Gladbeck. Heinz Ilaender, der unermüdliche Makler der klassischen Musik, feiert seinen 90. Geburtstag. Viele Jahre leitete er die Reihe der Forumskonzerte.
Er ist seit Jahrzehnten die Seele der klassischen Musik in Gladbeck, ein Makler hochklassiger Konzerte, ein versierter Klavier- und Orgelspieler sowie stimmiger Bariton: Heinz Ilaender, der große Bach-Verehrer, feiert am Donnerstag, 4. Januar, seinen 90. Geburtstag.
Die Liebe zur Musik war ihm zwar nicht in die Wiege gelegt worden, sie sollte aber sein Leben bestimmen: Schon sehr früh, in Kindertagen, sorgte sein Vater, ein städtischer Beamter, für eine gründliche musikalische Erziehung des Nachwuchses: Der kleine Heinz „musste“ Klavier spielen lernen – die Grundlagen dafür wurden im Unterricht der vielen älteren Gladbeckern noch bekannten Musikpädagogin Cäcilie Bambeck gelegt – unter der strengen Kontrolle des Vaters, wie sich das Geburtstagskind erinnert. Aus dem „Muss“ wurde aber schnell eine große Liebe. Mit 16, direkt nach dem Krieg, folgte Orgelunterricht beim langjährigen Kantor von St. Lamberti und Leiter des Städtischen Musikvereins, Heinz Küper.
Als Student spielte er als Pianist in Jazzorchestern
Heinz Ilaender hatte als zweites von vier Kindern bei einer Hausgeburt seiner Mutter daheim an der Lambertistraße am 4. Januar 1929 das Licht der Welt erblickt. Bombennächte und Hilfsdienste bei der Flak prägten im Zweiten Weltkrieg den heranwachsenden Heinz auf ganz andere Weise, aber auch als Gymnasiast und später als Student konnte Ilaender nicht die Finger von der Musik lassen: Er spielte im Schulorchester des heutigen Ratsgymnasiums (Abi-Jahrgang 1949) und wirkte in studentischen Tanz- und Jazzorchestern als Pianist mit.
Trotz aller Begeisterung für die Musik („am liebsten wäre ich Dirigent geworden“) studierte er nicht Musik, sondern beugte sich dem Wunsch des Vaters nach einer „soliden Berufsausbildung“ und studierte zunächst Chemie in Bamberg und Münster, wechselte dann aber zur Pharmazie, der er sich in Würzburg und Erlangen widmete.
Neun Jahre engagierte sich Ilaender im Kulturausschuss
Beruflich als Apotheker-Assistent ab 1961 tätig und vielen Patienten von Glückauf- und Rosenapotheke bekannt, blieb Ilaender aber in all den Jahren der Musik auf vielfältige Weise verbunden. Beinahe lebenslang spielte Ilaender an den Orgeln fast aller Gladbecker Kirchen – als Vertreter der Organisten. Seit 1944 (bis 2009) sang er als Bariton im Kirchenchor St. Lamberti, seit 1945 (bis 2018) im Städtischen Musikverein. Als profunder Kenner der Musikszene und versierter Schreiber formulierte der Musikliebhaber für die städtische Kulturverwaltung einführende Texte für Konzertveranstaltungen, von 1976 bis 1985 gehörte er als sachkundiger Bürger für die CDU dem Kulturausschuss des Rates an. Dort engagierte er sich vor allem als Berater für die Organisation von Konzertveranstaltungen.
Mit Stadtplakette geehrt
Für sein Engagement um das Gladbecker Kultur- und Konzertleben und die Heranführung junger Menschen an die klassische Musik wurde Heinz Ilaender, Vater zweier Söhne und Großvater eines Enkels, mit der Stadtplakette ausgezeichnet.
Ilaender besitzt mehr als 700 Klassikschallplatten, schon morgens im Bett hört er Musik.
1987 wurde er gebeten, bei der Gründung des „Forums Deutscher Musikhochschulen“ mitzuwirken – die gerade neu erbaute Stadthalle sollte mit Leben gefüllt werden: Zunächst als „rechte Hand“ des unvergessenen Karl Riebe und als Verfasser der Programmhefte, seit 2002 (bis 2018) als alleiniger künstlerischer Leiter der Reihe. Eine Erfolgsgeschichte – mehr als 250 Konzerte, oft „jenseits ausgetretener Pfade“, fanden eine große Fangemeinde. Mehr als 130 davon verantwortete Ilaender allein. Auch nach seinem Abschied als Forumschef im April 2018 will der Altersjubilar der Konzertreihe noch lange treu bleiben – als Zuhörer.