Gladbeck. . Bauwerk aus der Wirtschaftswunderzeit gilt als beispielhaft für die Architektur dieser Zeit. Drei „Bs“ an der Fassade weisen darauf hin.

Seit einigen Tagen zieren drei große Bs die Rundung im Eingangsbereich der Petruskirche an der Vehrenbergstraße. Sie sind kunstvoll miteinander verschlungen. „Die Petruskirche wurde aufgenommen in die Liste der Big Beautiful Buildings (Große schöne Bauwerke). Sie steht damit als beispielhafter Bau aus der Zeit von 1950 bis 1970 in einer Reihe mit Gebäuden wie dem Audimax der Ruhr-Universität Bochum, der Christuskirche in Bochum oder dem Florianturm in Dortmund“, berichtet Pfarrer Martin Schäfer.

Gebäude spiegelt Experimentierfreude und Innovationsgeist

Eine Infotafel am Turm der Petruskirche beschreibt das Gebäude und das Anliegen des Projekts Big Beautiful Buildings (BBB). Es „lädt dazu ein, die Architektur der 1950er bis 1970er Jahre neu zu entdecken. Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 werden ausgewählte Bauwerke im Ruhrgebiet ausgezeichnet, die in besonderer Weise die Experimentierfreude und den Innovationsgeist in Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik widerspiegeln“, heißt es dort. Es ist ein Projekt der Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 und der TU Dortmund. BBB macht die Bauwerke der Wirtschaftswunderzeit im Ruhrgebiet sichtbar.

Architektur des Wirtschaftswunders

BBB konzentriert sich zunächst auf das Ruhrgebiet, das besonders durch Gebäude und Siedlungsstrukturen der Nachkriegszeit geprägt ist.

Seine unentdeckten Bauwerke und die „Alltagsbegleiter“, die die Bewohner des Ruhrgebiets täglich sehen und nun aus einem neuen Blickwinkel entdecken können, laden dazu ein, die Architektur des Wirtschaftswunders neu zu entdecken..

Womit die Petruskirche die Auszeichnung verdient hat, beschreibt Pfarrer Schäfer so: „Sie ist eine Kirche aus der Region für die Menschen in der Region.“ Ihre Ziegelwände spiegelten die Optik der Zechenhäuser wider, ihre für eine Kirche untypische Form würde sich nahtlos in eine Industrieanlage einpassen. „Die glatte Decke und die senkrecht verglasten Nischen verleihen dem Gotteshaus einen hallenartigen Charakter, und die gerundeten Wandsegmente als gestalterische Ordnungspunkte beherbergen den Altar, die Kanzel und das Taufbecken“, so der Seelsorger.

Sakrale Gegenstände aus der Lehrwerkstatt

Die drei sakralen Gegenstände wurden seinerzeit in der Lehrwerkstatt der ehemaligen Gelsenberg AG geschaffen. „Der Altar besteht aus V2A, einem korrosionsbeständigen Stahl.“ Der damalige Kirchmeister Schäfer habe als Leiter der Lehrwerkstatt den Kontakt hergestellt.

 
  © Bugzel

2017 feierte die Petruskirche ihren 50. Geburtstag: „Sie begleitet mit ihrer auffälligen Erscheinung am Rosenhügel die Menschen in Brauck“, sagt Pfarrer Schäfer. „Mitunter suchen sich Ehepaare diese Kirche als Traukirche aus.“ Sie seien angetan von der klaren Architektur mit ihren industriellen Anklängen. Oder eine Familie lasse ihre Kinder am Taufbecken taufen, weil es vom Opa in der Lehrwerkstatt gebaut wurde.

„Auf diese Weise“, sagt Schäfer, „bleibt die Petruskirche eine Kirche aus der Region für die Menschen in der Region, in der sich Glaube und Alltag die Hand reichen und sich miteinander verbinden.“