Gladbeck. . Valentina Spadoni unterrichtet rund 300 Schüler in der Gladbecker Musikschule. Warum die ehemalige Primaballerina so gern unterrichtet.
Die Ballettabteilung der Musikschule am Bernskamp hat sich räumlich kaum verändert. Vor 20 Jahren hat die Autorin dieser Zeilen dort selbst bei Olaf Hüttemann ihre ersten Tanzschritte gewagt. Zwei Jahrzehnte später wirkt die Abteilung immer noch vertraut – mit drei Ausnahmen: der Ballettraum kommt jetzt ohne den Kamin in der Mitte aus (besser), es gibt unten im Keller ein Café, in dem Mütter auf ihre Kinder warten können – und es gibt Valentina Spadoni.
Gemeinsam ziehen wir uns um und machen uns bereit für einen kleinen gemeinsamen Tanz – ein Aufwärmen, bei dem wir uns auch unterhalten können. „Ja, vor dem damaligen Ballett-Meister Olaf Hüttemann, seiner Frau und dem ehemaligen Musikschuldirektor Eberhard Dietz habe ich 2001 für die Stelle vorgetanzt“, erzählt Spadoni. Einen Tag später habe sie bereits eine telefonische Zusage erhalten.
Große Karriere, starke Frau
Es hat damals wahrscheinlich einfach gefunkt. Denn wer der von der Körpergröße her eher kleinen Ballett-Lehrerin begegnet, muss sich auf einen großen Auftritt gefasst machen. Es ist nicht nur ihre ansteckende Lebensfreude, sondern es sind auch ihr Können und ihre gelebte Profession, die damals wie heute wirken.
Valentina Spadoni verkörperte Ballett-Rollen und reiste damit an Orte dieser Welt, von denen einige ihr Leben lang träumen: Chicago, New York oder Osaka. „Ich hatte das große Glück, dass mich Patrick Dupond damals mit auf Welttournee nahm.“ Der Franzose, der unter anderem „Maître de ballett“ an der Pariser Oper war, ist einer der bekanntesten internationalen Tänzer überhaupt. Bei der Welttournee war sie 23 Jahre alt.
Schon als Kind wollte sie Tänzerin werden
Glück allein hat Spandoni bestimmt nicht zu ihrer Karriere verholfen. Da waren auch Fleiß, Disziplin und die innere Stimme, die ihr schon als Kind sagte: „Ich werde Tänzerin!“
Daher habe sie schon als 13-Jährige ihr Elternhaus in Lugano verlassen, um sich an der „Accademia di danza classica“ in Italien ausbilden zu lassen; es folgte die Ausbildung an der „Academie Princesse Grace“ in Monte Carlo und der Ballettakademie Heinz-Bosl-Stiftung in München.Sie tanzte und liebte unter anderem die Rolle der Marie im Nussknacker von Tschaikowski, die wichtige Weichen für ihre weitere Karriere stellte.
Spadoni ist mittlerweile 49 Jahre alt. Und sie sei froh, dass sie die Spitzenschuhe nicht mehr anziehen müsse. Sie liebe ihre Arbeit als Ballett-Lehrerin, liebe es, wenn die Kinder, die kleinen Vierjährigen, sich erstmals in dem großen Ballettspiegel richtig bewusst wahrnehmen: „Ja genau, richte dich auf und sieh, wie schön du tanzt“, bestärke sie „ihre“ Eleven – mit Ausnahme von fünf männlichen Schülern allesamt weiblich. Es gehe ihr in ihrem Unterricht nicht darum, dass sie Kinder zu Profis ausbilde, sondern um „Freude am Tanzen“.
Zurzeit laufen Proben für Aufführung im Dezember
Spadoni tanzt während ihres Unterrichts immer noch mit, oder sie zeigt Schritte für die bevorstehende Aufführung. Weil sie liebe, was sie tue, sagt sie. Sie sei dankbar für diese tolle Stelle, und dass sie nach ihrer Karriere als Tänzerin nicht sitzend im Büro arbeiten müsse.
Sie holt ihr Handy heraus und zeigt ein Video von den derzeitigen Proben für die Tanzaufführung, die für den 3. Dezember in der Mathias-Jakobs-Stadthalle geplant ist. „Eine Mischung aus Tschaikowskis Schwanensee und einem selbst entwickelten Schneewittchen.“ Darin zeigt sie einem der wenigen Männer, wie er als Zauberer Rothbarth auf die Bühne kommen soll.
Auch, wenn sich für Spadoni schon viele Träume erfüllt haben: Für die Zukunft wünscht sie sich, dass sie mehr im Vormittagsbereich unterrichten darf; und durchaus gerne Erwachsenen-Gruppen. Hin und wieder gibt es auch Anfragen für Personal-Training. Dafür habe sie aber im Abendbereich kaum Zeit. „Wir haben zurzeit Wartelisten“, verrät sie.
Doch es gebe immer wieder Erwachsene, die sich in ihrer Kindheit zum Beispiel keinen Tanzunterricht leisten konnten oder später keine Zeit dazu hatten. Spadoni: „Vor einiger Zeit hatte ich eine Schülerin, die sagte, dass sie schon alles habe. Ihr Mann hätte ihr aber unbedingt etwas Besonderes schenken wollen. Da habe sie sich eben Ballett-Unterricht gewünscht – und sich so einen Kindheitstraum erfüllt.“