Gladbeck. Vor zehn Jahren wurde das Verfahren eingeleitet, jetzt konnte die Zertifizierung als erste Schule in Gladbeck erfolgreich abgeschlossen werden.

Dass die Diskussion um die Zukunft der Europäischen Union mit Brexit & Co. so in den aktuellen Fokus rücken würde, hat vor zehn Jahren wohl niemand im Kollegium erwartet, als das Riesener-Gymnasium die Bestrebung einleitete, offizielle Europaschule zu werden. Was lange währt, ist nun endlich gut geworden. Am Montag begrüßte Schulministerin Yvonne Gebauer, mit Urkundenverleihung im Landtag, die Gladbecker Oberschule im Kreis der nunmehr landesweit 215 Europaschulen. Die erste ihrer Art in Gladbeck. Am Donnerstag folgte ein Empfang für die Riesener-Direktorin bei Regierungspräsidentin Dorothee Feller in Münster.

„In der heutigen Zeit ist es wichtig, unseren Schülerinnen und Schülern das Thema Europa mit unseren gemeinsamen Werten zu vermitteln und ihnen zu verdeutlichen, dass sie daran mitwirken können“, so Schulleiterin Verena Wintjes, „nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine Beteiligung an der Europawahl“.

Gemeinsame Werte vermitteln

Regierungspräsidentin Feller lobte beim erstmaligen Treff aller Europaschulen im Regierungsbezirk: „Sie alle bringen Europa ins Klassenzimmer und tragen dazu bei, dass die Idee der europäischen Vereinigung besser in der Gesellschaft verankert wird. Bildung, Aufklärung und persönliche Begegnungen junger Menschen in Europa sind die wichtigsten Strategien, um den friedlichen und erfolgreichen Weg Europas unbeirrt weiterzugehen.“

Warum es mit der 2008 angestoßenen Zertifizierung für das Riesener so

Aufzeigen, welche Chancen Europa bietet

Das Land NRW hat das Zertifikat Europaschule vor über zehn Jahren entwickelt. Ziel ist, europäische Bildungsarbeit zu fördern und aufzuzeigen, welche Chancen Europa bietet.

Das Zertifikat wird vom NRW-Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales und dem NRW-Ministerium für Schule und Bildung für fünf Jahre verliehen. Danach müssen die Schulen ihr Konzept erneut bewerten lassen.

lange dauerte, erklärt Konrektor Ulrich Döing, der den Prozess unter dem damaligen Schulleiter Michael Nieswand mitinitiiert hatte. „Es ist für uns nach wie vor unerwartet schwierig, einen Partner im europäischen Ausland zu finden, der unseren Schülern beständig Praktika ermöglicht.“ Dies erschwere auch das G8-System, ergänzt Susanne Vogelbruch vom Arbeitskreis Europa. Die bis in die Oberstufe minderjährigen Schülerinnen und Schülern, seien „schwer in Betrieben im Ausland unterzubringen“.

Das Auslandspraktikum ist ein Kriterium, das für die Zertifizierung als Europaschule nachgewiesen werden muss. Döing: „Das wir schon länger abgehakt hätten, wenn uns klar gewesen wäre, dass vorübergehend auch individuell organisierte Auslandspraktika akzeptiert werden.“ Andere

Riesener-Direktorin Verena Wintjes (l.) beim Empfang mit Regierungspräsidentin Dorothee Feller.
Riesener-Direktorin Verena Wintjes (l.) beim Empfang mit Regierungspräsidentin Dorothee Feller. © Bezirksregierung

wichtige Voraussetzungen, wie ein erweitertes Fremdsprachenangebot oder bilingualen Unterricht (bis zum Abi), erfüllt das Riesner schon lange. Seit dem Schuljahr 2007/08 gibt es eine bilinguale Klasse, in der neben der Muttersprache auch Englisch Unterrichtssprache ist. Und natürlich nicht nur im Fach Englisch, sondern ab der Jahrgangsstufe 7 auch im Fach Politik, und ab der Jahrgangsstufe 8 in Geschichte.

Im Wahlpflichtbereich der 8. und 9. Jahrgangsstufe werden als dritte Fremdsprache auch Französisch oder Spanisch angeboten. Seit Beginn des Schuljahres 2014/15 kann am Riesener ‚berufsbezogenes Englisch’ (Business English) belegt werden.

Das Wahlfach Europa ist seit 2017 ein gemeinsames Angebot der Fächer Politik, Erdkunde und Geschichte, „das unter dem Rahmenthema Europa im fächerübergreifenden und -verbindenden Arbeiten belastbares Grundwissen und neue Perspektiven auf politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungszusammenhänge innerhalb unseres Kontinents vermitteln soll“, so Europa-Lehrerin Silvia Ott.

Wahlfach Europa seit 2017

Die heute unterrichteten Schülerinnen und Schüler würden ja nur ein Europa der offenen Grenzen kennen und wüssten nichts mehr von der Zeit, „als selbst bei der Fahrt in die Niederlande der Schlagbaum geschlossen war und Passkontrollen erfolgten“, so Ulrich Döing

„Wir wollen den Schülerinnen und Schüler daher auch vermitteln, dass das gemeinsame Europa keine Selbstverständlichkeit ist“, unterstreicht Gabriele Disselkamp vom Arbeitskreis Europa, „sondern eine Aufgabe, an der man stetig miteinander arbeiten muss“.