Gladbeck. Achim Schrecklein hat sich mit seiner Firma „druck & graphik“ kleiner gesetzt. „Meinen erlernten Beruf des Schriftsetzers gibt’s gar nicht mehr.“

„Meinen erlernten Beruf gibt es heutzutage gar nicht mehr“, sagt Achim Schrecklein, gelernter Schriftsetzer und Inhaber des Verlags „druck & graphik“. Inzwischen ist er mit seinem Unternehmen in die Postallee umgezogen, nachdem er viele Jahre an der Bottroper Straße beheimatet war.

Er hat sich kleiner gesetzt, denn mit der Digitalisierung begann auch ein klassisches Druckereisterben, dem er nicht tatenlos zuschauen wollte. „Ich hatte an der Bottroper Straße einen ordentlichen Maschinenpark“, sagt Schrecklein, „aber irgendwann war der nicht mehr ausgelastet und dann kannst du keine Gewinne machen.“

Schrecklein tat sich mit Kollegen aus Köln und Düsseldorf zusammen

Drucker Achim Schrecklein, hier an der Schneidemaschine.
Drucker Achim Schrecklein, hier an der Schneidemaschine. © Mengedoht

Er sei sehr gut vernetzt, betont der 59-Jährige und so ließ er seine Verbindungen spielen, tat sich schließlich mit zwei Berufskollegen aus Köln und Düsseldorf zusammen und alle drei sortierten ihre Aufgabenbereiche neu. „Wir haben jetzt einen gemeinsamen Produktionsstandort für die größeren Auflagen im Rheinland und hier in Gladbeck produzieren wir die sogenannten Akzidenzdrucksachen.“

Hinter diesem Begriff verbergen sich Geschäfts- oder Privatdrucksachen, beispielsweise Briefpapiere, Visitenkarten, Plakate, Prospekte oder Flyer, aber auch aufwendig gestaltete Buchtitel. Die Maschinen für den Digitaldruck stehen im hinteren Bereich des Büros: „Ohne Digitaldruck geht in unserem Gewerbe heute gar nichts mehr“, ist Schrecklein überzeugt.

Kleine Druckbetriebe müssen heutzutage Nischen finden

Die Digitalisierung in der Druckbranche ist schon seit etwa 15 Jahren in vollem Gange: Desktop Publishing (DTP), PDF mit Farbprofilen und der Digitaldruck haben den klassischen Offsetdruck weitgehend verdrängt. „Farbe auf Papier bringen, das kann heute jeder“, sagt Schrecklein etwas bitter, aber dann müsse man eben Nischen finden.

„Dadurch konnten wir bisher überleben und werden es wohl auch zukünftig“, sagt er kämpferisch. Seine „Nischen“ sind Ideen, die er in „Produkte“ verwandelt. So wie die „Flaschenkarte“ – allerdings „viel Nostalgie“ – wie Schrecklein selber sagt. Folgt jemand einer Einladung bringt er häufig eine Flasche Wein mit. Für diesen Fall hat er eine Grußkarte entwickelt, die auf den Flaschenhals gesteckt werden kann.

Betriebe müssen mehr als die Druckleistung erbringen

Buch gibt es im Rathaus

Das Buch „100 Jahre. 100 Bilder“ ist ein schönes Geschenk für Gladbecker oder auch für Alt-Gladbecker, die auswärts leben, zu Gladbecks 100-jährigem Stadtjubiläum.

Das Buch aus dem Verlag Druck & Graphik ist für 14,95 Euro erhältlich in der Gladbeck-Information im Rathaus.
ISBN: 978-3-00-061345-6

Es gibt Kalender im Postkartenformat, Hochzeitsbroschüren, ein Seniorenmagazin und es gibt „Kenny“, einen Flyer, der alle Autokennzeichen kennt – eine wertvolle Hilfe für Eltern während langer Autofahrten. „Der Markt hat sich in unserem Gewerbe inzwischen halbiert. Die Zukunft wird durch einen Schrumpfungsprozess bestimmt“, sieht Schrecklein die Situation realistisch: „Entscheidend ist heute für uns, dass wir durch die Qualität unserer Gestaltung punkten.“

Experten raten derweil den Druckereien, zum Überleben nicht mehr nur die reine Druckleistung zu erbringen, sondern die vielen zusätzlichen Anforderungen abzudecken, die ein Verlag neben und rund um den Druck erfüllen könnte. Genau diesen Weg hat Achim Schrecklein mit seiner Verlagsgründung beschritten und zu Gladbecks 100-jährigem Stadtjubiläum einen ansprechenden Fotoband im Querformat herausgebracht – „100 Jahre. 100 Bilder“.