Gladbeck. Die türkische Generalkonsulin Pinar Gülün Kayseri kam nach Gladbeck. Bürgermeister Roland verurteilt die Tat. Die türkische Regierung äußert sich
Am Tag der offenen Moschee war alles anders als in den Vorjahren im Gotteshaus an der Wielandstraße. In guter Tradition hatte die Moscheegemeinde wieder zum Dialogangebot eingeladen, das der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland 1997 eingeführt hat. Aber am Mittwoch stand selbstverständlich der Anschlag von Montagfrüh, mit Nazi-Schmierereien an den Wänden der Moschee, im Mittelpunkt des Treffens. Eine Tat, die kurz nach dem umstrittenen Auftritt von Staatspräsiden Erdogan zur Eröffnung der Zentralmoschee in Köln, für internationales Aufsehen gesorgt hatte.
Aus Münster angereist war so auch der Religionsattaché der Ditib Yunus Yüksel, noch im Gebetssaal erinnerte er „dieses Haus ist ein Haus aller Gladbecker, wer es angreift, greift die Gladbecker Bürger an“. Später sollte er hinzufügen, „wir fühlen uns genauso betroffen, wenn Kirchen oder Synagogen in dieser Weise beschmutzt werden.“
Der Andrang der Gäste war größer als in den Vorjahren
Der Andrang der Gäste war am Mittwoch so größer als bei den Tagen der offenen Moschee in den vergangenen Jahren. Zahlreich erschienen waren Nachbarn aus den Straßenzügen rund um die Wielandstraße, auch acht Lehrer des Heisenberg-Gymnasiums kamen ebenfalls, um Solidarität zu zeigen. „Wir haben viele Schüler hier aus der Gemeinde, die waren am Montag sehr schockiert ob der Vorkommnisse“, erklärte Arslan Yalcin, Lehrer für Sozialwissenschaften und Islamische Religion.
„Eine Unruhe hat die Gemeinde erfasst“, bestätigte Muzaffer Subasi, stellvertretender Vorsitzender des Moscheevereines. „Wir sind doch Gladbecker, viele von uns haben auf Zechen gearbeitet. Wer hat dieses Land denn mit aufgebaut seit den 1960ern?“.
Genau daran erinnerte Bürgermeister Ulrich Roland in seiner Solidaritätsrede. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts habe der Bergmann und Heimatdichter Heinrich Kämpchen treffend zusammengefasst „nur Toren und Verräter, sie teilen uns geschwind, in Christen und Nichtchristen, wo wir doch Brüder sind“. Roland und auch SPD-Landtagsabgeordneter Michael Hübner unterstrichen vehement, dass Nazi-Parolen keinen Platz in Gladbeck haben. „Das waren Straftäter und sie müssen als solche verfolgt werden“, ergänzte Hübner, der auch als Nachbar der Moschee gekommen war.
Wir sind ein Teil von Deutschland
Die Türkei fordert Strafe
Die rechtsextreme Schmiererei auf der Ditib-Moschee in Gladbeck hat zu einer offiziellen Reaktion der türkischen Regierung geführt, die die Tat verurteilt und die rasche Bestrafung der Verantwortlichen fordert.
Das Generalkonsulat in Münster hatte die übergeordneten Behörden offiziell über den Anschlag informiert. Das türkische Außenministerium erklärte so laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu, es erwarte von der Stadtverwaltung von Gladbeck, dass die Angreifer aufgespürt und bestraft würden.
„Schlimmere Vorfälle können verhindert werden, wenn die Schuldigen vor Gericht gebracht werden“, so das Ministerium. Die Türkei beobachte die in letzter Zeit gestiegenen fremden- und islamfeindlichen Angriffe auf Moscheen in Deutschland mit Besorgnis. Das türkische Generalskonsulat in Münster werde so auch die Schritte der lokalen Behörden aus nächster Nähe verfolgen.
„Wir müssen gegen solche Angriffe gemeinsam stehen. Wir sollten sie nicht verharmlosen, aber auch nicht zu nah an uns heranlassen“, wünschte sich die türkische Generalkonsulin Pinar Gülün Kayseri aus Münster. „Der Tag der Deutschen Einheit ist ein wichtiger Tag für dieses Land, und wir sind ein Teil davon“. Symbolisch wurde gemeinsam damit begonnen, die Nazi-Parolen von der Außenfassade der Moschee zu entfernen, professionell beseitigt werden die Aufschriften später.
„Es hat eine überwältigende Solidarität gegeben, dafür sind wir dankbar“, sagte Nadir Kahraman, Vorsitzender der Ditib-Gemeinde. So hätten Nachbarn schon Montag für die Entfernung der Hasssprüche Geld gespendet, darunter eine deutsche Senioren, die 50 Euro brachte und unterstrichen habe, so etwas sei strikt zu verurteilen. „Wir haben uns hier immer wohlgefühlt, sind ein Teil dieser Gesellschaft und möchten auch in Zukunft friedlich hier zusammenleben“, so Kahraman.
Die herzliche Gastfreundschaft der türkischen Gemeinde mit Buffet für die Gäste war Beleg dafür. Und natürlich gab es auch Führungen durch das Gotteshaus und Erklärungen zum Islam, wie an jedem anderen „Tag der Offenen Moschee“.