Gladbeck. . Zum Internationalen Museumstag durften Besucher im Wittringer Haus der Geschichte in Ritter-Rüstungen und Bergmannskluften schlüpfen.

Im Museum im Schloss Wittringen wird Gladbecker Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart sichtbar – am Sonntag wurde sie am Internationalen Museumstag zusätzlich am eigenen Leib erlebbar. Bei sehr sommerlichem Wetter war der Burghof komplett gefüllt. Vor allem Familien mit Kindern waren der Einladung des Museums-Fördervereins gefolgt.

Das Schwert in der Hand

Das Café im Schloss, die Gastronomie im Kaminzimmer, eine Grillhütte und ein Kuchen- und Eisstand hielten Stärkung für das Publikum bereit, schließlich gab’s einiges zu gucken und auszuprobieren. Ein Stand der Humboldt-Buchhandlung verkaufte lokalpatriotische Bücher wie „Kathedralen im Revier – Zechenlandschaft Ruhrgebiet“, „Dingenskirchen – Asterix auf Ruhrdeutsch“ und den Bildband „Woanders ist auch scheiße“.

Wie Finn zum Ritter wurde

Im Museum selbst durften Besucher ein Gewand aus der Zeit der Wittringer Ritter anprobieren. Finn (9) nutzte diese Gelegenheit und ließ sich von Museumsmitarbeiterin Sandra Bielyk ein Kettenhemd, Metallhandschuhe und einen Überwurf in Schwarz und Gelb, den Farben der Wittringer, überziehen. Ein Helm auf – und fertig war das Knappengewand. „Schwer, aber gut“, stellte Finn fest. Mit Schild und Schwert posierte er im historischen Schlossraum für die Kameras der Fördervereins-Mitglieder.

Steckenpferde  der „Marke Eigenbau“ entstanden bei Bastelaktionen im Museum der Stadt Gladbeck.
Steckenpferde der „Marke Eigenbau“ entstanden bei Bastelaktionen im Museum der Stadt Gladbeck. © Herbert Höltgen

Das Ausziehen des Kettenhemdes erwies sich als schwierig, so dass Sandra Bielyk zu Hilfe kam. Mehrere mittelalterliche Schwerter waren ausgestellt. Immer wieder maßen Besucher sich darin, wie lange sie ein Schwert mit einer Hand halten konnten. Das erwies sich bei den bis zu 1,5 Meter langen, massiven Eisenwaffen als große Herausforderung.

Einen Raum weiter lag eine andere Berufskleidung zum Anprobieren bereit, nämlich die der Bergleute. Sie waren es, die Gladbeck vor mehr 100 Jahren zu der Stadt machten, die sie heute ist. Auch diese Gelegenheit ließ Finn sich nicht entgehen: Mit der tatkräftigen Hilfe des früheren Moltke-Bergmanns Günter Petira zog er sich einen Arbeitsanzug, Stahlkappenschuhe, Schienbeinschoner, ein Halstuch und ein Arschleder an. Wieder posierte er für Fotos, dieses Mal mit Helm und Spitzhacke. Eine andere Besucherin, die gerade mit ihren Kindern im selben Raum war, erklärte: „So sah der Uropa früher auf der Arbeit immer aus.“

Erklärung zur Gaslampe

Petira erklärte auch die Arbeitsgeräte, die präsentiert wurden, so zum Beispiel die Gaslampe: „Darin brennt eine kleine Flamme. Wenn die größer wird, dann ist Gas im Stollen und alle sind in Gefahr. Früher hatten die Bergleute dafür Kanarienvögel.“

HINTERGRUND

Der Museumstag wird seit 1978 vom internationalen Museumsrat ICOM veranstaltet. Das Museum in Wittringen feierte ihn wegen des Muttertages schon am 6. statt am 13. Mai.

Das Motto lautet diesmal: „Netzwerk Museum: Neue Wege, neue Besucher“. In Nordrhein-Westfalen beteiligen sich mehr als 200 Museen daran.

Gleichzeitig lud die Ausstellung „Frauenhände ruhen nicht“ handgefertigte Kleidungsstücke, Decken, Dekorationen und anderes aus Gladbeck und Umgebung zu bestaunen. Gewebte, gestrickte, gehäkelte und gestickte Ausstellungsstücke nebst den dazugehörigen Werkzeugen und Lehrbüchern zeigten die Vielfalt der Textil-Handarbeit.

Sandra Bielyk äußerte sich sehr zufrieden mit dem Museumstag: „Es ist wirklich gut besucht. Vor allem in der Bergbauausstellung waren zeitweise mehr Erwachsene als Kinder – das ist ja jetzt ziemlich aktuell, wenn die letzte Zeche schließt.“