Gladbeck. Die Beachparty wäre fast ins Wasser gefallen. Trotzdem kamen beim Nachbarschaftsfest in Zweckel 900 Euro für den Kinderhospizdienst zusammen
Es sollte ein Abend der karibischen Ausgelassenheit werden. Ariane Koller und Thomas Fotschki hatten extra Sand in ihrem Garten aufschütten lassen, um Strandgefühle zu ermöglichen, wo sonst der grüne Rasen sprießt. Und dann kam der August dazwischen, der ja zwischenzeitlich in den Herbst gefallen ist.
Nun wissen Menschen aus dem Ruhrgebiet ja ohnehin, wie erholsam ein Kurzurlaub an der Nordsee sein kann – und so trugen die Kinder beim großen Nachbarschaftsfest an der Hammerstraße eben Matschhose statt Strandkleidchen. Und damit bewiesen sie, was die Gastgeber ohnehin schon wussten: Zweckeler sind wirklich keine Schönwetter-Feiergemeinde.
Das Partymotto lautete „Funkelperlenaugen“
Und Ariane Koller und ihr Lebensgefährte Thomas Fotschki sind auch bei Regen und Sturm gute Gastgeber. Nachdem sie bereits im Winter alle Nachbarn samt Demenz-WG zum Glühweintrinken unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ eingeladen hatten, hieß es am vergangenen Wochenende „Funkelperlenaugen“ – und die sollte es vor allem für die kleinen Gäste geben.
Seit 2011 wohnt das Paar in Zweckel. Die Nachbarschaft an der Hammerstraße ist im Umbruch – ältere Bewohner ziehen weg, jüngere Familien ziehen nach. Diese Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, das ist für Ariane Koller und Thomas Fotschki irgendwie selbstverständlich. „Wir machen das einfach mal, dass die alten und die neuen sich kennenlernen.“ Das sei das Ziel der ersten Aktion im Garten gewesen. „Wir lieben es, mit Freunden und netten Leuten zusammen zu sitzen“, sagt Ariane Koller. Und je mehr nette Leute, und vor allem Kinder, desto besser.
Viele Kinder leben in der Siedlung
Mittlerweile wohnen wieder viele Kinder in der Siedlung. Bei den Koller-Fotschkis und deren fünfjähriger Tochter sind sie immer willkommen. Sogar die beiden Familienhunde finden Kinderbesuch prima. „Als es heiß war, haben wir eine Wasserbombenschlacht organisiert“, sagt Arian Koller und lacht bei der Erinnerung daran.
Wenn so viel junges Leben einzieht, kann es schon passieren, dass die alten Bewohner fremdeln. Damit das nicht passiert, versuchen die „Neuen“, die „Alten“ mit einzubeziehen. Und so ist es ganz selbstverständlich, dass die kleine Tochter öfter mal bei der älteren Dame nebenan vorbeischaut.
Die Gladbecker sind aufgeschlossen
Beim Vernetzen kommt Ariane Koller eine Gladbecker Eigenschaft entgegen, die sie aus ihrer Geburtsstadt Herten so nicht kannte: „Du quatschst immer“, sagt sie, es sei ganz einfach, mit den Gladbeckern ins Gespräch zu kommen. Zumal ihr Mann, der in der Stadtmitte eine Kfz-Werkstatt betreibt, ohnehin viele Kontakte in der Stadt habe. „Ich habe das Gefühl, man passt aufeinander auf“, sagt sie, selbstverständlich grüße man einander auf der Straße. Und wenn im Garten Party ist, dann prostet man sich auch zu.
Zur Beachparty hat Ariane Koller ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Eine Hüpfburg samt Rutsche für die Kinder (später wurden dort auch Erwachsene gesichtet), Sand fürs Strandgefühl, und sogar eine Cocktailbar ließ sie anfahren. Und weil schon das erste Fest menschlich ein voller Erfolg war, legte sie diesmal noch eine Schippe drauf und baute einen guten Zweck ein.
Deshalb mussten die Besucher zwar etwas Geld für Speisen und Getränke bezahlen, den Erlös stecken sich die Organisatoren aber nicht in die Tasche, sondern spenden ihn an den Ambulanten Kinderhospizdienst. Und dort werden nun bald die Augen leuchten, denn stolze 900 Euro sind bei der Zweckeler Beachparty zusammengekommen.
GESUCHT: WEITERE GESCHICHTEM VOM ZUSAMMENLEBEN
- Die Idee, für den guten Zweck zu feiern, fand auch im Freundeskreis von Ariane Koller und Thomas Fotschki Unterstützer. Und so spendete Ole Sieminski ein Fass Bier, Thomas Gonska spendierte Chili con Carne, Dieter Dondrup den Sand.
- Leben auch Sie in einer besonderen Nachbarschaft? Die WAZ Gladbeck (Horster Straße 10) freut sich auf Ihre Geschichten über Zusammenhalt, besondere Aktionen, Projekte und Ereignisse. Kontakt: Telefon 29 98 38, E-Mail: redaktion.gladbeck@waz.de