Gladbeck. . Die Musikerin und Regie-Studentin Maren Kessler hat im Hallenbad ein Musik-Video gedreht. Die WAZ besuchte das Team bei den Dreharbeiten.
„Ich laufe“, sagt Laura Hansen und meint damit die Kamera, hinter der sie steht. Vorbeigehen darf nun niemand mehr. Die Fliesen in der ehemaligen Sauna im Hallenbad reflektieren im Bild. Vor der Kamera schreibt David Schwarz als Arzt gerade konzentriert in seinen Notizblock. „Jetzt nicht die Spannung verlieren, das sieht super aus“, bestätigt Maren Kessler ihn. Die 32-jährige Regie-Studentin hat am Montag und Dienstag im Hallenbad an der Bottroper Straße Szenen für ein Musik-Video gedreht.
In Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung NRW vertonen Maren Kessler und ihr Team das Gedicht „Kanadagänse“ des Lyrikers Adrian Kasnitz. „Es erzählt von der Überbevölkerung der Tiere, so wie wir es auch aus Wittringen und dem Nordpark kennen.“ Das Gedicht soll als Metapher dafür dienen, wie sich eine Masse einen Weg bahnt. So war die Künstlerin auf den Einfluss von Rocklegenden der 60er Jahre gekommen, in deren Stil sie das Musik-Video anlehnt.
In einem Institut werden Influencer gezüchtet
Inhaltlich geht es um ein Institut, in dem Influencer gezüchtet werden. Als Influencer werden Menschen bezeichnet, die in sozialen Netzwerken Einfluss auf andere nehmen. Einer der gezüchteten Influencer ist anders geraten, rebelliert und wird darum im Institut des von David Schwarz gespielten Arztes gefangen gehalten. Ein Aktivist befreit den Gefangenen schließlich, der Influencer bricht aus und singt besagten Rocksong. „Wir haben das Gedicht ins Englische übersetzt und daraus das Lied geschrieben.“
Erste musikalische Schritte in Gladbeck
Erste musikalische Schritte machte Maren Kessler in der Musikschule Gladbeck, dort lernte sie Cello. Als Jugendliche widmete sie sich dem Gesang. An der Ruhr-Uni Bochum und der Uni Duisburg-Essen studierte sie Musikwissenschaften und Philosophie.
Inzwischen studiert sie an der Kunsthochschule für Medien Köln Regie und ist als Musikerin aktiv.
Die Gladbeckerin schlüpft für das Video gleich in mehrere Rollen. Sie führt nicht nur Regie, sondern steht auch in verschiedenen Influencer-Rollen vor der Kamera. Gezeigt werden soll der rund fünfminütige Film auf Festivals. „Vielleicht veröffentlichen wir ihn danach auf Youtube, und wenn er gut angenommen wird, könnte er auch im Fernsehen laufen“, erzählt die junge Mutter, während sie noch in der Maske sitzt.
Die Umkleide wird zum Schminkzimmer
Die Umkleide der Sauna im Hallenbad ist zum Schminkzimmer geworden. Make-up, Puder und Lippenstift hat Visagistin Nina Suchanoff sorgfältig auf der Ablage vor dem Spiegel aufgebaut. An den Spindtüren hängen zwei bunte Kleider. „Das Make-up muss noch extremer werden“, sagt Maren Kessler, die gerade einmal vor der Kamera Probe stand. „Wir müssen eh noch die Wimpern kleben, sonst wirkt es nicht“, sagt ihre Visagistin. Ein paar Minuten später ist Maren Kessler in einen blonden Influencer in pinkfarbenem Kleid verwandelt.
Als Schauplatz für den Dreh hat sich Kessler, die in Berlin und Gladbeck lebt, ihre Heimat ausgesucht. „Ich kenne das Hallenbad aus meiner Kindheit und gehe heute noch gerne schwimmen.“ So wie der Bau ist auch die Ausstattung des kurzen Films im Stil der 60er Jahre gehalten. „Das Hallenbad war der Ausgangspunkt, alles andere wie Kostüme haben wir angepasst.“
Die Musik hat die Gladbeckerin bereits mit David Schwarz eingespielt. Gitarre, Schlagzeug und Bass sind auf der Tonspur zu hören. Maren Kessler singt die Strophen des Gedichts. „Jetzt müssen wir das Video noch schneiden.“