Gladbeck. Der ehemalige Reichsbund meldet in Gladbeck eine Steigerung von 28 Prozent bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen. Kreisverbandsvorsitzender Günter Hacker sieht mehr soziale Ungerechtigkeiten als das Hauptmotiv. Die Kernarbeit des Verband ist die Beratung seiner Mitglieder.


Er gehört schon seit vielen Jahren zu den stärksten Vereinen in der Stadt, trotzdem erlebt er in letzter Zeit enormen Aufwind: Der Sozialverband Deutschland, Kreisverband Gladbeck. Er zählt zur Zeit 1400 Mitglieder, steigerte seine Mitgliederzahl in den letzten acht Jahren von 930 um 28 Prozent, freut sich Vorsitzender Günter Hacker. „Wir trommeln aber auch sehr viel.“

Andererseits sei der Zuspruch ein Zeichen schlechter gewordener Sozialleistungen und einer größer gewordenen Unsicherheit der Menschen, meint Hacker. Eine hohe Mitgliederzahl sei ein Zeichen für gestiegene soziale Ungerechtigkeiten. „Viele wenden sich an uns, wenn sie Probleme mit Behörden haben oder Anträge abgelehnt wurden.“

Die Bürger suchten professionelle Hilfe bei Sozialrechtsfragen und fänden sie beim Sozialverband. „Für Mitglieder ist die Beratung durch unseren Rechtsanwalt kostenlos“, betont der Vereinsvorsitzende, der seit 2006 den örtlichen Verband führt. Rechtsanwalt Christian Paterak führt jeden Montag (9-12 und 13-15 Uhr) Beratungen im Sozialamt, Wilhelmstraße 8, durch. Derzeit hat er allerdings bis zum 4. August Urlaub.






„Wir sorgen dafür, dass die Leute ihr Recht und somit ihr Geld oder ihre sozialen Leistungen bekommen“, betont der Vorsitzende. Hauptsächlich gehe es um Themen wie Rente, Pflegegeld, Schwerbehinderten-Ausweise, um Leistungen nach „Hartz IV“, um Sozialrechtsfragen. „Wir sind mit 100 000 Mitgliedern in NRW und gut 500 000 im Bund eine starke Gemeinschaft.“ Rund 50 Prozent aller Fälle vor dem Sozialgericht gewinne der Verband.

Den Sozialverband, einst Reichsbund, gibt es seit 1917. Hacker: „Er ist eine Folge des 1. Weltkriegs, der Reichsbund half den vielen Witwen und Waisen.“ Die ersten Gladbecker organisierten sich 1947 im Reichsbund, und zwar im benachbarten Horst. Anfang der 50er Jahre gründete sich der erste Ortsverband in Gladbeck. Zwei Mitglieder aus jenen Jahren führt der heutige Sozialverband noch in seinen Reihen: Robert Kumm (89) und Benno Trepnau (86).

Mitgliedschaft kostet 5,50 Euro



Der Mitgliedsbeitrag beträgt 5,50 €, wobei 1,52 € beim Kreisverband in Gladbeck verbleiben. Paare zahlen 7,85 €, Familien 9,90 €. Enthalten ist im Preis die Zeitung „Soziales im Blick“.

Die Zeitung wird ehrenamtlich im Stadtgebiet (900 Zeitungen) von elf engagierten Mitgliedern verteilt – elfmal im Jahr. Gleichzeitig werden lokale Vereinsinfos in die Briefkästen gesteckt.

Hacker (67), ehemaliger Zweiradmechanikermeister (bei Kleine-Gung) und seit 2000 im Verband, übernahm den Vorsitz von Bernhard Neulken, ein stadtbekanntes Gesicht, der 43 Jahre den Reichsbund Gladbeck anführte. 1999 erfolgte die Umbenennung in Sozialverband. Erst seit zwei Jahren gibt es in Gladbeck nur den Kreisverband, zuvor war dieser in Ortsverbände unterteilt, erst vier, zuletzt zwei. Der Sozialverband Gladbeck vertritt die Interessen der sozial Benachteiligten auch im Behindertenbeirat der Stadt Gladbeck.

Gesellige Veranstaltungen kennt der Sozialverband auch: Neben den regelmäßigen Versammlungen im Jugendheim St. Michael Brauck stehen zweimal im Jahr Ausflüge an. Und alle zwei Jahre gibt es im Bürgerhaus Ost eine Jahresabschlussfeier - diesmal am 29. November.