Gladbeck. . Freunde aus Ostfriesland haben recherchiert und einen Film über die verfallene Siedlung Schlägel und Eisen gedreht. Er ist bei Youtube zu sehen.
Dornröschen schläft und schläft. Nun ist die Prinzessin Schlägel und Eisen längst keine schlafende Schönheit mehr, aber trotzdem zieht die Geistersiedlung im Norden Gladbecks immer wieder auch Menschen von außerhalb in ihren Bann.
Ingo Weber zum Beispiel, der mit seinen drei Freunden Yara Buss, Claus Heeren und Henning Kampenga aus Ostfriesland anreiste, um diesen verlassenen Ort zu erkunden. Eigentlich ist Weber IT-Kaufmann, widmet sich beruflich im eigenen Laden in Emden Computern. Dann und wann bricht er aber aus dem Alltag aus und startet mehr oder weniger verrückte Aktionen.
Zum Beispiel vor ein paar Jahren, als er als Werder-Fan gemeinsam mit Kumpel und Schalke-Fan Heeren und dem Schalker Urgestein Trompeten-Willi (Wilhelm Plankers) unter dem Motto „Lattenschuss“ Lieder für friedlichen Fußball erfand. Frei nach seinem Lebensmotto: „Selber machen und Spaß haben“.
Die Freunde haben schon diverse Ruinen besucht
Seit anderthalb Jahren sind es verfallene Gebäude, die Weber magisch anziehen. „Ich bin durch Zufall im Herbst 2016 auf einen Bericht über den anstehenden Abriss der Emder Kaufhalle gestoßen“, erzählt er. Er fragte bei der Stadt nach und durfte schließlich in das Gebäude, um Fotos zu schießen und Filmaufnahmen zu machen.
Seitdem hat der Ostfriese zusammen mit seinen Freunden diverse Ruinen besucht – ein zeitaufwendiges Hobby, mit dem das Quartett jedoch eine Menge Spaß verbindet. Zu jeder Ruine hat Weber versucht, deren Geschichte zu recherchieren und zu erzählen. So auch zu Schlägel und Eisen – wobei er auch feststellte, dass selbst im Gladbecker Stadtarchiv nicht allzu viel Material vorhanden ist.
Alle Informationen, die er gefunden hat, hat er in seinen Film einfließen lassen, über die Entwicklung der einst schmucken Mehrfamilienhäuser zur Geistersiedlung, die Eigentümerwechsel und zuletzt die Pleite der Firma Immobilien Kwates, die aufwändig sanieren wollte. Das Werk besteht aus vier Teilen zu je etwa einer Viertelstunde, kostenlos anzusehen im Internet auf Youtube. Dort betreibt er unter seinem Pseudonym „Joe von Dreck“ einen eigenen Kanal.
Anreise dauerte zweieinhalb Stunden
Einen Tag haben die vier Freunde aus dem Norden in Zweckel verbracht – „zweieinhalb Stunden dauert es auf der A 31 von Emden nach Gladbeck“, sagt Weber.
Entstanden sind dabei Filmaufnahmen, Fotos und sogar Luftbilder, die per Drohne aufgenommen wurden. Die ungewohnt luftige Perspektive verstärkt den Eindruck des unaufhaltsamen Verfalls noch. Aber die Ostfriesen begnügen sich nicht mit dem äußeren Eindruck.
„Ich habe vorher Kontakt zum Insolvenzverwalter aufgenommen“, sagt Weber. Der habe angesichts des Verfalls der Häuser zwar keine offizielle Drehgenehmigung erteilen können, aber durchblicken lassen, dass sich niemand beschweren werde, wenn Weber und Freunde sich auch in den Gebäuden umschauen würden.
Bilder zeigen Verfall und humorvolle Graffiti
Das haben sie getan, und dabei sind Bilder entstanden, die wohl auch die letzte Hoffnung ausräumen, dass zwischen Bohnekamp-, Schlägel- und Eisenstraße noch irgendetwas zu retten sein könnte. „Wir wollten ganz ehrlich den Zustand zeigen“, sagt der Hobbyfilmer.
Die Bilder zeigen aber auch: Es ist Leben im alten Gemäuer. Nicht dauerhaft, aber immer mal wieder. Davon zeugen Müll und Schmierereien genauso wie witzige Graffiti, etwa jene, bei denen der Künstler einfach die Einrichtung und die Bewohner an die Wände malte.