Gladbeck. . Hans-Josef Hackstein, stellvertretende Schulleiter der Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck, geht nach 40 Jahren Dienst in den Ruhestand.

Wie sie ihren Lehrer Hans-Josef Hackstein finden? „Cool“ schallt es mehrstimmig durch den Raum. „Er ist immer für einen da“, sagt ein junger Mann, der auf dem Weg zu einem Klassenzimmer in der Johannes-Kessels-Akademie ist. Tatsächlich: Die Tür zum Büro des stellvertretenden Schulleiters steht offen – die jungen Leute dürfen sich jederzeit mit ihren Anliegen an Dr. Hans-Josef Hackstein wenden.

Und der sagt mit Vehemenz über seine Schützlinge: „Ich würde für jeden einzelnen meine Hand ins Feuer legen.“ Man spürt im Gespräch mit dem 65-Jährigen: Er brennt für seinen Beruf als Pädagoge. Und doch: Irgendwann klingelt auch für Lehrer ein letztes Mal die Schulglocke, dann verabschieden sie sich in den Ruhestand. Hacksteins letzter Tag an der Johannes-Kessels-Akademie wird offiziell am 31. Januar sein.

Traumberuf erfüllt

Doch bevor er auf Nimmerwiedersehen gen Zuhause in Büderich bei Wesel entschwindet, bekommt er ein bisschen Schonfrist: „Ich muss noch zwei Klassen durch die Prüfungen führen, deswegen bin ich acht Stunden wöchentlich hier; dann gehe ich.“ Und zwar nicht, wie es oft so schön heißt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sondern mit „zwei weinenden Augen“: „Der Abschied fällt mir schwer!“ Schließlich habe er immer gerne unterrichtet – und das 40 Jahre an der Johannes-Kessels-Akademie, seit dem Jahr 1995 als stellvertretender Schulleiter.

FESTAKT

Es werden Tränen kullern, wenn Dr. „Hajo“ Hackstein am Mittwoch, 31. Januar, offiziell verabschiedet wird. Das prophezeien seine Kollegen.

Momente der Wehmut werde es ebenso geben wie Beiträge zum Lachen.

Der Festakt mit Schülern, Lehrern und Gästen, zum Beispiel aus dem Vorstand der Johannes-Kessels-Akademie Essen, beginnt um 10 Uhr in der Schulaula an der Allensteiner Straße.

Ein wildes Kind sei er gewesen. „Meine Eltern waren nicht sehr streng, ich habe viel auf der Straße gespielt, musste nie wie andere arbeiten oder auf dem Feld helfen“, plaudert Hackstein. Katholisch sei er aufgewachsen. Lehrer, so Hackstein, sei eigentlich immer sein Berufswunsch gewesen.

Da war er offenbar ein Kind seiner Zeit. Der zweifache Vater und Großvater: „Bei uns waren es ganz viele im Dorf, die Lehrer werden wollten.“ Sehr politisch sei seine Generation, die in Zeiten von RAF-Terrorismus, Berufsverboten und Demonstrationen groß wurde. Nach seiner Verwaltungslehre studierte Hackstein Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaften, unter anderem an der „linken Reformuni in Bremen“. Im Kopf der Plan: „Ich möchte Erzieherinnen unterrichten.“ Denn über sie könne er seine pädagogischen Überzeugungen weitergeben.

Mit zwei weinenden Augen verlässt Dr. Hans-Josef Hackstein die Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck.
Mit zwei weinenden Augen verlässt Dr. Hans-Josef Hackstein die Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck.

In Hacksteins Büro stehen Hinweise, in welche Richtung er denkt: Neben Videos wie „Wo ich bin, ist Freiheit“ stehen Werke über den Reformpädagogen, Kinderarzt und Schriftsteller Janusz Korczak. Er sei ein „großer Fan“ dieses Mannes, der die Kinder seines Waisenhauses in ein Vernichtungslager begleitete und in Treblinka starb. „Das war ein großer Humanist“, schwärmt Hackstein. Sein Credo: „Wir müssen Achtung vor der Würde eines einzelnen Kindes haben.“ Wer dem Vize-Schulleiter genau zuhört, merkt, wie sehr ihm die Schüler am Herzen liegen. Insgesamt an die 4000 mögen es in all den Jahren gewesen sein, darunter etwa 3000 Erzieherinnen – „ja, ein paar männliche sind auch darunter.“

Ein Lob auf die Jugend von heute

Als Hackstein im Jahre 1977 seine Laufbahn an der Kessels-Akademie (vormals Eduard-Michelis-Schule) begann, sei das ein Sprung in eine andere Welt gewesen – der Wechsel von der „Revoluzzer-Uni Bremen“ zu einer kleinen, katholischen Schule, damals in Trägerschaft eines Ordens, mit klaren Regelungen und Strukturen. Das gesamte feste Kollegium habe aus sieben Frauen bestanden. Der 25-jährige, ledige neue Kollege wurde schon argwöhnisch angeguckt. Hackstein gesteht: „Die Eingewöhnung war gar nicht so einfach.“ Aber er hielt durch. Und Hackstein weiß die Besonderheiten der Johannes-Kessels-Akademie zu schätzen: eine familiäre Atmosphäre und Strukturen – „etwas lockerer als früher – und die hohe Qualität der Ausbildung. Er tippt an ein Wandkreuz in einem Klassenzimmer: „Der christliche Gedanke ist sehr wichtig.“

Die Schüler hätten sich in all den Jahren nicht verändert: „Ich lasse auf die heutige Jugend nichts kommen: Sie ist top! Die jungen Leute haben möglicherweise weniger konservatives Wissen als früher, sind aber noch genau so ehrgeizig, sehr sozial und sehr mitfühlend.“