Gladbeck. . Valentina Spadoni bietet in der Musikschule Ballettunterricht für Erwachsene an. Für viele Teilnehmer ein schöner Ausgleich zum Arbeitsleben.
- In der Gladbecker Musikschule bietet Valentina Spadoni auch einen Ballettkurs für Erwachsene an
- Bis zu zwölf Teilnehmer über Schritte und Sprünge – darunter ein einziger Mann
- Beim Ballett werden alle Muskelgruppen trainiert, schwärmt die ehemalige Primaballerina
Es ist Viertel vor sechs am Abend. In der städtischen Musikschule ist der Ballett-Proberaum noch hell beleuchtet. Denn gleich, nachdem sich die Eleven umgezogen haben, beginnt der Training.
Rund zwölf Erwachsene im Alter von 19 bis 52 Jahren nehmen regelmäßig am Ballettunterricht bei Tanzlehrerin Valentina Spadoni teil. An der Stange müssen sich die Schüler zunächst aufwärmen und dehnen, um sich während des Trainings nicht zu verletzen.
Basis-Kenntnisse werden geübt Die Erwachsenen üben an der Stange die Grundschritte und -positionen im Ballett. Das erfordert anfangs viel Konzentration. Foto: Thomas Gödde
Einfache Dehnübungen zur Musik bereiten den Körper für die Stunde vor. Die Erwachsenen üben anschließend Basis-Kenntnisse: Plié, Hacke, Spitze, 1-2-3, und wieder von vorne. Sie alle wirken sehr konzentriert und versuchen, die Bewegungen und die Körperhaltung zu perfektionieren. Schon nach 20 Minuten laufen den ersten Frauen die Schweißperlen von der Stirn. Zwischendurch gibt es eine kleine Pause, um durch zu schnaufen.
Einige Eleven haben als Kinder und Jugendliche schon Ballett getanzt und möchten sich wieder einer alten Leidenschaft hingeben. Einen Ausgleich zum Arbeitsleben. Andere haben ganz von vorne angefangen, ohne jegliche Erfahrung.
Jeder Muskel des Körpers wird beansprucht
„Man ist nie zu alt, um mit dem Tanzen zu beginnen“, beteuert Valentina Spadoni. Die Lehrerin sieht so zerbrechlich aus, dabei ist sie als professionelle Balletttänzerin zäh wie kaum ein Hochleistungssportler. „Eine professionelle Karriere als Primaballerina ist in dem Alter zwar nicht mehr denkbar, aber für Spaß am Tanz ist man nie zu alt!“ Es gehe ja schließlich auch nicht mehr darum, jemandem etwas zu beweisen, sondern für sich selber und seinen Körper etwas zu tun.
Durch die angespannte Haltung und die vielen Drehungen und Bewegungen wird jeder Muskel des Körpers beansprucht. „Manche gehen abends nach der Arbeit noch ins Fitnessstudio, andere ins Ballett“, sagt Spadoni. So wie Stefan, der einzige Mann und mit 52 Jahren auch ältester Teilnehmer in der Gruppe. Er dreht seine Pirouetten schon seit Uni-Zeiten: „Hier in Gladbeck habe ich zusammen mit meiner Frau den Kurs angefangen.“ Sie sei aus zeitlichen Gründen abgesprungen. Aber er komme weiterhin, wenn möglich, einmal in der Woche, um sich fit zu halten.
Erste Ballett-Rolle mit 52 Jahren
Demnächst steht er dann sogar mit den jungen Schülern zusammen auf der Bühne. Er darf die Rolle des bösen „Rotbarts“ in dem Stück „Schwanensee“ tanzen. Gut 300 Kinder und Jugendliche werden es am 3. Dezember in der Matthias-Jakobs-Stadthalle aufführen. „Das wird das erste Mal sein, dass ich auf einer Bühne tanze“, plaudert der 52-Jährige. „Ist aber auch nur ein kleiner Part des kompletten Stückes“, sagt er bescheiden.
Beim Erwachsenen-Ballett spielt die Figur keine Rolle. „Es ist eine optimale Methode, seinen Körper kennenzulernen. Das eigene Körpergefühl zu verbessern“, sagt Valentina Spadoni. Sie selber hat eine Karriere als Primaballerina bereits hinter sich. Auf den Bühnen von New York und Paris hat sie getanzt. Nun bietet ihr der Beruf als Ballettmeisterin die Möglichkeit, ihre Leidenschaft weiter zu leben und anderen weiter zu geben.