Gladbeck. . Viele Gespräche in Beratungsstellen von Pro Familia oder Caritas drehen sich um finanzielle Fragen und Unterstützungsmöglichkeiten.

Immer mehr schwangere Frauen suchen Unterstützung in Beratungsstellen, die finanzielle und seelische Hilfe im Schwangerschaftsfall anbieten. Die Zahlen der Beratungsgespräche sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

„In Gladbeck gibt es viele arme Menschen“, sagt Gudrun Faber, Leiterin der Beratungsstelle Pro Familia. Daher gingen viele der Gespräche darum, wo Familien finanzielle Unterstützung finden können. „Wann und wo muss ich Anträge auf Elterngeld oder Elternzeit stellen, wie viel Geld bekomme ich – das sind oft die größten Fragen.“

Das beobachten auch die Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftsberatung der Caritas. „Im Ruhrgebiet und damit auch in Gladbeck gibt es viele Menschen, die finanziell schlecht aufgestellt sind“, sagt Birgit Müller. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kirsten Sommerfeld stellte sie in den vergangenen fünf Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Beratungen fest. Die Klientel, die die Beratungsstelle der Caritas aufsucht, ist jedoch bei weitem nicht auf Hartz IV-Empfänger beschränkt. Sommerfeld: „Die gesamte Gesellschaft bildet sich hier ab.“

Fragen sind ein Türöffner, um über Probleme zu sprechen

Immer mehr bräuchten Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen. Doch finanzielle Fragen sind auch bei ihnen meist die drängendsten. „Diese Fragen sind aber auch oft ein Türöffner, um über Eheprobleme oder Schwierigkeiten mit schon vorhandenen Kindern zu sprechen“, sagt Kirsten Sommerfeld.

Bei der Beratungsstelle Pro Familia geht es in den Gesprächen auch um Schwangerschaftsabbrüche. Viele der Frauen, die über einen Abbruch nachdenken, haben schon mit der Familienplanung abgeschlossen, andere haben oftmals körperliche oder psychische Probleme. „In Gladbeck gibt es keinen Arzt, der einen Schwangerschaftsabbruch macht“, bemängelt Faber. Frauen müssten dazu in umliegende Städte ausweichen. Gerade für Frauen ein Problem, die kein Deutsch sprechen. „Wir haben hier schon die Strecke zu den Ärzten ausgedruckt oder aufgemalt und den Frauen mitgegeben.“ Den unbekannten Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen, ist für sie eine zusätzliche Hürde. Faber: „Das ist furchtbar. Ein Abbruch ist sowieso schon eine enorme Belastung.“

30 Prozent der Ratsuchenden bei Pro Familia sind Zuwandererinnen

Rund 30 Prozent der Ratsuchenden bei Pro Familia haben einen Migrationshintergrund. Dass viele von ihnen kein Deutsch sprechen, stellt die Stellen vor ganz neue Herausforderungen: Häufig begleiten daher Dolmetscher die Gespräche. Bei heiklen Themen achtet Gudrun Faber darauf, dass die Dolmetscher Frauen sind. Sie weiß: „Die Hemmungen bei den Ratsuchenden, offen zu reden, sind deutlich größer, wenn Männer bei den Gesprächen dabei sind.“

Auch Ehemänner oder Brüder böten sich manchmal als Übersetzungshilfe an. Aber: „Gerade in Konfliktberatungen ist das unpassend“, sagt Faber. Um die Befindlichkeiten der Frau erfahren zu können, sei sie auf professionelle Dolmetscher angewiesen, die eins zu eins übersetzen. „Ich bin überrascht, dass viele Frauen immer noch nur die Sprache ihres Herkunftslandes sprechen“, sagt Faber.

Die Beratungsstelle Donum Vitae mit Sitz in Gelsenkirchen ist auch für Gladbeck zuständig. Auch dort nimmt die Zahl der Beratungen zu. Vermehrt kämen nun auch Flüchtlinge, die sich nun angekommen fühlten und bereit seien für Familienzuwachs.