Gladbeck. Das Rockorchester Ruhrgebeat verwandelt Gladbecks Stadthalle in einen Rockschuppen. Die Formation spielte den besten Rock und Pop aus 50 Jahren.

Paul Neumann pustet sich die Haare aus seinem Gesicht. Denn sein blonder, komplett durchgewuschelter Pony versperrt ihm die Sicht. Wenn er auf der Bühne steht, dann gibt es für ihn kein Halten mehr. Neumann ist E-Gitarrist. Und Mitglied der (selbst ernannt) größten Rockband der Welt, die am Samstagabend in der Stadthalle umjubelt zu Gast war. Es war nicht der erste erfolgreiche Aufritt in der Stadthalle.

„Als ich das erste Mal die Bands ‚The Who‘ und ‚The Clash‘ gesehen habe, habe ich diese unglaubliche Energie gespürt. Und dachte nur: ‚Das will ich auch‘“, sagt er. Das Motto des Abends verkörpert Neumann bestens: „Vollgas-Rock in der Gladbecker Stadthalle“.

Für E-Gitarrist Paul Neumann gibt’s auf der Bühne kein Halten mehr

© Oliver Mengedoht

Die war am Samstagabend bestens gefüllt. Die Besucher wippten, tanzten, feierten zu den Songs des Rock Orchesters Ruhrgebeat (ROR) aus Dorsten - bis spät in den Abend. Die Halle bebte zu Klassikern von Queen, Michael Jackson oder AC/DC. „Wir versuchen die besten Hits aus 50 Jahren Musikgeschichte Pop und Rock zu kombinieren“, erklärt Wolfgang Schieren, Presseverantwortlicher des Orchesters. Auf der Bühne: die volle Kapelle: Streicher, Bläser, Schlagzeuger und Sänger. Insgesamt 30 Musiker unter der Leitung von Wolfgang Wilgers verwandelten die Stadthalle in einen Rockschuppen.

Gelassen und ruhig wirkt Paul Neumann an der E-Gitarre anfangs bei Balladen wie „A Natural women“ von Aretha Franklin oder „You’re still the one“ von Shana Twain, die genauso Platz im bunten Abendprogramm fanden. Neumann: „In unserem Orchester hat jedes Mitglied seine Funktion. Ich kann deshalb nicht sagen, welche Art von Liedern ich da besser oder schlechter finde.“ Sowieso könnte er eigentlich eher der ruhige Typ sein.

ROR-Musiker und Sänger brennen für die Musik

30 Musiker unter der Leitung von Wolfgang Wilgers geben beim Rockorchester Ruhrgebeat den Takt vor.
30 Musiker unter der Leitung von Wolfgang Wilgers geben beim Rockorchester Ruhrgebeat den Takt vor. © Oliver Mengedoht

Der E-Gitarrist ist, wenn er nicht gerade auf der Bühne steht, Klavierbauer. Auf der Bühne voll abrocken. Im Beruf auf kleinste Kleinigkeiten achten und die Ruhe bewahren. Wie passt das zusammen? „Das passt eigentlich sehr gut zusammen. Damit dreht sich mein ganzes Leben um Musik.“ Das tut es beim ROR auch. „Du musst für die Musik brennen. Das tun wir alle. Und deswegen machen wir’s“, sagt Andreas Perk. Er ist Grundschullehrer, an diesem Abend einer der Frontsänger. Das Orchester betreibt die Musik hauptberuflich, die Sänger nicht. Das ist so etwas wie das Geheimrezept.

„Bei uns ist nicht alles 100 Prozent perfekt. Aber die geben wir dafür immer. Und das kommt an“, meint Schieren. Ja, das kommt an. Anlaufzeit brauchte das ROR in der Stadthalle nicht. Die Stimmung prächtig. Spätestens aber nach der Pause hielt es keinen Besucher mehr auf den Sitzen. Das Highlight: „Highway to Hell“ von AC/DC. „Wer da noch sitzt, dann weiß ich auch nicht mehr. Die Halle hat gebebt“, freut sich Schieren.

Das Publikum war am Ende voll aus dem Häuschen

ROR kommt bald wieder

Das Rockorchester Ruhrgebiet kommt schon am 3. November zurück in die Stadthalle. Dann spielt die größte Rockband der Welt unter dem Motto „Die wilden Sechziger“. Um 19 Uhr wird die Rock-Party beginnen.

Den Jahresabschluss feiert das ROR wie jedes Jahr im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Am 1. Dezember lassendie Musiker das Jahr 2018 mit etwa 20 Konzerten Revue passieren.

Und auch Paul Neumann packt jetzt einen aus. Wild springt er hin und her, die Beine gespreizt. Darauf folgt seine berühmte 360-Grad-Schwingung. Er kreist seinen rechten Arm durch die Luft und schlägt alle Saiten seiner E-Gitarre an. „Angefangen habe ich damit mit 17 oder 18 Jahren“, erzählt er.

Und weiter: „Es gab viele Verletzungen. Mittlerweile treffe ich zu 99 Prozent alle Saiten. Und wenn ich die treffe, dann kommt ein Sound, den man normal nicht anschlagen kann.“ Er verkörpert schließlich das Motto des Abends: Vollgasrock! Und das Publikum war am Ende voll aus dem Häuschen.