Gladbeck. . Abdennour Remli kam vor drei Jahren nach Deutschland. Bei der Diakonie macht er eine Ausbildung zum Altenpfleger und möchte später Arzt werden.

Wäre er nicht krank geworden, hätte sein Vater ihn niemals aus Algerien weggehen gelassen. „Wir hatten da ja auch alles“, sagt Abdennour Remli. Doch die Ärzte konnten ihm in seinem Heimatland nicht mehr helfen. Also ging der junge Mann mit einem Visum zunächst nach Frankreich. Als auch dort die Medizin bei der chronischen Entzündung nicht weiter kam, machte er sich schließlich auf nach Deutschland. Zu seinem Onkel nach Gladbeck.

„Gladbeck ist für mich zur Heimat geworden“, sagt Remli heute. Seit drei Jahren lebt er hier. Heimat... das ist für ihn wie eine Mutter. „Sie kümmert sich um einen“, sagt der 23-Jährige. Eben dies schätzt er an seinem neuen Zuhause: „Die Menschen sind sehr hilfsbereit.“

Selbst wenn er nur zwei Tage bei Freunden in Düsseldorf verbringe, vermisse er seine neue Heimatstadt gleich. „Ich habe hier schnell Anschluss gefunden“, erzählt er. Dass er sich hier so wohl fühlt, war nicht immer so. Schließlich verließ der Algerier ganz alleine sein Land, ließ Eltern und vier Geschwister zurück. „Als ich herkam, war alles für mich wie ein schwarzes Bild.“ Er habe keine Ahnung gehabt, was er hier für Möglichkeiten habe.

Ärzte motivierten ihn zur Ausbildung

Durch die Behandlung seiner Krankheit lernte er schließlich zwei Ärzte aus Libyen kennen. „Die haben mich motiviert, eine Ausbildung zu machen.“ In welche Richtung es gehen sollte, stand für den 23-Jährigen schnell fest: Die Medizin. Derzeit macht er bei der Diakonie eine Ausbildung zum Altenpfleger. Er ist in der jungen Pflege eingesetzt, betreut Menschen zwischen 30 und 65 Jahren, die eine Behinderung oder Krankheit haben.

In Sprachkursen der VHS lernte der junge Mann schnell Deutsch. Ausgelernt hat er noch nicht: Jetzt möchte er einen weiteren Kurs besuchen, um noch besser die neue Sprache zu können.

Abdennour Remli will Medizin studieren

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Doch der 23-Jährige hat weitere Ziele: „Ich möchte gesund werden“, sagt er. Ob es dann wieder zurück nach Algerien gehen wird, weiß er noch nicht. Erstmal möchte er nach seiner Ausbildung studieren. Medizin.

„Ich möchte Arzt werden und anderen Menschen helfen“, sagt er. Er sei bereits an der Uni eingeschrieben gewesen. „Ich konnte das Studium aber nicht finanzieren“, erzählt er. Also schrieb er sich wieder aus. Für seine Ausbildung habe er zunächst keine Erlaubnis von der Ausländerbehörde bekommen, sein jetziger Arbeitgeber habe sich aber eingesetzt.

Seit drei Jahren ist sein Asylantrag in der Schwebe

Zusammen mit einem Freund wohnt er derzeit in einer Gladbecker Wohnung. „Ich würde gerne alleine wohnen, das ist aber sehr schwierig“. Denn: Seit drei Jahren wartet Remli darauf, dass sein Asylantrag genehmigt wird.

Sein Vater zumindest, der Remli einst schweren Herzens aus Algerien weggehen ließ, wird nicht mehr erfahren, ob sein Sohn wieder in seine alte Heimat zurückkommt. Er starb. An Krebs. Für den jungen Algerier ein Grund mehr, sich in seiner Ausbildung zu engagieren. „Vielleicht möchte ich mich als Arzt auf die Behandlung von Krebs spezialisieren“, sagt Remli.