Gladbeck.
Es war ein letzter, kleiner Triumph, „das I-Tüpfelchen nach all den Jahren“, das vielleicht noch fehlte: Das GLA-Kennzeichen am Auto. Manfred Braun, der damals in den 70ern wie ein Löwe für die Selbstständigkeit Gladbecks gekämpft hatte, war „selbstverständlich“, wie er im WAZ-Gespräch sagte, einer der ersten, die das neue Kennzeichen am Wagen hatten: GLA - MB 1.
Dazu war er letzten Monat sogar eigens zu einem offiziellen Bürgermeister-Termin zum Rathaus gekommen, obwohl sich der inzwischen 84-Jährige eigentlich seit Jahren eher ganz privat gibt. „Früher hatte die Familie wenig von mir, jetzt ist sie das Wichtigste für mich.“ Fast alles mache er gemeinsam mit seiner Frau Inge – ob Einkaufsbummel, Caféhaus-Besuch oder Arztvisite. Geschätzt werden von ihm Diskussionen mit Sohn und Tochter – und auch mit dem Enkel.
Mindestens zweimal im Jahr geht’s in die geliebten Berge, ins Stubaital nach Österreich. „Aktivurlaub steht dann immer an, vor allem Wandern, nur das Skifahren hat mir meine Frau verboten, als ich 80 wurde“, verrät der rüstige Ex-MdL, der seinen Ruhestand sichtlich genießt.
Aus dem politischen Geschäft hat er sich seit seinem Abschied aus dem Landtag 1995 zurückgezogen. 20 Jahre vertrat Braun Gladbecks Interessen im Landtag, und mehr als 20 Jahre war er SPD-Fraktionschef im Rathaus. Hin und wieder ist er noch heute ein gefragter Ratgeber. „Wer mich fragt, der kriegt eine Antwort“, so Braun, der nur selten, dann aber wie gewohnt deutlich, einen kritischen Blick auf die aktuelle Politik wirft. „Die Handschrift meiner Partei müsste in vielen Bereichen deutlicher erkennbar sein“, sagt er mit Blick auf „so manchen Kompromiss“ mit dem „kleinen Koalitionspartner“.
Natürlich, gibt er zu, seien die Verhältnisse von damals nicht mit denen von heute vergleichbar, vieles sei schwieriger, auch der engen Finanzen wegen, sagt Braun, der selbst in dem Ruf steht, in den Jahren seiner politischen Verantwortung ein strenges Regiment in Fraktion und Rat geführt zu haben. „Aber das, was wir damals für die Stadt erreichten, kann sich sehen lassen“, meint der einstige Polit-Stratege, dessen Sprungbrett an die Spitze der Gladbecker Politik der Erhalt der Stadt-Selbstständigkeit war. „Ein Politiker kann nicht viele Sterne vom Himmel holen, aber der Erhalt von Gladbecks Selbstständigkeit war ein solcher Stern.“
Noch heute werde er oft von den Leuten auf der Straße angesprochen, so Braun, der nach wie vor drei- bis viermal im Jahr Kontakte nach Düsseldorf zu ehemaligen Weggefährten unterhält. „Da gibt’s einen Club ehemaliger MdLs.“
Viel öfter, nämlich regelmäßig, sitzt er in der Arena, um für „seinen“ FC Schalke 04 die Daumen zu drücken. „Schon zu Zeiten der Glückauf-Kampfbahn war ich regelmäßig beim Spiel.“ Und das will er auch noch lange tun...
Aktuell wünscht sich Manfred Braun eine Neugestaltung des alten Lueg-Geländes an der Wilhelmstraße. „Das ist doch das Tor zur Innenstadt.“ Bedrückung löse bei ihn aus, gesteht er, dass es mit dem alten Karstadt- und P&C-Komplex nicht weiter geht. Als unhaltbar stuft er die Situation am Oberhof ein.