Gladbeck. . Kriselnder Hersteller von Wärmetauschern ist im Insolvenzverfahren und treibt Restrukturierung voran. Unternehmen schließt zwei Geschäftsfelder.
Die Klingenburg GmbH in Brauck, Weltmarktführer im Bereich Wärmetauscher zur Energierückgewinnung, steht vor einem Aderlass: Das einstige Vorzeigeunternehmen wird im Rahmen seines Insolvenzverfahrens mehr als ein Drittel seines Personals abbauen und zwei defizitäre Geschäftsfelder abstoßen. Das bestätigte Rolf Ferdinand Oberhaus, seit November neuer Klingenburg-Geschäftsführer.
Einigung mit Gläubigern wird angepeilt
Löhne und Gehälter der 300 Mitarbeiter, die Anfang November bei Klingenburg beschäftigt waren, waren für die ersten drei Monate des vorläufigen Verfahrens durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Noch im August hatte Klingenburg 320 Mitarbeiter.
Der Geschäftsbetrieb bei Klingenburg wurde zunächst uneingeschränkt fortgeführt. Die neue Geschäftsführung arbeitete den Restrukturierungsplan aus, der nun mit Start des regulären Insolvenzverfahrens realisiert wird. Zu den Eckpfeilern gehört auch eine Einigung mit den Gläubigern.
Erwartungsgemäß habe das zuständige Amtsgericht Essen das reguläre Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Seit November lief bereits ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Eine erste Maßnahme war die Installierung der neuen Geschäftsführung mit dem restrukturierungserfahrenen Betriebswirt und Vertriebsexperten Oberhaus an der Spitze. Ihm zur Seite gestellt wurden der Restrukturierungsbevollmächtigte Dr. Dirk Andres und als Sachwalter des Gerichts Horst Piepenburg.
87 von 257 aktuellen Jobs werden abgebaut - 30 Leiharbeiter bereits entlassen
Das Sanierungskonzept sieht vor, 87 der aktuell 257 Jobs abzubauen. Auf diese Weise würden im Werk Gladbeck rund 170 Arbeitsplätze erhalten, betont Geschäftsführer Oberhaus. Bereits mit dem Stichtag 1. Februar (Beginn der regulären Insolvenz) wurde 30 Leih- bzw. Leasingmitarbeitern gekündigt. Zehn weitere der festen Mitarbeiter waren bereits seit November aus eigener Entscheidung gegangen. Auch diese Arbeitsplätze werden nicht wieder neu besetzt.
Grund für den Personalabbau sei, so Oberhaus, dass die Klingenburg GmbH die defizitären Teilbereiche Plattenwärmetauscher und Gegenströmer aufgeben werde, „so dass der volle Personalaufwand nicht weiter erforderlich ist“, so der Geschäftsführer. „Das Ziel der Planungen war es, so viele Mitarbeiter wie möglich sinnvoll weiter zu beschäftigen und gleichzeitig wirtschaftlich profitabel zu arbeiten.“ Die Mitarbeiter wurden in dieser Woche über das Sanierungskonzept und die anstehenden Maßnahmen informiert.
Mit ersten Strukturierungsmaßnahmen das Geschäft stabilisiert
Oberhaus bekräftigte gegenüber der WAZ, dass das Unternehmen seit Antrag auf Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahren im November durch erste Restrukturierungsmaßnahmen dafür gesorgt habe, das Geschäft zu stabilisieren. Die Markt- und Wettbewerbssituation sei nach wie vor fordernd, aber „mit dem Umsatz liegen wir über Plan.“ Oberhaus versicherte, dass Klingenburg alle vertraglich vereinbarten Aufträge plangerecht bearbeiten könne und werde. Auch in den zu schließenden Teilbereichen werde das Unternehmen den vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und noch voraussichtlich bis Mai 2019 weiter produzieren. Auftragsentwicklungen und Investitionen lägen im Plan.
Oberhaus zeigt sich zuversichtlich, dass die Sanierung des Unternehmens gelingen wird und das Amtsgericht das Verfahren bis Ende August 2019 aufheben wird.