Gladbeck/ Gelsenkirchen. Seit den 1970er Jahren sollen belastete Raffinerieabfälle in Scholven verbrannt werden. Uniper und die Aufsichtsbehörde sagen, das sei zulässig.

Eine alarmierende Nachricht auch für Gladbecker, die in Zweckel in direkter Nachbarschaft zum Uniper Kraftwerk in Scholven leben. Bereits seit den 1970er Jahren soll BP/Ruhr-Öl giftige Ölpellets im Kohlekraftwerk illegal verbrennen.

Einem aktuellen Beitrag des WDR und des ARD-Magazins Monitor zufolge sollen täglich bis zu 100 Tonnen solcher hochenergetischer Raffineriereste nicht in eine teurere Sondermüll-Verbrennungsanlage, sondern kostenneutral in den Ofen des zum Eon-Konzern gehörenden Kraftwerks in Scholven wandern. Einsparung: angeblich 20 Millionen Euro.

Pellets als Petrolkoks deklariert

Energieproduktion künftig mit Erdgas

Der Rat der Stadt Gelsenkirchen will sich in seiner nächsten Sitzung am 11. Oktober mit dem Thema der schadstoffbelasteten Rußpellets befassen.

Die Zukunft des Kraftwerksstandorts Scholven ist langfristig gesichert. Die Stromproduktion aus Steinkohle soll durch Energieerzeugung auf Erdgasbasis ersetzt werden.

Der Trick laut Bericht: die Deklaration der Pellets nicht als Abfall, sondern als das Produkt Petrolkoks, eine Idee einer angeblich geheimen Task Force von BP zur Kostenreduktion. WDR und ARD zitieren Experten, wonach die Bezirksregierung Münster diese Art der Entsorgung hätte untersagen müssen. Zudem würde sich das Krebsrisiko in der Region weiter erhöhen – Gelsenkirchen liege bei bösartigen Tumoren seit Jahren an der Spitze der NRW-Statistik.

Die Unternehmen BP und Uniper sowie die Bezirksregierung Münster weisen den Bericht zurück. „Die erhobenen Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage“, so BP-Sprecher Marc Schulte. Die rechtmäßige Verwendung der Rußpellets als Brennstoff im Kraftwerk sei unumstritten. „Alle Bestimmungen wurden und werden in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden eingehalten.“ Das Bundesministerium für Umwelt, so Schulte, habe die imissionsschutzrechtliche Genehmigung zum Einsatz der Brennstoff-Pellets durch die Bezirksregierung bestätigt.

Die Genehmigung wurde erteilt

„Die Genehmigung zur Verbrennung im Kraftwerk Scholven wurde in Kenntnis der Zusammensetzung der Ölpellets erteilt“, erklärt Andreas Winnemöller für die Bezirksregierung Münster. Also wohl auch in Kenntnis von Bestandteilen wie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle wie Nickel und Vanadium – alles krebserregende Stoffe. Die jährlichen Stichproben und Messberichte zu Schwermetallen hätten „in der Vergangenheit keine Anhaltspunkte für Grenzwertüberschreitungen“ ergeben, so Andreas Winnemöller.

Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin von Uniper. Das Kraftwerk Scholven verfüge zur Einhaltung aller gesetzlich geforderten Grenzwerte über moderne Rauchgasreinigungsanlagen.