Gladbeck. Beeindruckendes Ein-Personen-Schauspiel in der Lambertikirche. Der verfemte Apostel erklärt seine Beweggründe zum Verrat an Jesus.
Dunkelheit und Licht: Manchmal gibt es nichts dazwischen“, betont Judas. Wer zweifelt handelt und wer handelt, läuft unweigerlich in Gefahr, sich schuldig zu machen. In dem sechzig Minuten Stück „Judas“ der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans erklärt Judas Ischariot, in einem Einpersonen-Theaterstück sein Handeln, ohne es zu entschuldigen. In einer großartigen Inszenierung präsentierte Jens Dornheim und das glassbooth Theater in der Lambertikirche vor einhundertdreißig Zuschauern passend zur Passionszeit den aufwühlenden Monolog des verfemten Jüngers Christi.
Im schwarzen Anzug mit offenem weißem Hemd verkörperte Dominik Hertrich, der bereits in den glassbooth Produktionen Luther und Pontius Pilatus in den Titelrollen zu sehen war, an diesem ungewöhnlichen Spielort den Judas. Er wendet sich direkt ans Publikum, als ob er aus einer himmlischen oder höllischen Party überraschend in ein weltliches Auditorium gerissen worden wäre. „Sind alle drin?“, fragt er am Anfang ins Publikum und verdeutlicht die Absicht von Jens Dornheims Inszenierung das Stück nicht als starren Vortrag, sondern im Dialog mit dem Publikum zu gestalten. Er läuft auf und ab im Altarraum, der seine flache Bühne ist, spricht mit Danny Tristan Bombosch, der am Synthesizer die Aufführung kongenial musikalisch begleitet und bewegt sich zwischen den Kirchenbänken, wenn er sein eigenes Leben zu fassen sucht.
Unruhe ist Programm
Diese Unruhe ist Programm. Die historisch geprägte holzschnittartig schwarz-weiße Wahrnehmung des Jüngers, der Jesus verriet, wird schillernd farbig, seine Konturen werden weicher und erhalten Tiefe, so dass der Mensch hinter dem „Verrat“ sichtbar wird.
Schauspieler und Theaterpädagoge
Die freie Theatergruppe glassbooth wurde im November 2003 von Jens Dornheim und Gordon Stephan gegründet.
Ihr Leiter Jens Dornheim ist aufgewachsen in Gladbeck. Er studierte an der Universität Essen Germanistik, Anglistik und Sozialwissenschaften.
Neben seiner Arbeit für glassbooth entwickelte er 2007 für den Jugendrat der Stadt ein Unterrichts-Theatermodul. Zudem arbeitet Jens Dornheim als Schauspieler und Theaterpädagoge für die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück in Grundschulen von NRW.
Dabei werden Fragen aufgeworfen, die keine einfachen Antworten zulassen. „Ich wollte ihn wach rütteln“, spricht derjenige, den die meisten Christen als Schuldigen am Tod Jesu sehen. „Es machte mich wütend, dass er anfing den Mythos über sich selbst zu glauben.“ Er bezieht das Publikum ein und macht deutlich, dass jeder Judas sein könnte, der handelt, etwas tut aus Zweifel oder aus Verantwortung. Gleichzeitig hadert er mit der ihm zugedachten Rolle, als hässliches Werkzeug des Schicksals und fragt sich, ob er (Jesus) ihm vergeben habe.
Ein facettenreicher Judas
Das emotionsgeladene Schauspiel des Dominik Hertrich zeigt einen facettenreichen Judas, der keinen schäbigen Verrat aus Geldgier beging, sondern aus einer inneren Notwendigkeit, die ihm das unerträgliche Stigma des ewigen Verräters auferlegt.
>>>> Das Stück wird Karfreitag, 30. März, noch einmal um 18 Uhr in der Lambertikirche gezeigt.