GLADBECK. . Heinz Ilaender (80), künstlerischer Leiter der Gladbecker Konzertreihe „Forum Deutscher Musikhochschulen“, gibt die Regie in jüngere Hände.
Das letzte Konzert der Saison 2017/2018 in der Reihe „Forum Deutscher Musikhochschulen“ geht am kommenden Dienstag in der Stadthalle über die Bühne. Danach ist Sommerpause. Nur für einen ist es wirklich ein „letztes“ Konzert, jedenfalls in einer bestimmten Rolle. Heinz Ilaender, seit Beginn der Reihe im Jahr 1988 Mitgestalter, seit 2002 alleiniger künstlerischer Leiter, gibt die Regie in andere Hände. „Es ist ein guter Zeitpunkt abzutreten“, sagt der Apotheker-Assistent im Ruhestand – nach 30 Jahren.
Klavierspiel entfachte Leidenschaft
Heinz Ilaender ist Ur-Gladbecker, im Jahr 1929 „nahe der Lamberti-Kirche“ geboren. Er sieht es als Segen an, dass sein Vater, ein städtischer Beamter, viel Wert auf die musikalische Erziehung seiner Kinder gelegt hat, die Klassik als integrativen Teil der bürgerlichen Bildung sah. Mit sieben Jahren „muss“ der kleine Heinz Klavierspielen lernen, aus der Anweisung wird sehr schnell eine große Liebe. Eine, die das gesamte Leben bestimmen wird. Mit 16, direkt nach dem Krieg, beginnt Ilaender auch das Orgelspiel, grenzenlos seine Bewunderung für Johann Sebastian Bach schon damals.
Musik füllt seinen Alltag: Klavierstunden bei Lehrerin Caecilie Bambeck, Singen im Gladbecker Musikverein, Pianist im Schulorchester am Ratsgymnasium bis zum Abitur im Jahr 1949, Klavierspiel bei Tanzveranstaltungen der katholischen Jugend. Warum dann kein Musikstudium? „Vater war sehr streng. Obwohl er Wert auf Hausmusik legte, selber Geige spielte, sollte ich Chemie studieren“. Ilaender wechselt einige Universitäten und auch das Studienfach, es ist schließlich die Pharmazie, in der er dann sein gesamtes Berufsleben verbringt. Und die Musik? Immer Begleiter. „Während der Zeit an der Uni Würzburg habe ich mal den zweiten Preis in einem Dirigierwettbewerb gemacht“, erzählt er. „Das war zwar eher eine Gaudi zum Volksfest, aber schon ernsthaft durchgeführt mit einer professionellen Blaskapelle“.
Große Liebe gefunden
Die Leidenschaft für die Musik hat Heinz Ilaender auch die Liebe seines Lebens beschert: Ingeborg. Im vergangenen Jahr feierten die Eheleute die Goldene Hochzeit.
Die heute 79-Jährige singt schon ein Leben lang im Chor, ist musikalisch gebildet. „Das hat sofort gefunkt“. Zwei Söhne werden geboren. Die Namen? Sebastian, wie der berühmte Barockkomponist und Gregor, wie der Papst, der als Reformator der Kirchenmusik gilt.
Ingeborg Ilaender engagierte sich ebenfalls bei den „Forumskonzerten“. Programmhefte wurden anfangs noch mit Schreibmaschine und Blaupause geschrieben. „Ich bin immer rüber zum Kulturamt gelaufen und habe sie abgeliefert, mein Mann war ja da noch vollzeitbeschäftigt“, sagt die gelernte Fernmeldeassistentin.
Ilaender spielt lebenslang Orgelvertretungen in fast allen Gladbecker Kirchen, und engagiert sich letztendlich von 1976 bis 1985 im Kulturausschuss des Stadtrats als sachkundiger Bürger. Er schreibt Texte für städtische Kulturveranstaltungen und wird 1987 gebeten, beim zu gründenden „Forum Deutscher Musikhochschulen“ mitzuwirken. Die Mathias-Jakobs-Stadthalle, gerade gebaut, sollte mit Leben gefüllt werden.
Eine Erfolgsgeschichte beginnt. Bis dato rund 250 Klassikkonzerte, die ab 2002 eindeutiger die Handschrift von Ilaender zeigen. „Jenseits der ausgetretenen Pfade“, nennt er es, denn von nun an steht auch die moderne Klassik auf dem Programm. „Ein Höhepunkt sicherlich die 140 Schlaginstrumente oder der reine Bläserabend, mit diversen Formationen verteilt im Raum“.
Musikzimmer im Keller
Vor zwei Jahren hat Ingeborg Ilaender ihren Mann als Organisatorin vertreten, Heinz Ilaender brach sich den Oberschenkel und konnte Monate lang seine geliebten Konzerte nicht besuchen. Jetzt geht er, wenn auch langsam, wieder die Treppenstufen hinab in den Keller, wo er sein Musikzimmer eingerichtet hat. Ein Römhildt-Klavier füllt den Raum. „Klingt fast wie ein Flügel“, schwärmt er, lässt die flinken Finger über die Tasten gleiten und zaubert eine schöne Melodie. Im Schrank liegen unzählige Vinyl-Schallplatten. „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn, aber auch die „20 Golden Greats“ von Ella Fitzgerald: „Ich liebe jede Musik, wenn sie gut ist, und es gibt reichlich gute Jazz-Musik.“