Gladbeck. Kabarettist Frank Goosen liest in der Gladbecker Intermezzo-Reihe aus seinem Buch „Kein Wunder“. Der Berliner Mauerfall wird zum Liebeskiller.
Frank Goosen geht in seinem neuen Roman „Kein Wunder“ ein bisschen fremd. Zumindest was die Örtlichkeit betrifft. Die Geschichte spielt von Mai bis November 1989, wie könnte es anders sein, in seiner Heimatstadt Bochum und zusätzlich in Berlin zur Zeit der Wende. Im ausverkauften Lesecafé der Stadtbücherei stellte er im Rahmen der „Intermezzo“-Reihe das neue Werk vor.
„Kein Wunder“ ist eine Ost-West-Komödie mit bekannten und liebgewonnenen Charakteren aus seinem zuletzt veröffentlichten Buch „Förster, mein Förster.“ „Es ist ein Prequel, eine Vorgeschichte“, erklärt Goosen zu Beginn der Lesung.
Ein Weltenwanderer der Liebe zwischen Ost und West
Er wollte die drei Freunde aus dem Ruhrgebiet und Hauptdarsteller Förster, Fränge und Brocki „noch mal auf Romanlänge begleiten“, wie er sagt. Als die Berliner Mauer fällt, ist das Trio Anfang zwanzig. Fränge lebt in Berlin, arbeitet in einer Kneipe und genießt das Leben in vollen Zügen. „Er ist nicht unbedingt scharf auf den Mauerfall“, betont Goosen. In Wirklichkeit ist Fränge nämlich auf etwas ganz anderes scharf. Er hat zwei Freundinnen, Rosa im Osten und Marta im Westen. Fränge bezeichnet sich selbst als den „Weltenwanderer der Liebe“. Beide Frauen wissen natürlich nichts voneinander. Und das soll gefälligst so bleiben. Aus Bochum kommen ihn Förster und Brocki besuchen.
Bilder aus den Backstage-Bereichen
Frank Goosen, gebürtiger Bochumer, ist Kabarettist und Autor. Mit seinem neuesten Roman „Kein Wunder“ (erschienen am 14. Februar bei Kiepenheuer & Witsch), tourt der 52-Jährige zurzeit durch Deutschland.
Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, der sollte die Internetseite www.frankgoosen.de besuchen oder der Facebook-Seite www.facebook.com/goosenfrank folgen. „Dort poste ich unter anderem regelmäßig Bilder aus meinen Backstage-Bereichen der Lese-Tour“, sagte Frank Goosen in Gladbeck.
Wer Frank Goosen kennt, der weiß, dass der Besuch nicht ohne skurrile Begegnungen wie zum Beispiel die Personenkontrolle eines sächselnden Grenzbeamten mit Koteletten-Kopf ablaufen wird. Es wird eine humorvolle Konfrontation zwischen den politischen Systemen - im Westen der Kapitalismus und im Osten der Sozialismus.
Skurrile Begegnungen
Dabei haben beide Regionen zu dieser Zeit einiges gemeinsam. Mit dem Sterben von Zechen und Hüttenwerken verlieren viele Menschen im Ruhrgebiet ihren Job. Im Osten brodelt es hinter der Mauer. Das Ruhrgebiet und Berlin befinden sich im Auf- und Umbruch.
Während zwei seiner Protagonisten (Förster und Brocki) im Roman in einer Wohnung einen Frühjahrsputz im November vornehmen, verkündet Hanns Joachim Friedrichs zeitgleich in den Tagesthemen den Fall der Berliner Mauer.
Autor hat den Mauerfall selbst verschlafen
„Ich habe den Mauerfall tatsächlich verschlafen“, gesteht Frank Goosen. Für das Fernsehprogramm habe er sich nicht interessiert. Am Abend zuvor schaute er lieber Videofilme und schlief ein. Erst am nächsten Morgen erhielt er die Nachricht von der Grenzöffnung. „Ich brauchte die Fernsehbilder, um zu verstehen, was wirklich passiert ist.“ Woran er sich allerdings noch erinnert, ist, dass er am nächsten Tag (10. November 1989), einem Freitag, zur Ruhr-Universität Bochum musste. „Und dass, obwohl ich im Studium eigentlich immer vermieden habe, montags und freitags zur Uni zu gehen“, scherzt er.
Das Publikum im Lesecafé zeigt sich begeistert von seinem rund zweistündigen Auftritt. So einfach wollte man ihn nicht gehen lassen. Deshalb musste Goosen noch einige Zugaben aus dem Roman vorlesen.