Gladbeck. Zu viel Sorge um das Kind kann dessen Entwicklung zu mehr Selbstständigkeit hemmen. Gute Beispiele aus Gladbeck, um Gefahren zu entschärfen.
Dass ihr Kind wohlbehalten in der Schule ankommt, beziehungsweise unversehrt heimkehrt, ist wohl für alle Eltern ein wichtiges Anliegen. Viele wollen da lieber auf Nummer sicher gehen und fahren den Nachwuchs mit dem Privatauto zur Grund- oder weiterführenden Schule. Die zahlreichen „Elterntaxen“, die sich zum Schulbeginn vor den Pausenhofzugängen unübersichtlich stauen, werden aber oft selbst zum Problem. Dass viele Gladbecker Schulen sich mit guten Beispielen mühen, zu einem sicheren Schulweg beizutragen, weiß Bettina Weist, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung.
„An der Lambertischule in der Stadtmitte ist jetzt zum Thema ,zu Fuß zur Schule’ eine ganze Projektwoche durchgeführt worden. Die Kinder sollten
damit angeregt werden, eigenständig zur Schule zu kommen.“ Dazu habe es auf den Wegen aus den Wohngebieten zur Schule verschiedene Stempelstationen gegeben. „Dort konnten die Kinder sich ihre Karte abstempeln lassen, und wer im Rahmen der Projektwoche fünf Stempel gesammelt hatte, der durfte sich bei Klassenlehrerin oder Klassenlehrer zur Belohnung einen Preis abholen.“ Für die entfernter wohnenden Kinder aus Mitte-Ost sei zudem ein so genannter Walking Bus ab dem Kiosk an der Ringeldorfer Straße eingerichtet worden. „Eltern haben von dort die Kinder als Gruppe begleitet und auf dem Weg zur Kirchstraße weitere Grundschüler eingesammelt.“ Die Kinder aus verschiednen Klassen hätten sich so auch gegenseitig kennenlernen können, „mit dem Ziel, sich künftig selbst als Walking Bus-Gruppe zu organisieren“.
Das Selbstbewusstsein der Schulkinder stärken
Neben dem Bewegungsaspekt an der frischen Luft stärke die eigenständige Bewältigung des Schulweges das Selbstbewusstsein der Kinder. Eigenständig Gefahren auf dem Schulweg, etwa den Straßenverkehr, einzuschätzen und sich sicher zu bewegen, sei nur nachhaltig, wenn es selbst erlernt werde. Das gelte auch für den Orientierungssinn, „der beim selbst erlaufenen Weg geschult wird, was beim Transport mit dem Elterntaxi und dem Hopping von Punkt A nach B nicht passiert“.
Thema im Schulausschuss
Die Mitglieder des Schulausschusses werden sich auf Antrag der CDU-Fraktion am 26. November öffentlich mit dem Thema „Elterntaxi“ an den Grundschulen beschäftigen.
Die Verwaltung soll dazu zunächst eine Gefährdungsabschätzung für die Mosaik-, Lamberti-, Regenbogen-, Josef- und Südparkschule abgeben.
Zum Schuljahresbeginn würden die Schulen regelmäßig zum Thema sicherer Schulweg angeschrieben, „dabei weisen wir auch auf das mit Kinderschutzbund, Jugendrat, Polizei und Einzelhandel angestoßene Notinselprojekt hin. Mit beteiligten Geschäften und Institutionen als nahegelegene Anlaufstellen, wenn Kinder Hilfe benötigen.“
Die Fahrt mit dem Linienbus ist ein wichtiges Thema an der Gesamtschule
An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule ist nicht der Walking Bus, sondern sind die richtigen Linienbusse beim Schulweg Thema, „weil die meisten unserer Schüler mit dem Bus kommen“, so Konrektor Jörg Weichert. Die Schulleitung gehe jedes Jahr die Wege zu den Halten ab, um Gefahren, etwa Stolperfallen im Pflaster, festzustellen. „Die Unterstufen erhalten zudem beim Projekttag eine Anleitung zum richtigen Verhalten im Bus, inklusive Deeskalationstraining.“
Klaus-Dieter Parma von der Gladbecker Verkehrswacht ist auf Einladung schon in Kindergärten aktiv, um auf Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Als Schulwegbegleiter kann er zudem von Schulen zur Problembewältigung hinzugerufen werden. Wie jüngst von der Regenbogenschule, „weil die Grünphase an der Ampel Konrad-Adenauer-Allee/ Bülser Straße viel zu kurz war“.
Die Mithilfe bei der Verkehrswacht ist herzlich willkommen
Damit Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen, hat sich der Verkehrswächter auch dafür eingesetzt, „dass ein Geschwindigkeitsdisplay nahe der Waldorfschule installiert wird“. Die Fahrradprüfungen der vierten Grundschuljahre unterstützt er mit Infomaterial, hilft bei der Einrichtung eines Schülerlotsendienstes oder von Schulwegbegleitern mit. Dabei sei er aber auf aktive Bereitschaft von Eltern oder Schülern angewiesen – und die habe leider immer mehr nachgelassen. „Man könnte so viel machen, aber alleine schaffe ich es nicht und brauche Mithilfe“, sagt der 76-Jährige.
- Wer zum Thema sicherer Schulweg aktiv werden möchte, kann sich gerne bei Klaus- Dieter Parma melden: Telefon 3 54 34.