Gladbeck. . Erstmals haben am Riesener-Gymnasium Gladbeck Schüler ein bilinguales Abitur abgelegt. Der Unterricht in diesem Profilzweig bedeutet mehr als Vokabeln lernen.
Das A & O für ihren Entschluss war die Freude an der englischen Sprache und großes Interesse; später kam die Erkenntnis dazu, dass es (beruflich) nützlich sei, wenn man diese Sprache beherrscht. So lassen sich die Beweggründe auf den Punkt bringen, sich für den bilingualen Zweig mit Englisch am Riesener-Gymnasium zu entscheiden. Susanne Vogelbruch, Koordinatorin für Fremdsprachen an der Schule, erklärt: „Wir sind damit 2007/2008 gestartet.“ Der erste bilinguale Jahrgang mit 18 Schülern hat jetzt sein Abitur abgelegt.
Darunter die 18-jährige Lea Friedrich. „Mir war nicht bewusst, wie anstrengend das in der Oberstufe sein wird. Der bilinguale Zweig bedeutet schon mehr Arbeit – aber es lohnt sich.“ Lehrerin Susanne Vogelbruch erläutert: „Neben Englisch werden zwei Fächer vorwiegend in dieser Sprache unterrichtet: Geschichte und Politik bzw. Sozialwissenschaften.“
Erster Unterricht in der Grundschule
Lea Friedrich, die gerne Journalistin werden möchte, erzählt: „Ich hatte schon in der Grundschule Spaß an Englisch. Da habe ich mir später gesagt: Ich versuch’s einfach mal“ – und lernte seit der fünften Klasse am Riesener-Gymnasium bilingual. Hinzu sei die Überlegung gekommen, dass 1a-Englisch-Kenntnisse vorteilhaft für die berufliche Zukunft sein könnten. Denn immerhin haben’s die „bilingualen Riesener-Abiturienten“ schwarz auf weiß: das Sprachlevel C1. Vogelbruch: „Das ist eine Stufe unter dem Muttersprachler.“
Wechsel der Perspektiven
Wie Lea Friedrich legte Nicolas Schmitz schon in der Grundschule die Basis für den späteren Englischunterricht. Er sagt: „Ich hatte immer viel Freude an Sprachen.“ Schmitz, der später in der freien Wirtschaft seine Brötchen verdienen möchte: „Ich denke, dass man mit dem bilingualen Abitur international gut weiterkommt.“ Eine Erfahrung, die Charlotte Skubski ihren Mitschülern voraus hat: Die 18-Jährige lebte bereits im Ausland, nämlich in Australien und Großbritannien. Diese (sprachlichen) Kenntnisse konnte sie gut nutzen, als sie an das Riesener-Gymnasium kam. Ihr Berufsziel? „Etwas Internationales, eventuell Politik.“
Mehrwert, Mehrbelastung
Für die bilinguale Profilklasse stehen nicht nur Vokabeln, Grammatik und Satzbau auf dem Stundenplan. „Die Inhalte in den Sachfächern sind im Vergleich zum nichtbilingualen Unterricht gleich – einige Teilthemen ausgenommen“, so Geschichtslehrer Sven Lutzka. Es werde unter anderem zusätzlich die britische Perspektive zu deutschen Ereignissen in den Blick genommen. Beispiel: Wie wurde auf der Insel die Gleichschaltung während der NS-Zeit wahrgenommen? Lutzka: „Der bilinguale Zweig bedeutet Mehrwert und Mehrbelastung für die Schüler zugleich.“ Er wünscht sich eine Stunde mehr Unterricht für diese Profilklasse. Charlotte Skubski würde sich über bessere, spezielle Schulbücher freuen. Davon würden die nachfolgenden Abiturienten des bilingualen Zweigs am Riesener-Gymnasium profitieren. Der stellvertretende Schulleiter Ulrich Döing: „Die Nachfrage ist immer sehr ordentlich.“
Die Europaflagge soll amRiesener-Gymnasium wehen
„Wir möchten gerne unser Angebot stetig erweitern“, kündigt Verena Wintjes, Leiterin des Riesener-Gymnasiums, an. Sie findet: „Im Rahmen der gestiegenen Zuwanderung ist der europäische Gedanke wichtig.“ Deswegen sei geplant, „bald das Fach ,Europa’ ab der Mittelstufe anzubieten“.
Wintjes erhofft sich von diesem neuen Angebot einen „aktiven Impuls“. Der europäische Blick wäre in mehreren Fächern denkbar – sei es nun Geschichte, Politik oder Erdkunde. Das neue Angebot „passt gut zu unserer Absicht, Europaschule zu werden“, unterstreicht Verena Wintjes. Mit Blick auf dieses Ziel strebe das Riesener-Gymnasium auch an, ein Auslandspraktikum für seine Schützlinge anzubieten: „Im Visier haben wir eine Zusammenarbeit mit Schwechat.“ Ulrich Döing, stellvertretender Schulleiter, sagt: „Ich hoffe, im kommenden Jahr weht am Riesener-Gymnasium die Europaflagge!“
Svenja Suda