Gladbeck. . Experte Peter Reich besucht Grundschulen, um Kinder über das Problem im Untergrund aufzuklären. Wichtig: Essensreste gehören nicht ins Klo.

Die Mimik der Grundschulkinder wechselt sichtlich zwischen Faszination, Staunen und Ekel. Denn: „Es leben etwa genau so viele Ratten in unserem städtischen Kanalnetz wie Menschen in Gladbeck, also rund 78 000 Tiere“, hat Peter Reich gerade der Klasse 3c der Südparkschule erzählt.

Der Experte der Stadtentwässerung tourt mit seinem Ratten-Vortrag regelmäßig durch Grundschulen. „Es ist wichtig, die Kinder frühzeitig für das Problem zu sensibilisieren, damit sie durch richtiges Verhalten dazu beitragen, die Rattenpopulation nicht unnötig zu vermehren“, erklärt Reich.

Moderne Städten sind für die Ratten wie ein Schlaraffenland

Denn die ungeliebten Nager finden in modernen Städten quasi ein Schlaraffenland. Genauer gesagt ist es die wilde Wanderratte, da die Hausratte, angesichts moderner Bauweise, kaum noch eine Rolle spiele. „Die Wanderratte gräbt sich eigentlich Gänge und Höhlen, um darin zu leben, die Arbeit haben wir ihr aber abgenommen“, erzählt der Experte. Denn das 240 Kilometer lange Kanalnetz unter allen Straßen im Stadtgebiet biete den Nagern so etwas wie eine moderne Komfortwohnung dem Menschen.

„Breite und schmalere miteinander verbundene Gänge, in denen es sich gut herumlaufen und leben lässt“. Serin (9) meldet sich und bestätigt den auch staunenden Klassenkameraden: „Bei unseren Nachbarn, da hat mal eine tote Ratte das Abflussrohr von der Waschmaschine verstopft.“

Der Essenslieferservice ist im Untergrund inklusive

Dicht beim Menschen im Untergrund lebten die Nager, bestätigt Reich, „denn hier gibt es für sie den Essenslieferservice inklusive, weil viele Menschen die Essensreste einfach im Klo herunterspülen, worüber sich die Ratten als Allesfresser freuen“.

Und finde die Ratte optimale Lebensbedingungen, dann vermehre sich ein Paar auch fleißig: „Pro Wurf können bis zu zehn Ratten neu geboren werden und ein Weibchen kann sechs mal im Jahr Kinder haben, die nach drei Monaten auch Babys kriegen können“, zeigt Reich mit einem Schaubild – „so dass ein Rattenpaar in einem Jahr bis zu 1000 Nachkommen hat.“ Also: „Bloß keine Essensreste ins Klo, sagt das auch euren Eltern und Freunden“, bittet der Aufklärer. Direkte Furcht vor einem Rattenangriff müsse aber kein Kind haben, beruhigt Peter Reich, „die Tiere sind scheu und haben Angst vor dem Menschen“.

Ratten knabbern den Kunststoff der Kanalrohre an

Die Gattung mit den starken Nagezähnen verursache aber Schäden, „da Ratten den Kunststoff der Kanalrohre durchknabbern können, wodurch Abwasser den Straßengrund unterspülen und kostspielige Reparaturen nötig werden“. Außerdem können die flinken Tiere Krankheiten übertragen. Damit sich das Problem nicht unkontrolliert vermehrt, lässt die Stadt Giftköder im Kanalnetz auslegen und stellt auch Giftröhren an der Oberfläche auf, wenn Bürger das Vorkommen von Ratten melden.