Gladbeck. . Das Rockorchester Ruhrgebeat kam zum „Freundschaftsspiel“ in die Gladbecker Stadthalle. Mehr als 500 Besucher feierten „Legends of the Music“.

„Gladbeck? Das ist wie ein Freundschaftsspiel“, hatte Hans von der Forst (75), Gründer und Manager der 30-köpfigen Formation Rockorchester Ruhrgebeat (ROR) bereits beim Auftritt vor einem Jahr gesagt. Und genau so war es auch an diesem Samstagabend. Die Musiker rockten die Mathias-Jakobs-Stadthalle, obwohl von der Forst und einige Bandmitglieder an Grippe erkrankt waren, wie Andreas Perk, Sänger und Moderator des Abends, gleich zu Beginn sagte.

Mehr als 500 Rockfans waren in die Halle gekommen, die im vorderen Bereich mit langen Tischen bestückt war – eine Besonderheit der Stadthalle, wie einige Insider anmerkten. An den hinteren Stehtischen hielt es niemanden auf einem Platz, als die ersten bekannten Stücke erklungen. Eine Zeitreise durch 50 Jahre Rock- und Popgeschichte servierte die Mega-Band, die im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

Um 20.17 Uhr ging es los

Exakt um 20.17 Uhr – die Uhrzeit richtet sich nach der jeweiligen Jahreszahl – ging es los. Und zwar „mit Pauken und Trompeten“. Die Band lieferte einen gewaltigen Sound, der von Schlagzeug, Bass- und E-Gitarre, Trompeten, Saxophon, Geigen, Celli sowie überzeugenden Gesangssolistinnen und –solisten entfacht wurde. Das Publikum – der Großteil ab Mitte 40 bis 60 und älter – sang bei „Dreamer“ von Supertramp und „To the one I love“ von R.E.M. mit.

Mit viel Leidenschaft und Engagement spielten die Musiker ihre Stücke, darunter Hits von Tina Turner oder Supertramp.
Mit viel Leidenschaft und Engagement spielten die Musiker ihre Stücke, darunter Hits von Tina Turner oder Supertramp. © Michael Korte

Dann gab es eine besonderen „Premiere“: Die Band hatte sich niemand Geringeren als Ludwig van Beethoven und seine Neunte Sinfonie „mundgerecht“ gemacht. Nach konzertantem Beginn wurde es bombastisch und die ersten Handylichter leuchteten auf beim „Song of Joy“, gesungen von Uli Veßhoff.

Mehr als eine bloße Coverband

Beim diesjährigen Konzert der Formation fiel auf, dass viele Stücke zum Teil stark bearbeitet worden waren. Das zeigte, dass das Orchester mehr ist als eine bloße Coverband. Es steckte viel Leidenschaft und Engagement im jeweiligen Vortrag. Eine Version des Beatles Songs „Help“ von Tina Turner, vorgetragen von Julie Wnuk, war im Gegensatz zum Original eine ganz ruhige, melodische Nummer. Maurice Allen Lee, studierter Opernsänger aus Oklahoma, war Gast des Rockorchesters und seine, mithilfe der Mundharmonika vorgetragene Version von „Kansas City“ mit vielen Instrumentensoli der Band, führte zu Begeisterungsstürmen.

Dennoch gingen die Meinungen über den Auftritt ziemlich auseinander. Viele der Besucher waren zuvor auf anderen ROR-Konzerten, wie Reiner Weigand: „Hier ist es Top“, sagte er. „Wir waren auch in Gelsenkirchen, da hat uns das Programm nicht so gut gefallen.“

Viele eingefleischte Fans

Andere wiederum sahen das genau umgekehrt: „Mir sind in diesem Jahr zu viele moderne Stücke dabei“, erklärte Elfie Lumma. Die große Mehrzahl der Besucher waren eingefleischte ROR-Fans, wie Helga Huben: „Ich bin inzwischen zum sechsten Mal dabei, weil ich es einfach toll finde“, sagte sie und Horst Koslowsky ergänzte: „Das ist etwas ganz Großes“.

Die Meinungen über den Auftritt gingen ziemlich auseinander.
Die Meinungen über den Auftritt gingen ziemlich auseinander. © Michael Korte

Dann holte Andreas Perk die wohl jüngsten Rockfans des Abends auf die Bühne: Vincent (8) und Felix (5), die mit ihren Eltern und grünen Kopfhörern auf den Ohren vor der Bühne standen. Es sei sonst „ein bisschen zu laut“, sagten beide – stilecht in Hard Rock Cafe-T-Shirts.

Gewinnspiele auf der Bühne und in der Pause

Etwas befremdlich wirkte wohl auf so manchen langjährigen Konzertbesucher die deutliche Kommerzialisierung. Man habe nun eine Supermarktkette als Sponsor, erklärte der Moderator und so gab es Gewinnspiele auf der Bühne und in der Pause. Da verließen einige den Saal. „Das ist ja wie eine Kaffeefahrt“ sagte einer. Obligatorisch mit „Music“ von John Miles endete nach knapp drei Stunden das Konzert, das so manchem noch lange in den Ohren klingen wird.