Gladbeck. . Young-Soon und Hyi-Ung Moon stammen aus Südkorea, kennengelernt haben sie sich aber in Deutschland. Seit 50 Jahren sind sie in Gladbeck zuhause.
In Europa zu leben – das war schon früh der Wunsch von Young-Soon Moon. 1966 ging er in Erfüllung: Die 20-Jährige kehrte ihrer Heimat Südkorea den Rücken und kam nach Deutschland. An der Uniklinik in Bonn absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester.
Bei einer Busreise nach Amsterdam lernte die junge Frau Hyi-Ung Moon kennen. Auch er war aus Südkorea nach Deutschland gekommen, hatte zunächst als Krankenpfleger gearbeitet und studierte Maschinenbau an der Fachhochschule Gelsenkirchen.
1969 zog das Paar nach Gladbeck
Die beiden wurden ein Paar, heirateten 1969 und zogen nach Gladbeck. Sie wechselte von Bonn auf die Intensivstation im St. Barbara-Hospital. Er fand Arbeit bei einem Gasunternehmen in Essen, blieb dort als Geschäftsführer bis zu seinem Ruhestand. Das Paar hat zwei inzwischen längst erwachsene Kinder.
Vielleicht waren die ostasiatischen Wurzeln der Grund: Young-Soon Moon begann schon früh, sich mit der traditionellen chinesischen Medizin zu beschäftigen. Als die Kinder größer wurden, intensivierte sie dieses Engagement, besuchte drei Jahre eine Heilpraktikerschule in Duisburg und ließ sich zwei Jahre in traditioneller chinesischer Medizin ausbilden, eröffnete in der oberen Etage ihres Wohnhauses an der Wielandstraße eine eigene Praxis, behandelt seither ihre Patienten u. a. mit Akupunktur, Eigenbluttherapie und Homöopathie.
In Südkorea waren sie vor vier Jahren zum letzten Mal
„Mit diesem Beruf habe ich meine Erfüllung gefunden, er ist ein Geschenk“, sagt die 74-Jährige. Qi Gong gehört auch zu ihrem Repertoire. Seit ein paar Jahren gibt sie an der VHS Kurse in dieser chinesischen Heilkunst.
Fast 50 Jahre leben Moons mittlerweile in Gladbeck, haben viele Freunde gefunden, fühlen sich hier zuhause. In Südkorea waren sie vor vier Jahren zum letzten Mal. Über einen koreanischen Fernsehsender informieren sie sich über das, was in Korea passiert, halten per E-Mail und Telefon Kontakt zu Verwandten und Bekannten dort. Urlaub machen sie nicht in Asien, sondern im Campingwagen in Holland.
Der asiatische Neujahrstag wird gemeinsam mit mehr als 500 Landsleuten in Bottrop gefeiert
Aber: Gekocht wird koreanisch, und am asiatischen Neujahrstag, der sich nach dem chinesischen Mondkalender richtet und immer am Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 20. Februar gefeiert wird, treffen sich Moons jedes Jahr mit mehr als 500 Landsleuten aus dem ganzen Ruhrgebiet in einer großen Halle in Bottrop – mit koreanischen Tänzen und Liedern, Künstlern und Speisen aus der früheren Heimat.
Und dann ist da noch das Ritual, das Moons noch immer pflegen. „An den Todestagen von Vater und Mutter kommen auch unsere Kinder zu uns. Wir stellen um Mitternacht das Lieblingsessen der Verstorbenen und Schnaps auf den Tisch, lassen die Haustür einen Spalt offen und laden sie ein“, erklärt Young-Soon Moon. „Wir sind überzeugt, dass die Verstorbenen dann bei uns sind und dass sie uns beschützen.“
Von solchen Sitten und Gebräuchen abgesehen, fühlt sich Young-Soon Moon eher als Deutsche denn als Koreanerin, und über Gladbeck sagt sie: „Diese Stadt ist meine Heimat geworden. Meine Seele ist hier, ich bin hier verwurzelt.“