Gladbeck. . Mit dem Geld kann der Tierschutzverein Tierarztrechnungen begleichen. Und spätestens Ende Januar startet der Abriss der Bergarbeitersiedlung.
Regen klatscht gegen das marode Mauerwerk des Torbogens der Zweckeler Geistersiedlung. Der böige Wind treibt die kläglichen Überreste eines pinkfarbenen Regenschirms über den Asphalt.
Freiwillig geht an diesem nasskalten Freitagmorgen niemand vor die Tür. Fast niemand. Sechs Menschen haben unter dem Torbogen Schutz vor dem nasskalten Wetter gesucht – und scheinen dabei auch noch gute Laune zu haben.
Die Katzen sind umgesiedelt
Vor allem Tanja Zimmer vom Tierschutzverein und ihre beiden Kolleginnen Christiane Stipek und Dorina Hack sehen ziemlich zufrieden aus. Es steht nämlich keine Tierrettung an – vielmehr gibt’s Geld für den Tierschutzverein. Mit einer Spende von insgesamt 1000 Euro haben die Investoren des Neubauprojektes auf dem Areal der alten Schläge und Eisen-Bergarbeitersiedlung die Tierschützer kurz vor Weihnachten noch überraschen wollen. Und aus diesem Grund fand die Übergabe auch vor dieser tristen Kulisse im strömenden Regen statt.
„Spenden“, sagt Tanja Zimmer, „kann der Tierschutzverein immer gebrauchen, und dieses Geld kommt genau richtig, um noch ausstehende Tierarztrechnungen begleichen zu können.“ Die Tierschützer haben doppelt Grund zur Freude, denn auch das Umsiedeln der wilden Katzen, die zum Teil jahrelang in den Hausruinen gelebt haben, ist geglückt. 16 Tiere haben ein neues Zuhause gefunden auf Bauernhöfen und in Reitställen. Alle sind etliche Kilometer von der Geistersiedlung entfernt gelegen. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass eine der Katzen sich auf Wanderschaft zurück ins alte Zuhause macht.
Spätestens Ende Januar sollen die Ruinen abgerissen werden
Das wäre aber auch ein sinnloses Unterfangen, denn spätestens Ende Januar sollen die Ruinen abgerissen werden. Diesen Termine bestätigte Immobilienunternehmer Rolf Klinkhammer vom Investoren-Trio bei der Spendenübergabe. „Die Abrissgenehmigung liegt ja bereits vor, und ein Bagger steht ja auch schon vor der Siedlung“, so Klinkhammer. Das richtig schwere Abbruchgerät komme aber noch.
Von versteckten Problemen beim Abriss der Bergarbeiterhäuser aus dem Jahr 1913 geht der Investor erst einmal nicht aus. Er stemmt das Neubauprojekt gemeinsam mit seinen Partnern Sebastian Zielinski (Bauunternehmer), Clemens Klöpper (Abrissunternehmer) und Michael Klump (Strelzig und Klump) als Architekt.
Probleme beim Abriss wird es wohl nicht geben
Auch der städtische Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck ist von einem reibungslosen Ablauf überzeugt. Schließlich seien die alten Häuser ja nicht vergleichbar mit dem Problem-Hochhaus Schwechater Straße. Da ist ja bereits klar, dass Asbest den Abriss erschweren wird.
Invest in Höhe von 30 Millionen Euro
Rund 30 Millionen Euro will das Investoren-Trio in Abriss und Neubebauung der Schlägel und Eisen-Siedlung in Zweckel investieren.
Im Mai haben sie das gut 16.000 Quadratmeter große Areal im Zweckeler Norden gekauft. Die Vermarktung der 120 Wohnungen wird die Volksbank übernehmen. Geplant ist außerdem noch ein Seniorenheim.
Dafür macht aber der Blick an diesem grauen Freitag auf die Siedlung noch einmal deutlich: Zu retten sind die Häuser, oder besser das, was von ihnen übrig ist, nicht mehr. „Machbar ist natürlich vieles, aber man muss es am Ende ja auch finanzieren können“, sagt Michael Klump. Und an der Bohnekamp-straße soll ja kein Luxus-Neubau hochgezogen werden, sondern moderner und bezahlbarer Wohnraum entstehen. Ein Stadtquartier mit 120 Wohnungen und einem Seniorenheim soll hier gebaut werden, unter anderem sind 33 sozial geförderte Mietwohnungen vorgesehen. Neun Häuser bilden nach Fertigstellung das neue Quartier. Im Ensemble sollen sie an die einst im Gartensiedlungsstil angelegte Bergarbeitersiedlung erinnern.
Auch andere Hausbesitzer im Umfeld der Siedlung wollen investieren
Auch auf das Umfeld scheint sich der Neubeginn positiv auswirken. Schon jetzt, so Rolf Klinkhammer, hätten einige Hausbesitzer rechts und links der alten Siedlung erklärt, dass sie nun wohl auch in ihre Immobilien investieren würden.
Tierschützerin Tanja Zimmer blickt dem Neubeginn entspannt entgegen, schließlich sind die wilden Katzen umgesiedelt. Die Tierschützer wollen aber auch in der Zukunft immer mal an der Bohnekampstraße nach dem Rechten schauen. Denn in den Jahren des Stillstandes ist das Areal leider zu einem Gebiet geworden, in dem Menschen gern mal ihr leid gewordenes Haustier „entsorgen“.