Gladbeck. . Die Sprecherin der Apotheker Dorothee Pradel appelliert an Abgeordnete der künftigen Jamaika-Koalition. Es geht um das Überleben der Apotheken.
- Appell an Abgeordnete der künftigen Jamaika-Koalition, das Überleben der Apotheker zu sichern
- Ausländische Hersteller müssen sich nicht an die Arzneimittelpreisverordnung halten
- Sie können sich die Rosinen rauspicken, während die Apotheke vor Ort alles vorhalten muss
Während sich in diesen Tagen die Parteien im Bundestag und ihre Fraktionen neu sortieren, appellieren die Apotheker vor Ort an die frisch gewählten Abgeordneten, die Sicherung einer wohnortnahen Arzneimittelversorgung nicht aus dem Blick zu verlieren. Apothekerin Dorothee Pradel, Sprecherin der Gladbecker Apothekerschaft, richtet sich insbesondere an die Vertreter einer möglichen Jamaika-Koalition: „Die zukünftige Bundesregierung muss das Wohl der Patienten, die auf eine flächendeckende Versorgung in Stadt und Land angewiesen sind, in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen und nicht die Umsatzinteressen international agierender Konzerne“.
Pradel macht es ganz konkret: „Daher brauchen wir möglichst schnell nach Regierungsbildung das Versandverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Das ist der einzige Weg, um das Überleben der Apotheke vor Ort und die Versorgung in der Fläche zu sichern – und zwar rund um die Uhr.“
Pradel: Was keinen Profit bringt, wird von ausländischen Versendern nicht verkauft
Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes dürfen ausländische Versender Boni gewähren und müssen sich nicht mehr an die Arzneimittelpreisverordnung halten. Pradel erklärt die Problematik: „Versender aus dem Ausland betreiben Rosinen-Pickerei: Was keinen Profit bringt, wird in der Regel nicht verkauft.“ Anders die Apotheke vor Ort: Viele der zahlreichen Leistungen der öffentlichen Apotheke wie der Notdienst rund um die Uhr, die Herstellung von Individualrezepturen oder auch die Abgabe von Betäubungsmitteln seien „faktisch ein Minusgeschäft und gleichzeitig Aufgaben, vor denen sich die Versender aus dem Ausland drücken. Diese Gemeinwohlpflichten werden – in der Innenstadt, auf dem Land oder in strukturschwachen Stadtrandlagen – über die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel finanziert“.
Auch die Apotheke vor Ort muss wirtschaftlich arbeiten
Am Ende müsse auch die Apotheke vor Ort wirtschaftlich arbeiten. Stecke ein börsennotierter Finanzkonzern dahinter, könne ein Versender jahrelang Geld verbrennen, bis die Struktur vor Ort zerstört ist. „Dann gehen die Preise hoch – wie bei jedem Monopol.“
Schon jetzt sei die Versorgung der Bevölkerung durch die Apotheken günstig. Pradel: „Das, was in den Apotheken am Ende des Tages verdient wird, beträgt nur 2,3 Prozent des Gesamtvolumens der Gesetzlichen Krankenversicherungen. Allein die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen liegen mit 4,8 Prozent mehr als doppelt so hoch.“