplant
Roger Kreft hat auch einen Demonstrationszug angemeldet, weil er glaubt, dass etliche Teilnehmer der Bündnis-Kundgebung gern auch ihrem Unmut in Hörweite der rechten Gruppierung zum Ausdruck bringen wollen.
Auch die „Patrioten NRW“ wollen nach ihrer Veranstaltung durch die Straßen ziehen.
Das Bündnis für Courage bereitet sich unterdessen auf eine „möglichst laute Gegenkundgebung“ vor, so Roger Kreft. Ihr Motto: „Bunte Vielfalt statt brauner Einfalt“. Trillerpfeifen, Rasseln und Pressluftfanfaren werden aber eher am Rande eine Rolle spielen, denn das Bündnis und viele gesellschaftliche Gruppen, die es unterstützen, wollen auch die Stimme erheben gegen Neonazis und Fremdenhass. Vertreter aus Politik,Gewerkschaften und Kirchen beispielsweise werden kurze Statements abgeben, angefragt hat das Bündnis u. a. auch beim Jugendrat, Seniorenbeirat und Integrationsrat. Für einen musikalischen Rahmen sorgen Norbert Gerbig und der internationale Chor der Flüchtlingshilfe.
„Wer schweigend zusieht, wie die Rechten erstarken, gefährdet die Demokratie“
Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup vom Bündnis für Courage hofft vor allem, dass sich auch viele „normale“ Bürgerinnen und Bürgern der Gegenkundgebung anschließen, die um 13 Uhr auf der Kreuzung Horster Straße /Hochstraße beginnt: „Auch wer schweigend zusieht, wie die Rechten wieder erstarken, gefährdet die Demokratie, die vor 70 Jahren nach der Nazidiktatur entstand. Sie ist keine Selbstverständlichkeit. Möglichst viele Menschen sollten am 6. April friedlich deutlich machen, dass ihnen die Demokratie kostbar ist.“