Gladbeck. Geophysiker Julian Weßel reiste in den Staat Missouri, um die Auswirkungen des planetaren Spektakels auf das Schutzschild der Erde zu messen.
- Geophysiker Julian Weßel reiste mit Forschungsgeldern in den Bundesstaat Missouri
- Ziel war die Auswirkungen des planetaren Spektakels auf das Magnetfeld der Erde zu messen
- Die Datenergebnisse zum Schutzschild der Erde werden in einer Fachzeitschrift veröffentlicht
„Die Zollbeamten am Flughafen sind bei unserer Einreise in die USA sichtlich nervös geworden, als ich den Magnetometer aus dem Handgepäck gezogen habe“, erzählt Julian Weßel mit einem Grinsen. Kein Wunder, das länglich-runde Spezialgerät könnte vom Aussehen durchaus eine Rohrbombe sein. „Nachdem ich ihnen dann erklärt und gezeigt habe, worum es sich genau handelt, war die Stimmung aber sofort entspannt und die Beamten waren sehr interessiert und freundlich.“ Der Gladbecker Geophysik-Student ist von seiner Reise in die USA zurück. Ein Forschungsprojekt zur Sonnenfinsternis mit dem Ziel, Messungen zum Magnetfeld der Erde durchzuführen.
Um die Reise zu finanzieren, hatte sich der 24-Jährige zuvor erfolgreich um 5000 Euro Fördergeld beworben. Zudem stellte die Uni Münster technische Messgeräte im Wert von rund 50 000 Euro zur Verfügung. Klar war auch, dass die Exkursion mit seinem Kommilitonen Fabian Becker nach Kansas, Missouri gehen sollte, „weil dort die Totalität der Sonnenfinsternis am längsten andauerte. Also die Zeit, wo der Mond die Sonne abdeckt,“ erklärt Weßel. Was das mit dem Magnetfeld der Erde zu tun hat?
Magnetfeld ist das Schutzschild der Erde
„Dieser Schutzschild wird zu 90 Prozent von den Eisenströmen im Erdkern und zu zehn Prozent von den solaren Winden bestimmt“, erklärt der Nachwuchsforscher geduldig. „Durch die Sonnenfinsternis werden die solaren Winde vom Mond abgeblockt, so dass man alleine die geodynamischen Effekte der Eisenströme messen kann, die das Magnetfeld erzeugen.“
Messdaten, die das Forscherteam mit Magnetometern einerseits am Boden und andererseits in der Luft, beziehungsweise der Stratosphäre, sammeln wollte. Weßel: „Dazu hatten wir auch einen Helium-Ballon als Träger vorbereitet.“
Dazu kam es am Sonnenfinsternistag, 21. August, dann aber leider nicht, weil fast den ganzen Tag über Unwetter war, so dass der Ballon nicht aufsteigen konnte. Die dichte Wolkendecke riss dann glücklicherweise vor der SoFi auf, so dass die Forscher das Ereignis miterleben konnten. „Ein Wahnsinnserlebnis. Es wurde mit zunehmender Dunkelheit merklich kühler, das Thermometer ist bis zu sechs Grad gefallen. Die Vögel sind verstummt, es war total ruhig und am Himmel bildeten sich ungewöhnliche Farben.“
Gemeinsam mit ihren amerikanischen Gastgebern, Grundbesitzern im Ort Lawson bei Kansas, beobachteten die Deutschen das planetare Spektakel. „Sie hatten sich netterweise auf meinen Aufruf via Internet gemeldet und uns auf ihr Land eingeladen.“ Die Amerikaner erfüllten dabei die erwünschten Bedingungen, „dass in großem Abstand zum Forschungsort keine störenden Überlandleitungen oder Sender sind, die die Messergebnisse verfälscht hätten“.
Angst vor Terror ist in den USA groß
Beim Aufenthalt in Lawson plauderte das Forscherteam auch mit Einwohnern. „Sie haben uns wegen der jüngsten Terroranschläge in Europa bedauert, über die auch ihre Medien berichten“, so Weßel. „Dabei konnte man spüren, wie groß die Angst vor Terror im eigenen Land ist.“ Auch Präsident Trump sei Thema gewesen und die Sorge, „dass durch Gegner und Befürworter seiner Politik die Spaltung der Nation immer größer wird“.
Zurück in Gladbeck wertet Julian Weßel jetzt seine Ergebnisse aus, die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. Eine Publikation, die er gerne mit Messdaten aus der Luft ergänzen möchte. „Bei der nächsten Sonnenfinsternis, 2019 in Argentinien und Chile.“