Gladbeck. . Rosi und Bernd Murrenhoff haben lange Zeit im bayrischen Buchbach gelebt. Doch jetzt ging es zurück nach Gladbeck. Das sind die Gründe.

Heimat – das hat für Bernd und Rosi Murrenhoff viel mit Vertrautheit zu tun. Die spüren sie etwa dann, wenn sie beim Gang durch die Stadt oder beim Theaterbesuch an jeder Ecke Bekannte treffen. Vor 17 Jahren waren die Gladbecker ins bayrische Buchbach gezogen. Doch nach vielen Jahren in Bayern stand fest: Es soll wieder zurück in die alte Heimat gehen. Im verganenen Jahr kamen sie wieder her. „Wir wollten mit unseren Freunden und Bekannten alt werden“, sagt die 65-Jährige.

Eingeschlafene Kontakte versucht das Ehepaar im Moment wieder zu beleben. Zu den meisten Freunden hätten sie aber über die Jahre Kontakt gehalten. Doch: Man lerne zu unterscheiden zwischen engen Freunden und Bekannten.

Kaum Zeit, über Folgen des Weggangs nachzudenken

Die Entscheidung damals die Heimat zu verlassen, sei spontan gefallen. „Daher fiel der Entschluss auch nicht schwer“, sagt Bernd Murrenhoff. Es sei kaum Zeit geblieben, über Folgen nachzudenken. „Das war auch gut so – vielleicht hätte ich mich sonst anders entschieden“, sagt er heute.

Ein Jobangebot lockte den bis dahin beim Bottroper Unternehmen Seepex tätigen Murrenhoff nach Bayern. „Als globaler Leiter Vertrieb und Marketing für eine dortige Pumpenfirma hatte ich mehr Kompetenzen bekommen.“ Mit dem jüngsten ihrer drei Kinder und der damals noch lebenden Mutter von Rosi Murrenhoff zog die Familie schließlich um. „Ich habe viele Jahre in dem Glauben gelebt, in Bayern alt zu werden“, sagt der ebenfalls 65-Jährige. Es sei der Wunsch seiner Frau gewesen, mit seinem Ruhestand wieder zurückzukehren.

Nach vielen Jahren in Buchbach ist das Ehepaar nun wieder zurück in Gladbeck. Erinnerungen an Bayern haben die beiden nicht nur in Form von Fotos.
Nach vielen Jahren in Buchbach ist das Ehepaar nun wieder zurück in Gladbeck. Erinnerungen an Bayern haben die beiden nicht nur in Form von Fotos. © Michael Korte

Zugehörigkeitsgefühl hat oft gefehlt

Denn obwohl Rosi Murrenhoff im Sportverein ihrer neuen Heimat gleich einige Leute kennenlernte: „Dieses Zugehörigkeitsgefühl hat oft gefehlt“, sagt sie. Wenn sie etwa von ihren Kindern erzählt habe, habe kaum jemand zugehört. „Unsere dortigen Bekannten hatten ja kaum eine Vorstellung von unseren Kindern, kannten sie nur von Besuchen“, sagt Bernd Murrenhoff.

Heimat auch für ihre Kinder

Auch die drei Kinder – die heute in Flensburg, Berlin und Bochum wohnen – waren ein Grund, wieder nach Gladbeck zu ziehen. „Von hier aus sind wir schneller bei den dreien“, sagt die einstige Sozialarbeiterin. Es sei auch Wunsch der Kinder gewesen, dass ihre Eltern wieder in jenes Haus ziehen, in dem sie einst groß wurden. „Das ist also nicht nur Heimat für uns, sondern auch für unsere Tochter und unsere Söhne“, sagt der Ruheständler.

In den Jahren, in denen das Paar nicht in der Stadt lebte, habe sich einiges verändert. So müsse Rosi Murrenhoff nicht nur immer häufiger überlegen, wem sie ein ihr bekanntes Gesicht zuordne, sondern wisse auch nicht mehr, wo jede kleine Straße liege.„Man fängt ein Stück weit wieder von vorne an“, sagt sie. Aber: Die Heimat erkenne man immer wieder. So sind sich die beiden einig: „Wir sind hier wieder ganz angekommen.“

„Aus Bayern geht man nicht weg“

Dass das Ehepaar schließlich wieder zurück in die Heimat wollte, hätten die Bayern ihnen übel genommen. „Aus Bayern geht man nicht weg“, sagt die Heimkehrerin. Doch die Murrenhoffs wollten wieder dort leben, wo die Menschen „ihre Sprache sprechen“ – einfach so ticken wie sie selbst.

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