Verfallene Siedlung Schlägel & Eisen wird zur Kriegskulisse
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Gladbeck. . Schlägel&Eisen war Kulisse für den Film des Gelsenkirchener Regisseurs Urs Kessler. „Rotthausen 1945“ handelt vom Bombenhagel auf ein Tanzlokal.
Gelsenkirchener Nachwuchsregisseur setzt in der Zweckeler Siedlung Kriegszeit in Szene
Er dreht einen Kurzfilm über das Drama in einem Rotthauser Tanzlokal
Urs Kessler legt seinem Drehbuch die Geschichte seiner Tante zugrunde, die den Bombenhagel überlebte
Ob die Siedlung Schlägel und Eisen erhalten werden sollte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Unbestritten ist aber: Die alten Gebäude sind eine 1 A Filmkulisse. Das weiß auch der erfahrene Regisseur Urs Kessler (21), Filmstudent aus Gelsenkirchen, der für sein neuestes Projekt „Rotthausen 1945“ mit Laiendarstellern zum Dreh nach Zweckel gekommen ist.
Ein großer blauer Lastwagen parkt inmitten der Häuserruinen der Siedlung Schlägel und Eisen. Auf dem Fahrzeug stehen junge Menschen und machen sich bereit für die nächste Aufnahme. „Jetzt ist euer großer Moment. Die Kamera ist auf euch gerichtet. Versucht, möglichst traurig und erschöpft auszusehen“, ruft Urs Kessler den zehn Komparsen zu, die eine Gruppe von Zwangsarbeitern darstellen.
Er weiß, wie er mit Filmneulingen reden muss. Auf der rechten Seite der Kulisse baut sich der Kameramann auf einer Mauer auf, um die perfekte Einstellung für die Szene zu finden. Der Tonspezialist hält das Mikrofon zum Wagen. Kessler überblickt das Bild und gibt der Crew letzte Anweisungen. „Der Lkw muss noch ein Stück weiter zurückfahren. Alle bereit? Und Action!“ Die Klappe fällt, und der Transporter setzt sich in Bewegung.
Wahre Geschichte der eigenen Tante
Der Kurzfilm „Rotthausen 1945“ erzählt die wahre Geschichte des Unglücks im Tanzlokal Wernscheid in Gelsenkirchen-Rotthausen. Einige der Szenen wurden am Samstag in Gladbeck aufgezeichnet. Sie zeigen unter anderem die Hauptfigur – eine junge Frau – auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier, die Ziel eines Luftangriffs wird. Viele Menschen sterben, die Protagonistin entgeht dem Bombenhagel nur durch einen Zufall: Sie muss früher zu Hause sein als ihre Freundinnen.
„Wir folgen der Hauptfigur einen Tag lang und sehen ihre Perspektive. Es ist die wahre Geschichte meiner Tante. Ich habe mit ihr und vielen Zeitzeugen darüber gesprochen“, erklärt Kessler, der für den Film ein halbes Jahr recherchiert hat.
Versuch, persönliche Erinnerungen zu verfilmen
„Mir haben Menschen ihre persönlichen Geschichten anvertraut. Diese versuche ich nun, in Bildern einzufangen und wiederzugeben“, sagt der junge Regisseur. Viele Einwohner des Gelsenkirchener Stadtteils wüssten bisher nichts von dem Unglück, er findet jedoch, sie müssten über das Ereignis aufgeklärt werden.
„Ich versuche, den Film für die junge Generation zu drehen. Er soll jedoch die Lebenssituation zu einer anderen Zeit widerspiegeln. Die Aufnahmen leben von starken Brüchen.“ Auf der einen Seite soll der Streifen die Feier- und Partystimmung der Hochzeitsgäste zeigen, auf der anderen Seite müsse das Kriegsszenario dargestellt werden. „Beides muss zusammenpassen.“
Luis Bretinger (12) spielt einen der Zwangsarbeiter, die im Film zu sehen sind. Er macht mit seinem Bruder Jan und seiner Mutter Petra beim Dreh mit. Für ihn ist der Tag am Set eine neue Erfahrung. „Ich habe schon mal als Komparse gearbeitet, aber das ist etwas Neues für mich.“ Petra Bretinger ergänzt: „Ich fand die Idee sehr schön, einfach mal mitzuspielen. Wir kommen selber aus Gelsenkirchen-Rotthausen. Das macht es umso spannender.“
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