Gladbeck. Galeristin Karoline Dumpe bereitet eine neue Gruppenausstellung mit zehn Künstlerinnen und Künstler vor. Schau öffnet ab Freitag, 15. Februar.

Ein Schöpfungsprozess der besonderen Art – vom kreativen Chaos hin zum geordneten künstlerischen Mikrokosmos – ist das, was in Karoline Dumpes Ausstellungsräumen jetzt wieder zu beobachten ist. Denn zur mittlerweile 16. Kunstschau „KunstKompakt“ haben die ausgewählten zehn internationalen Künstlerinnen und Künstler gerade ihre Arbeiten angeliefert, im kleinem Labyrinth der Ausstellungsräume an der Ringeldorfer Straße 6 abgestellt und aus Schutzfolien und Behältern behutsam ausgepackt.

Jenny Plümpe kritisiert mit ihrer Köln-Serie den Klimawandel in schönen bunten Bildern mit Anlehnung an Comic, Pop-Art und Science-Fiction.
Jenny Plümpe kritisiert mit ihrer Köln-Serie den Klimawandel in schönen bunten Bildern mit Anlehnung an Comic, Pop-Art und Science-Fiction. © Marcus Esser

Das Ganze jetzt unter dem Oberbegriff „Visionen“ zu ordnen, dabei jedem Künstler gerecht zu werden und zugleich einen Bezug der nebeneinander präsentierten Werke quasi als roten Faden für den Betrachter zu finden, „das ist jetzt die besondere Kunst“, sagt die selbst freischaffende Galeristin.

Faszinierend unterschiedliche Werke

Gut, Jenny Plümpe, Anneke Koster, Claudia Lüke oder Carla Zeegers zeigen alle Bauwerke in ihren Bildern, nur sind ihre künstlerischen Techniken und Ausdrucksformen sowie Bildaussagen völlig, ja faszinierend unterschiedlich. „So dass ich darauf achten muss, wen ich zusammen hänge und mit welcher Bildauswahl“, damit eine klare Linie bleibe und sich die Werke nicht konfus eliminieren, indem das Auge überfordert wird, sagt Dumpe.

Da sind zum Beispiel Jenny Plümpes große, bunte Bilder (Köln-Serie), die mit Anlehnung an Comic, Pop-Art und Science-Fiction schön bunt verpackt

Brücken-Bild von Anneke Koster.
Brücken-Bild von Anneke Koster. © Marcus Esser

dem Betrachter erst auf den zweiten Blick den Klimawandel verdeutlichen. „Gesellschaftskritik nicht böse verpackt“ sagt die Künstlerin, die Erdmännchen in einer heißen Wüstenoase als scheinbarem Idyll sitzen lässt. Das umso bewusster zum menschenleerer Ort wird, wenn im Hintergrund die einstige Rhein-Metropole mit Ruinen vom Kölner Dom und Deutzer Brücke erkannt wird.

Die Klappbrücke wirkt geradezu eingefroren

Daneben steht noch eine großformatige Arbeit von Anneke Koster (NL). Sie zeigt ebenfalls menschenleere Ansichten ihrer Stadt. Ansichten von Harlem, die trotz auch vieler zarter bewegter Pinselstriche und pastelliger Farbkleckse von düsteren, kantigen Bildelementen dominiert werden. So dass die Ansicht einer Gracht mit Klappbrücke letztlich nicht bewegt, sondern wie erstarrt, geradezu eingefroren wirkt.

Schräg gegenüber lehnen Metallbilder von Claudia Lüke an der Wand. Die Gelsenkirchenerin zeigt Ruhrgebietsarchitektur wie die schwarz-weiße Fotoansicht einer Zeche, eingeätzt in eine grobpolierte Metallplatte, die dann mit Schellack und anderen Farben verfremdet wurde. Das querformatige Bild ist in gleichgroße schmale Hochformate filetiert. Jeder Happen erhält so gleiches Gewicht und verlangt vom Betrachter damit mehr individuelle Aufmerksamkeit und Muße. „Alle drei Künstler in einem Raum, das ist zu viel, die muss ich trennen“, sagt Karoline Dumpe.

Bleibt abzuwarten, wen sie letztlich auch mit Carla Zeegers räumlich liiert. Die Niederländerin zeigt grafische Architektur, in der schwarz

Carla Zeegers zeigt sterile Ansichten von futuristisch anmutenden Gebäuden
Carla Zeegers zeigt sterile Ansichten von futuristisch anmutenden Gebäuden © Marcus Esser

und weiß klare Konturen schaffen. Sterile Ansichten von futuristisch anmutenden Gebäuden, die sie über Fotografien von existenten Häusern und Fabriken entstehen lässt, die sie in Albanien, Mazedonien oder den Niederlanden abgelichtet hat. Farbreduziert ausgedruckt und von ihr kontrast- wie detailreich in den Konturen nachgezogen, entstehen Ruinen und Endzeitszenarien.

Sehnige Skulpturen locken

Nur wer genau hinguckt, erkennt kleine Farbtupfer, die auf die einstigen

Gret Ketelear bevorzugt bei ihren Skulpturen sehnige und nuskulöse Männerkörper.
Gret Ketelear bevorzugt bei ihren Skulpturen sehnige und nuskulöse Männerkörper. © Heinrich Jung

menschlichen Bewohner hinweisen, etwa der Rest einer bunten Fenstergardine, die im Wind flattert. Beeindruckende Hingucker wie auch die Männer-Skulpturen von Greet Ketelaer, die in sehnigen und muskulösen Posen den Besucher zum Betrachten locken.

Man darf gespannt sein, wie Karoline Dumpe die Schau letztlich komponieren wird. Klar ist, dass es auch der KunstKompakt 16 gelingt, hohe Qualität zeitgenössischer Kunst nach Gladbeck zu holen.