Gladbeck. . Bei Pro Familia nimmt deshalb die Sexualpädagogik an Schulen großen Raum ein. Seit 1978 gibt es die Beratungsstelle in Gladbeck.

40 Jahre Pro Familia in Gladbeck. Das muss gefeiert werden: Gemeinsam mit Freunden, mit Sponsoren und mit Vertretern aus Politik und Verwaltung hat das Beratungsteam das auch getan.

Nach 40 Jahren Pro Familia in der Stadt (zeitgleich feierte der Landesverband NRW auch noch 50. Geburtstag), da kann man aber auch einmal feststellen: „Wir sind der Fachverband für Sexualität!“ Gu­drun Faber sagt das mit Stolz. Und die Leiterin der Pro-Familia-Beratungsstelle Gladbeck fügt hinzu: „In den meisten Familien wird immer noch nicht offen über Sexualität gesprochen. Das Thema wird vielmehr gerne an die Schule abgetreten.“

Die Klassentermine finden nach Geschlechtern getrennt statt

Bei Pro Familia nimmt deshalb die sexualpädagogische Beratung an Schulen mittlerweile viel Zeit in Anspruch. Regelmäßig besucht die Diplompädagogin aus dem Gladbecker Team die neunten Klassen. Immer in Begleitung eines Pädagogen aus der Beratungsstelle Recklinghausen. Denn die Klassentermine finden nach Geschlechtern getrennt statt. „Und die Lehrer, die müssen draußen bleiben“, betont Faber. Das sei ganz wichtig, denn kein junger Mensch habe Interesse daran, so intime Dinge vor seinem Lehrer zu erörtern.

Bei den Jungen geht es in diesen Gesprächen ganz oft um Pornografie. „Das ist leider so, seitdem man Pornos so einfach auf dem Smartphone schauen kann.“ Aufgabe des Diplom-Pädagogen sei es dann, den Jungs eindrücklich klar zu machen, dass Frauen ganz und gar nicht so ticken, wie in den Filmen dargestellt.

Das „Schmuddelimage“ hat Pro Familia schon lange hinter sich gelassen

Die weiteren Angebote – wie Schwangerenberatung, die Beratung über Sozialleistungen und finanzielle Hilfen, Sorgerecht, die Schwangerschaftskonfliktberatung, die Verhütungs- und Wechseljahrsberatung bis hin zur Paar- und Sexualberatung – finden in den Räumen von Pro Familia an der Hochstraße 39 statt.

Das Schmuddelimage („Das sind die, von denen man den Abtreibungsschein bekommt“) hat Pro Familia schon lang hinter sich gelassen. „Zum Glück“, wie Gudrun Faber nachdrücklich betont. Verstanden hat sie die Kritik übrigens nie.

Die Beratung sei genau so neutral wie bei anderen Einrichtungen auch; niemals habe eine Frau einfach nur den für den Eingriff benötigten Schein ausgehändigt bekommen. „Ich habe in den 16 Jahren, die ich dabei bin, aber auch nur drei Frauen erlebt, die der Abbruch scheinbar kalt gelassen hat. Bei allen anderen war und ist die Verzweiflung groß“, betont Faber.

„Wir sind alle mit Herzblut bei der Sache“

Im vergangenen Jahr haben in der Gladbecker Einrichtung insgesamt 350 Beratungsgespräche zu allen Themengebieten, die Pro Familia anbietet, stattgefunden. Das ist sportlich, denn keine der Frauen im Team hat eine Vollzeitstelle. Bei der Leiterin sind es 26 Wochenstunden, ihre Kolleginnen kommen auf 24, 20, eine sogar nur auf acht Stunden. Und die Dinge, die da in den Beratungen zur Sprache kommen, steckt man in der Regel auch nicht so leicht weg. „Das funktioniert nur so gut“, sagt Gudrun Faber, „weil wir alle mit Herzblut dabei sind!“

>> DIE BERATUNGEN

  • Die Beratungsstelle Gladbeck von Pro Familia befindet sich an der Hochstraße 29 (Ecke Schillerstraße). Die Sprechstunden finden montags von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie dienstags von 15 bis 19 Uhr und donnerstags von 9 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr statt. Sexualpädagogische Sprechstunde ist montags von 15 bis 17 Uhr. Das gesamte Team unterliegt der Schweigepflicht. Um eine telefonische Terminvereinbarung wird gebeten, 02043/ 25 13 2.
  • Finanziert wird Pro Familia durch Landes- und Kreismittel. Allerdings nicht zu 100 Prozent, so dass die Beratungsstellen auch immer noch auf Spenden angewiesen sind. In Gladbeck freuen sich die Beraterinnen auch immer über gestrickte Babymützen und selbstgenähte Spucktücher. „Die schenken wir Schwangeren und jungen Müttern, die in die Beratung kommen, da ist die Freude immer groß“, sagt Leiterin Gudrun Faber. Beratungsstellen gibt es im Kreis neben Gladbeck noch in Marl und in Recklinghausen.
  • Der Gladbecker Einrichtung kommt eine besondere Bedeutung zu, weil viele Frauen die anderen Beratungsstellen nur schlecht erreichen können.
  • Spendenkonto: Stadtsparkasse Gladbeck, IBAN: DE 50 4245 0040 0000 0815 54