Gladbeck. . Zum Auftakt unserer Sommer-Aktion „WAZ öffnet Pforten“ ging es zur Wache an der Wilhelmstraße. Auch kleine Fans waren unter den Besuchern.
In der großen Jacke versinkt Sam komplett. Auch der Helm auf seinem Kopf rutscht ihm beinahe herunter. Aber der Vierjährige ist stolz – und glücklich. Einmal eine Feuerwehrjacke tragen. Wenn er groß ist, möchte er selbst Feuerwehrmann werden. Ein passendes Karnevalskostüm hat er schon, Bücher über die Retter: Unzählige.
„Das ist der schönste Beruf der Welt“, sagt Dirk Hallwaß, Wachabteilungsleiter auf der Wache an der Wilhelmstraße. Dort sind am Donnerstag WAZ-Leser zu Gast und erkunden sie gemeinsam mit Ausbildungsleiter Dirk Adamowski und Dirk Hallwaß. Der Besuch ist der Auftakt zu unserer Sommer-Aktion „WAZ öffnet Pforten“.
Neri darf die Liege im Rettungswagen testen
Und die Leser bekommen einiges zu sehen. In den Rettungswagen dürfen sie einen Blick werfen und auch in den Krankenwagen. Notfallsanitäter Klaus Jarosch zeigt ihnen den Unterschied zwischen den beiden Fahrzeugen, und die sechsjährige Neri darf sich auch gleich mal auf die Liege im Rettungswagen legen. Die ist ganz modern, elektronisch absenkbar und dadurch: „Für den Rücken eine enorme Entlastung“, sagt Jarosch.
Der Rettungswagen ist größer als der Krankenwagen, technisch besser ausgestattet. Unter anderem hat er einen Defibrillator an Bord, der im Notfall gezielte Elektroschocks auf den Patienten auslöst. Auch ein Beatmungsgerät ist im Wagen. „Das kennen Sie doch alles aus dem Fernsehen“, sagt Dirk Hallwaß.
Mit der Pulsoximetrie misst Adamowski nun bei Lukas den Sauerstoffgehalt. 97 Prozent Sauerstoff hat der Achtjährige im Blut. „Hat ein Patient einen solchen Wert, wären wir schon mal zufrieden.“
Vier freiwillige und einen hauptamtlichen Löschzug
79 Feuerwehrbeamte arbeiten auf der Wache an der Wilhelmstraße. Hinzu kommen drei Angestellte im Rettungsdienst und drei Mitarbeiter in der Verwaltung.
146 Ehrenamtliche unterstützen die Beamten in vier freiwilligen Löschzügen.
Im vergangenen Jahr hatte die Wehr 997 Einsätze, der Rettungsdienst kam auf rund 15 000 Einsätze.
Fahren die Retter zu einem Einsatz, müssten sie eigentlich die ganze Zeit nicht nur Blaulicht, sondern auch Martinshorn eingeschaltet lassen, erfahren die Besucher. Von der lauten Sirene fühlen sich viele gestört. Bei einer grünen Welle bleibt sie daher auch mal aus. „Wir versuchen, da mit gesundem Menschenverstand heranzugehen“, sagt Dirk Adamowski. Schnell muss es gehen, wenn die Einsatzkräfte alarmiert werden. In den schweren Stiefeln stecken daher schon gleich die Hosen, die sie dann nur noch hochziehen müssen.
Die Leser haben viele Fragen
„Was bedeuten die Farben Ihrer Schulterklappen?“, will WAZ-Leser Michael Opahle bei dem Rundgang über die Wache wissen. An Dirk Adamowskis Jacke prangen silberne Streifen, an der von Feuerwehr-Chef Thorsten Koryttko hat Michael Opahle bei der Begrüßung goldene Streifen an den Schulterklappen entdeckt. „Sie stehen für den Dienstgrad“, erklärt Adamowski. Goldene Streifen stehen für den höheren Dienst, silberne für den gehobenen und rote für den mittleren Dienst.
Im Innenhof üben am Donnerstagvormittag die Auszubildenden der Feuerwehr die Höhenrettung. Die Besucher dürfen einen Moment zugucken wie „Jeff“, die Übungspuppe, vom Dach gerettet werden soll. Die Azubis führen die orangene Übungsliege mit Hilfe der Drehleiter und unzähligen Seilen hinauf. Spezielle Knoten sind dort eingearbeitet. Auch die Technik dafür müssen die Azubis lernen. Jetzt haben die Besucher auch gut den 30 Meter hohen Feuerwehr-Turm im Blick. „Weiß jemand, warum jede Feuerwehr einen solchen Turm hat?“, fragt Adamowski. Nicht nur für Übungen ist er nützlich. Die nach Einsätzen gereinigten Schläuche hängen zum Trocknen darin. Nach einigen Minuten ist es soweit: „Jeff“ ist gerettet.
Hilfleistungslöschfahrzeug fasst 1600 Liter Wasser
Bei realen Einsätzen brauchen die Feuerwehrmänner oftmals auch ein Atemschutzgerät. Lukas schnallt sich eines auf die Schultern. Ganz schön schwer. „Schwerer als dein Tornister, oder?“, fragt Hallwaß den Jungen. Wie lange die Kräfte damit auskommen, hängt immer von der körperlichen Belastung ab. „Sind Sie denn ständig mit der Leitstelle bei einem Einsatz verbunden“, möchte Klaus-Dieter Frede wissen. „Über das Fahrzeug, ja“, lautet die Antwort.
Und das ist mit ziemlich vielen Geräten ausgestattet. Das Hilfleistungslöschfahrzeug fasst 1600 Liter Löschwasser, hat auch einen Wasserwerfer oder eine Rettungsschere an Bord, mit der etwa Fahrzeuge aufgeschnitten werden können. Gleich daneben steht das Tanklöschfahrzeug. 18 Tonnen schwer. Unter der Decke in der Halle baumeln Rohre. Eines führt zum Auspuff des riesigen Fahrzeugs. Startet der Motor, werden darüber die Abgase abgesaugt. Lukas staunt.