Gladbeck. . Stadt plant auf dem Friedhof Mitte eine religionsneutrale Nutzung. Bei Bedarf gibt es eine mobile sakrale Ausstattung. Stadtkirchen stimmen zu.
- Die Halle soll religionsneutral sein, bei Bedarf können religiöse Symbole dazu gestellt werden
- Vertreter der beiden christlichen Kirchen stimmen dieser Regelung zu
- ZBG-Chef Heinrich Vollmer sieht diese Entscheidung als zukunftssicher an
Die neue Trauerhalle auf dem Friedhof Mitte, die im Januar nach eineinhalb Jahren Bauzeit in Betrieb genommen wird, erhält kein fest installiertes Kreuz – weder außen noch innen. „Das wird eine religions-neutrale Trauerhalle, die allen, ob religiös oder nicht-religiös, offen stehen soll“, sagt Heinrich Vollmer, Leiter des Zentralen Betriebshofes Gladbeck (ZBG). Die beiden großen Stadtkirchen stimmen der Lösung zu.
Denn es wird eine mobile sakrale Ausstattung der Aussegnungshalle geben – unter anderem einen rollbaren Altar und ein mobiles Kreuz, das nach Wunsch benutzt und ansonsten in einem Nebenraum aufbewahrt wird. Außerdem ist vorgesehen, über einen Beamer unterschiedliche, von einem Künstler kreierte Kreuze – und bei Bedarf auch muslimische Zeichen – an die Wand zu projizieren.
Bestattungsfeiern werden seit geraumer Zeit immer individueller gestaltet
Heinrich Vollmer spricht von einer Entscheidung, die von allen Verantwortlichen in Politik und Verwaltung „von vornherein und ganz bewusst“ getroffen worden sei. „Mit diesem Konzept können wir auf alles reagieren und sind zukunftssicher“, so der ZBG-Chef, der davon spricht, dass Bestattungsfeiern schon seit geraumer Zeit immer individueller gestaltet werden. „Wir müssen heute unterschiedliche Auffassungen respektieren und eine Trauerhalle nicht mehr bestimmten Religionen vorhalten.“
Die Stadt selbst wird die rund 2,4 Millionen Euro teure Trauerhalle, die künftig auch für Lesungen oder kleine Konzerte genutzt werden kann, nur mit einem Rednerpult und 100 Stühlen ausstatten. Die evangelische Kirche wird eine Orgel finanzieren, die katholische Kirche die sakrale Ausstattung.
Pfarrer Großer: „Das ist zeitgemäß, weil sich die Gesellschaft verändert hat.“
Pfarrer Frank Großer, Vorsitzender des Presbyteriums der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, spricht von „einer guten Lösung“. Wichtig sei, dass es überhaupt einen Ort für christliche Trauerfeiern gebe. Dass künftig kein fest installiertes Kreuz vorhanden sei, es stattdessen entsprechende Lichtprojektionen gebe, sei weder störend noch stelle das einen Traditionsbruch dar. „Im Gegenteil: Das ist zeitgemäß, weil sich die Gesellschaft verändert hat“, findet Frank Großer.
Propst André Müller, Pfarrer der kath. St.-Lamberti-Pfarrei, äußert sich ähnlich: „Das ist kein Kulturkampf, keine Einschränkung, sondern eine Erfolgsgeschichte, die allen gesellschaftlichen Gruppen zu Gute kommt, das ist sehr positiv.“ In „guter Zusammenarbeit“ mit der Stadt hätten die beiden großen Stadtkirchen Einvernehmen über die künftige mobile sakrale Ausstattung samt Tragekreuz erzielt, die auch eine religiöse Nutzung der Trauerhalle ermögliche. Auf diese Weise sei „viel mehr möglich“, sogar Messfeiern, so Müller.
Mehr als 400 Bestattungen im Jahr auf dem Friedhof Mitte
Die neue Trauerhalle auf dem Friedhof Mitte soll 60 bis 100 Jahre genutzt werden. Mehr als 400 Bestattungen finden pro Jahr auf dem aus kommunalen und katholischen Teil bestehenden Friedhof statt.
Trauerfeiern hier sind nur möglich, wenn auf dem Friedhof Mitte auch die Beerdigung stattfindet. Trauerfeiern hier und Beerdigungen in Brauck oder Rentfort sind laut ZBG nicht möglich.