Gladbeck. . Fünf Rathaus-Mitarbeiter arbeiten seit Frühjahr 2017 von zu Hause aus. So bleibt Zeit für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen.
Immer mehr Arbeitnehmer denken über einen Telearbeitsplatz nach. Das Arbeiten von zu Hause aus macht es einfacher, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wer weiter weg wohnt vom Arbeitsplatz, erspart sich durch Homeoffice die lange Anfahrt. Auch im Gladbecker Rathaus ist dieser Trend spürbar: Im Frühjahr 2017 ist deshalb eine Pilotphase angelaufen. Ein kleiner Kreis von Mitarbeitern der Stadtverwaltung testet seitdem die Vor- und Nachteile der Telearbeit.
„In der Pilotphase sammeln wir Erfahrungen“
„So sammeln wir Erfahrungen und können dann, bei entsprechender Nachfrage, weitere Heimarbeitsplätze schaffen“, erklärt David Henning vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus. Das Pilotprojekt ist erst einmal auf fünf Kollegen – drei Männer und zwei Frauen – beschränkt, die einen Antrag auf Telearbeit gestellt haben.
Darunter sind Sachbearbeiter, aber auch Verwaltungsleute in Führungspositionen. Drei arbeiten in Teilzeit, zwei in Vollzeit. Natürlich sind nicht alle Arbeitsbereiche bei der Verwaltung Homeoffice-tauglich. „Bei Ämtern mit regelmäßigem Kundenkontakt, wie zum Beispiel im Bürgerbüro, ist es schwierig mit der Telearbeit“, schränkt Hennig ein.
Die Erreichbarkeit des Mitarbeiters muss sichergestellt sein
Passen die Voraussetzungen, müssen von beiden Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, bestimmte Bedingungen erfüllt werden. So muss trotz Arbeit von zu Hause aus die Anbindung ans Büro gewährleistet sein. Die Erreichbarkeit des Mitarbeiters, entweder zur Kernarbeitszeit oder zu vorher vereinbarten Zeitfenstern, muss zudem sichergestellt sein. Und wer einen Teil seines Jobs von zu Hause aus erledigen möchte, der muss ein abschließbares Arbeitszimmer nachweisen können.
Der Datenschutz ist ein weiteres wichtiges Thema, so Henning. Die Stadtverwaltung stellt im Gegenzug Notebooks mit der entsprechenden Software zur Verfügung. In der aktuellen Pilotphase ist die Telearbeit darüber hinaus auch noch mit weiteren Bedingungen verknüpft: Die Teilnehmer mussten das Arbeiten von zu Hause aus entweder mit Kinderbetreuung oder der Pflege eines Angehörigen begründen können. „Diese Koppelung kann natürlich wegfallen, wenn das Projekt weiter geöffnet wird“, sagt David Hennig.
Sehr positiv beurteilt schon zum jetzigen Zeitpunkt Peter Breßer-Barnebeck, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, die Möglichkeit der Telearbeit. Eine Kollegin aus seinem Amt erledigt ihren Job aktuell von zu Hause aus, um gleichzeitig auch für ihre kleine Tochter da sein zu können (siehe Erfahrungsbericht unten). „Besonders für junge Kollegen ist die Heimarbeit optimal, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Und wir können so Kollegen an uns binden, die wir ohne diese Möglichkeit vielleicht verlieren würden“, sagt der Wirtschaftsförderer.
Eine Arbeitsgruppe begleitet Pilotphase
Eng begleitet wird die Pilotphase von einer Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung, die sich unter anderem aus IT-Spezialisten, Datenschützern und dem Personalrat zusammensetzt. „Festgeschrieben wurde die Möglichkeit der Telearbeit bereits 2015 im Frauenförderplan der Stadtverwaltung“, erklärt David Hennig. Damals sei die Nachfrage allerdings in der Gladbecker Stadtverwaltung nicht sehr groß gewesen. Nun, bedingt durch den Start der Pilotphase und die Erfahrungen, die die teilnehmenden Kollegen und Kolleginnen gemacht haben, könne sich das natürlich durchaus ändern.
Mama macht Homeoffice
Nur Mutter zu sein für die nächsten Monate und Jahre, das konnte sich Dana Zocher eigentlich nie so richtig vorstellen. Schon kurz nach der Geburt im Sommer 2016 auf die intensive Zeit mit ihrer Tochter verzichten, das wollte die 33-Jährige allerdings auch nicht.
„Ich hatte Glück, konnte schon vor Start der Pilotphase im Dezember 2016 auf einen Telearbeitsplatz gehen“, sagt die Gladbeckerin. Bereut hat sie die Entscheidung bislang nicht eine Minute, zumal sie nach der Geburt auch noch von einer Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle gewechselt ist. „Natürlich“, sagt die Gladbeckerin, „erfordert das Arbeiten von zu Hause aus vor allem am Anfang ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, fällt doch die gewohnte Bürostruktur komplett weg.“
Beim Stadtmarketing ist die junge Mutter vor allem dafür zuständig, als Ansprechpartnerin für die Einzelhändler in Gladbeck zu fungieren. Termine auch außerhalb der Kernarbeitszeit zu haben, das ist sie von Anfang an gewohnt. Die flexible Gestaltung der Arbeitszeit kommt nun auch der Betreuung des Töchterchens zu Gute. „Und für die Geschäftsleute ist es egal, ob sie mich nun im Büro oder zu Hause erreichen“, sagt die 33-Jährige.
Die Familie hat sich daran gewöhnt
An zwei Tagen in der Woche sitzt sie daheim am Schreibtisch, oder bringt je nach Bedarf Kinderbetreuung und Termine vor Ort unter einen Hut. Auch mit ihrem Mann hat sie natürlich im Vorfeld intensiv über ihr neues Arbeitszeitmodell gesprochen. „Und trotzdem hieß es in er ersten Zeit schon mal: Wie, du arbeitest jetzt noch?“, sagt die 33-Jährige und lacht. Mittlerweile habe sich aber die ganze Familie an Mamas Homeoffice gewöhnt. „Sogar meine kleine Tochter weiß, dass sie mal etwas leiser sein muss, wenn ich den Telefonhörer am Ohr habe.“
Im Sommer beginnt für die Tochter der Zochers die Kita-Zeit. Ab dann will die 33-Jährige auch wieder etwas mehr Zeit an ihrem Schreibtisch im Rathaus verbringen – und nicht mehr nur von zu Hause aus arbeiten.