Gladbeck. . Eva Franzen und Tim Frintrop werden regelmäßig zu Einsätzen gerufen. Die Beamten sagen: „Wir werden als Hoheitsperson nicht mehr akzeptiert“.
Bei Einsätzen werden Rettungskräfte immer wieder bedroht, auch Polizisten werden immer häufiger angegangen. WAZ-Redakteurin Tabea Beissert wollte von einem erfahrenen Beamten wissen, was sich mit den Jahren geändert hat, und von einer Berufseinsteigerin, warum die Arbeit dennoch ihr Traumjob ist. Im Streifendienst sind Tim Frintrop (36) und Eva Franzen (29) auf Gladbecks Straßen unterwegs.
Wie gefährlich ist Gladbeck?
Frintrop: Im Vergleich zu Großstädten geht es uns hier ganz gut. Natürlich hängt das immer mit Personen zusammen, auf die man trifft.
Was hat sich mit den Jahren in Ihrem Beruf verändert?
Frintrop: Die Polizei wird als Hoheitsperson nicht mehr so akzeptiert. Früher reichte unsere Uniform, dass sich die Menschen entsprechend verhalten. Heute ist das nicht mehr automatisch so gegeben. Zudem gibt es nicht mehr nur bestimmte Orte, an denen es bei Einsätzen gefährlich werden kann. Heute kann es überall gefährlich werden. Früher gab es gewisse Spezies und bestimmte Lokale. Die Einsätze sind heute viel unvorhersehbarer. Der Ton ist rauer geworden, die Respektlosigkeit gegenüber uns Beamten größer.
Franzen: Besonders bei Jüngeren ist diese Respektlosigkeit auffällig. Wenn ich mich erinnere, wie ich mich gegenüber Polizisten verhalten hätte, als ich noch jünger war, ist das nicht zu vergleichen.
Trotz der zunehmenden Respektlosigkeit: Was war der Grund für Sie, sich für diesen Beruf zu entscheiden, Frau Franzen?
Franzen: Ich habe vorher im Einzelhandel gearbeitet, der Wunsch in den Polizeiberuf zu gehen, war aber immer in meinem Hinterkopf. Die Arbeit ist so abwechslungsreich und der Zusammenhalt unter den Kollegen groß. Wir sind schließlich eine Gefahrengemeinschaft und teilen Freud’ und Leid miteinander.
Was würden Sie, Herr Frintrop, Ihrer jungen Kollegin mit auf den Weg geben?
Gerade in Alltagssituationen sollte man nicht unaufmerksam werden. Man muss bei jedem Einsatz damit rechnen, dass es nicht rund läuft. Auch eine Verkehrskontrolle kann gefährlich werden. Daher ist es wichtig, immer Distanz zu wahren und sich gut mit den Kollegen abzusprechen. Man kann nicht auf alle Situationen vorbereitet sein, aber muss wissen, wie man entsprechend reagiert. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Kleinere Situationen kann man auch schon mal entschärfen, indem man selbstsicher auftritt, aber die Menschen auch vernünftig anspricht. Die Kommunikation ist unsere größte Waffe.
Haben Sie denn den Eindruck, dass die Menschen heute schneller zum Telefon greifen und auch bei kleineren Dingen die Polizei rufen?
Frintrop: Da heute quasi jeder ein Handy hat, würde ich schon sagen, dass wir schneller gerufen werden.
Die Hauptwache der Polizei ist in Bottrop
Der Sitz der Gladbecker Polizeiwache ist am Jovyplatz 6.
Dort ist ein Bezirks- und Schwerpunktdienst sowie ein Verkehrs- und Regionalkommissariat beheimatet.
Der Wach- und Wechseldienst befindet sich dagegen in der Hauptwache in Bottrop. Von dort aus werden auch die Einsätze der Polizeibeamten koordiniert.
Franzen: Wir bekommen viele Hinweise, die uns helfen können. Daher sollte sich niemand sträuben, uns zu rufen. Früher wurde die 110 eher dann angerufen, wenn es wirklich schlimm war. Wir wünschen uns, dass die Bürger uns schneller anrufen.
Wie schalten Sie nach einem harten Arbeitstag ab?
Frintrop: Ich schaffe es, den Stress auf der Wache zu lassen. Von meiner Familie versuche ich Sorgen fernzuhalten. Wenn etwas Bedrückendes passiert ist, spreche ich mit meinen Kollegen darüber.
Franzen: Unsere Arbeit ist aber nicht nur negativ. Vor allem ältere Menschen sind häufig sehr dankbar für unsere Hilfe. Erst letztens hat mich ein älterer Mann umarmt. Von dieser Dankbarkeit zehre ich.