Gladbeck. . Kabarettist bescherte der InterMezzo-Reihe bei ihrer letzten Veranstaltung in diesem Jahr ein volles Haus. Darum trat er in Gorilla-Kostüm auf.
„Viel zu bombastisch, das passt eigentlich nicht zu ihm“, mag mancher denken, wenn sich zu Beginn des Kabarettabends Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra!“ akustisch den Weg durch den Zuschauerraum bahnt. Aber da ist sie schon, die erste Brechung, ist doch der kleine Lichtkegel ausschließlich auf einen schlichten Garderobenständer gerichtet, während alles andere im Dunkeln liegt. Hier wird Fritz Eckenga (63) gleich sein Gorillafell samt Kopf ablegen, nachdem die Musik abrupt mit einem Kratzen abbricht und er die Bühne betritt.
„Nehmen Sie das bitte persönlich“, heißt das aktuelle Programm des Kabarettisten, mit dem er am Donnerstagabend in der Reihe „Intermezzo“ im ausverkauften Lesecafé der Stadtbücherei gastierte. Warum er im Gorillakostüm auftritt? „Da müssen Sie den Regisseur fragen, der hatte die Idee.“
Programm beschäftigt sich mit Angst in vielen Facetten
Eckengas Programm beschäftigt sich mit Angst in unterschiedlichen Facetten. Sie beginnt bei seinem Lampenfieber und endet bei Pegida und der AfD. Eckenga reflektiert seine Rolle als Künstler, auch im Verhältnis zu seinem Publikum, das er direkt anspricht: „Wissen Sie, warum Sie jetzt gelacht haben?“, fragt er, nachdem er seine ehemalige Paraderolle, den Bademeister, wieder hat aufleben lassen.
Weil hier jemand in seiner geistigen Enge vorgeführt wird, oder weil man vielleicht selbst ein kleines Stück von dieser Haltung in sich trägt? Eckenga fürchtet sich vor den Bewertungsportalen im Internet, in dem jeder frei heraus seine Meinung sagen kann, spricht von „Amazonisierung“.
Aufklärung über die Verkleidung kam nach der Pause
Noch vor der Pause dann doch die Aufklärung über seine Verkleidung: „Unsere Angst ist die Variante der Ur-Angst“. Sie sitze bei der Gattung des „Trockennasenprimaten“, zu der der Mensch gehöre, im Stammhirn. „Da hat sich 300.000 Jahre nichts verändert, die ganz alte Hardware“ – und aus dem Off dringen die Stimmen des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland und von Donald Trump.
Auch in den stillen Momenten – „Jetzt ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt“ – gelingt es Eckenga, das Publikum mitzunehmen. „Ich finde das sehr mutig, was er hier macht“, sagt denn auch Michael von Heesen. Wolfgang Roth ist vom „Tiefgang und von den Brüchen im Programm“ sehr angetan. „Gegen gewisse Ängste kannste nix machen, sie sind einfach da“, konstatiert Eckenga am Schluss. Er empfiehlt Information und Wissensvermittlung zur Abwehr.