Gladbeck. . In zehn Jahren sank die Zahl der Betriebe von 23 auf 17. Apothekensprecherin Pradel: „Es lohnt nicht mehr. Nachfolgesuche ist schwierig.“
„Apotheken? Gibt’s doch an jeder Ecke.“ Diese falsche Annahme hält sich hartnäckig. Aber: Das war einmal. Auch in Gladbeck sinkt die Zahl der Apotheken beständig. 23 gab es 2009 im Stadtgebiet, zehn Jahre später sind es noch 17. „Das ist ein Rückgang um 26,1 Prozent“, hat Dorothee Pradel ausgerechnet. Und besser wird es in Zukunft wohl nicht, weiß die Sprecherin der Gladbecker Apotheken. „Es wird rapide so weitergehen.“ Aktuell suchen drei Gladbecker Apotheken-Inhaber händeringend nach Nachfolgern. Pradel hat Zweifel, ob sie diese finden werden. „Es lohnt sich einfach nicht mehr“, sagt sie.
Umsatz ist noch weitgehend stabil, aber es gibt Gewinnverluste
Und das hat mehrere Gründe. Die Konkurrenz durch das Internet und die Möglichkeit, Medikamente und Kosmetika dort zu günstigeren Preisen zu erhalten, ist einer davon. Zwar ist der Umsatz vor Ort durch eine zunehmend ältere, und damit häufiger kranke Kundschaft noch weitgehend stabil. Aber: „Wir machen keine Umsatzverluste, sondern Gewinnverluste“, nennt Dorothee Pradel einen weitere Ursache für das schwindende Interesse pharmazeutischen Nachwuchses. Das habe mit einer geringeren Preisspanne beim Verkauf von Medikamenten seit der Umstellung auf eine anderes System zu tun.
In Bottrop wurden die Notdienste gekürzt
Apothekenschwund gibt es auch in der Nachbarstadt Bottrop. Dort sank die Zahl innerhalb von zwölf Jahren von 23 auf 18. Damit ist Bottrop bundesweit die Stadt mit der geringsten Apothekendichte.
Weil sich die Zahl der zu leistenden Notdienste pro Apotheke dadurch auf 20 pro Jahr erhöht hatte, wurde mit der Kammer eine geringere Zahl der Notdienste vereinbart. Jetzt sind es noch ca. 14 pro Jahr, die Bottroper Apotheker übernehmen. Möglich ist das, indem an Feiertagen auch Gladbecker Apotheken als Ausweichmöglichkeit genannt werden.
Gab es bei der früheren Preisspannenverordnung bis zu 40 Prozent Aufschlag je günstiger ein Medikament war, gibt es nun pro verschreibungspflichtigem Medikament eine Art Festpreis von 8,75 Euro. Hinzu kommt ein „Zwangsrabatt“, der an die Krankenkasse zu zahlen ist. Die Gewinnmarge ist somit auch bei teuren Medikamenten nicht größer. „Ich muss die aber vorfinanzieren“, gibt Pradel zu bedenken.
Nach wie vor gut laufen allerdings Apotheken in direkter Anbindung an Ärztehäuser, auch größere Ketten haben wenig Probleme. Pradel: „Es sind die mittleren Apotheken und die in den Außenbezirken, die es schwer haben.“ Die schließen spätestens dann endgültig, wenn die Inhaber keine Nachfolger finden.
Nachfolgesuche: „Der Markt ist leer gefegt“
Denn das wird ein immer größeres Problem. „Der Markt ist leergefegt“, weiß Pradel. In der Industrie und freien Wirtschaft könnten Pharmazeuten mehr Geld verdienen als mit einer Apotheke, abgesehen davon, dass diese ja gekauft werden müsste und abzuzahlende Kredite die Gewinnmargen zusätzlich schmälern. Hinzu kommt: In der freien Wirtschaft sind die Arbeitszeiten geregelter, gibt es keine Notdienste. Die muss jeder niedergelassene Apotheker verpflichtend übernehmen. „An solchen Tagen/Nächten arbeite ich 36 Stunden, denn nach dem Nachtdienst folgt ja wieder ein normaler Tagdienst“, sagt die Apothekensprecherin.
Immerhin: Seit die Bezirke für die Notdienstversorgung ausgeweitet wurden, auch Apotheken in Gelsenkirchen und Essen für Gladbecker angegeben werden, bleibt die Zahl der Notdienste im Rahmen. Zwölf musste die Elefanten-Apotheke von Dorothee Pradel im vergangenen Jahr übernehmen. In ihrer anderen Apotheke in Bottrop, wo der Apotheken-Schwund noch krasser ist, waren es zuletzt über 20.