Gladbeck. . Verein bietet theaterpädagogisches Programm nun auch für Vorschulkinder an, die lernen sollen, Grenzen zu bestimmen. Pilotprojekt in drei Kitas.
Auch Kinder dürfen „nein“ sagen, sollen es sogar – vor allem, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen jemand körperlich zu nahe kommt.
Das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken, das hat sich der Kinderschutzbund auf die Fahnen geschrieben. Schon seit 1999 bietet der Gladbecker Verein das Projekt „Mein Körper gehört mir“ in den 3. und 4. Klassen der Grundschulen an, hat seither 6000 bis 7000 Mädchen und Jungen erreicht. „Prävention kann nicht früh genug beginnen“, sagt der 1. Vorsitzende Dr. Peter Fischer, und deshalb hat der Kinderschutzbund die Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück jetzt auch für Vorschulkinder verpflichtet. Ihr Programm für diese Altersgruppe heißt: „Die große Nein-Tonne“.
Kinder sollen Selbstbewusstsein entwickeln
Spielerisch machen die Theaterpädagogen ihren kleinen Zuschauern klar, dass sie sich auch gegenüber Erwachsenen auflehnen dürfen, wenn ihre Grenzen nicht respektiert werden. Sie sollen Selbstbewusstsein entwickeln, und sie sollen erkennen, dass es bei allen negativen Gefühlen entscheidend ist, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen.
Kinderschutzbund hofft auf Spenden
1000 Euro kostet das Pilotprojekt für die drei ersten Kindertagesstätten. Für alle Einrichtungen im Stadtgebiet rechnet Dr. Peter Fischer mit Kosten in Höhe von 7000 Euro.
Der Kinderschutzbund ist auf Spenden oder Sponsoren angewiesen. Konto: Sparkasse Gladbeck IBAN: DE72 4245 0040 0000 0007 45
Wie wichtig gerade auf diesem Feld die Prävention ist, belegt Dr. Peter Fischer mit erschreckenden Zahlen: 12000 Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung von Kindern gab es in Deutschland 2017. Fischer: „Die Dunkelziffer ist viel höher. Jeder Siebte bis Achte wird in seiner Kindheit Opfer sexueller Übergriffe. Heruntergebrochen bedeutet das: 100 der 700 Kinder in den Gladbecker Kindergärten sind betroffen.“
Auch die Eltern sollen ins Boot geholt werden
Nadine Wieschollek, pädagogische Mitarbeiterin beim Kinderschutzbund, hält es für besonders wichtig, auch die Eltern mit uns Boot zu holen. „Ihnen muss bewusst sein, dass es nicht reicht, die Kinder vor dem bösen Fremden zu warnen. Die meisten sexuellen Übergriffe passieren im direkten Umfeld. Deshalb müssen Eltern ihre Kinder bestärken, wenn sie beispielsweise nicht beim Onkel auf dem Schoß sitzen oder dem Opa kein Küsschen geben wollen, auch wenn es unhöflich erscheint.“
Welche negativen Gefühle in die „Große Nein-Tonne“ gehören, vermitteln die zwei Schauspieler deshalb zunächst den Eltern der Vorschulkinder aus den Kindergärten an der Voßstraße, am Krusenkamp und St. Johannes. Die 75 Kinder aus den drei Einrichtungen dürfen sich dann auf den ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Vormittag am 28. Juni freuen.
Peter Fischer und Nadine Wieschollek hoffen, dass die Theaterpädagogen nach diesem Pilotprojekt weitere Kitas besuchen können – trotz Unterstützung des städtischen Arbeitskreises „Gewalt in der Familie“ braucht der Kinderschutzbund dafür Sponsoren.