Gladbeck. . Nach dreieinhalb Jahren an der Verwaltungsspitze wechselt die Beigeordnete zum RVR. Die Bilanz im WAZ-Gespräch: Gladbeck war eine gute Zeit.

  • Nach dreieinhalb Jahren an der Verwaltungsspitze wechselt die Beigeordnete zum RVR
  • Die Bilanz ihrer Arbeit fällt positiv aus: „Gladbeck war eine gute Zeit“
  • Die Stelle ist ausgeschrieben, aber noch nicht neu besetzt

Der Schreibtisch ist fast leer geräumt, der Terminkalender so gut wie geschlossen: Nina Frense (46), Beigeordnete der Stadt, hat ihre Kisten gepackt. Nach dreieinhalb Jahren als Dezernentin für die Bereiche Recht und Ordnung, Feuerwehr, ZBG und Kultur – sie war übrigens die erste Frau auf diesem Chefsessel an der Spitze der Verwaltung – wechselt sie nach Essen zum RVR, übernimmt das Referat Umwelt.

Dreieinhalb Jahre? Das ist in einem langen Berufsleben nicht viel. Dreieinhalb Jahre als Dezernentin im Dienste der Bürger und als Chefin von 355 städtischen Mitarbeitern in Gladbeck – darin steckt jede Menge Arbeit und gewonnene Erfahrung. .

Schöne Erinnerungen an das WDR2-Festival und das Konzert „Klassik für Alle“

Was nimmt sie mit? Schöne Erinnerungen wie diese: Das tolle WDR 2-Festival mit der „verzaubernden Atmosphäre auf der Waldlichtung“ und das (kostenlose) Konzert „Klassik für Alle“ mit Rasmus Baumann in der Stadthalle. Aber auch die erste Bürgerkonferenz zur Vorbereitung der 100-Jahr-Stadtfeiern 2019 vor wenigen Wochen war ein Highlight: „Die Idee hat funktioniert“, so Frense, Der Saal war voll. Diese „Baustelle“ wird jetzt allerdings ohne sie weiter bearbeitet.

Unter eine andere konnte sie 2016 den Haken setzen: Das künstlerisch gestaltete Denkmal für die Opfer der Euthanasie unter den Rathaus-Arkaden war ebenfalls mit Beteiligung der Bürger, begleitet von leidenschaftlichen und kontroversen Debatten, entwickelt worden. Einfach war’s nicht, gibt Nina Frense zu, „aber wir haben das zusammen hinbekommen. Und das Ergebnis ist toll.“

Hohe Verantwortung bei schwierigen Sicherheitslagen

Letztendlich verlief alles friedlich beim Grup Yorum Konzert. Dennoch: Die hohe Polizeipräsenz erwies sich als sinnvolle, eine Gruppe Störer mit Schlagringen und weiteren Waffen konnte abgefangen werden.
Letztendlich verlief alles friedlich beim Grup Yorum Konzert. Dennoch: Die hohe Polizeipräsenz erwies sich als sinnvolle, eine Gruppe Störer mit Schlagringen und weiteren Waffen konnte abgefangen werden. © Lutz von Staegmann

Ganz und gar nicht einfach war auch die Grup Yorum-Geschichte. Als 2015 eine nicht genehmigte Veranstaltung linker türkischer Musikgruppen, zu der Zehntausende Fans anreisen wollten, kurzerhand zur Musikveranstaltung der DKP auf dem Festplatz umfunktioniert wurde, war sie die Verantwortliche dafür, innerhalb weniger Tage die Sicherheit der Veranstaltungsbesucher und der Anwohner ringsum zu organisieren. Am Ende ist alles gut gegangen. Aber zu wissen, „dass man nie 100-prozentige Sicherheit garantieren kann“, der Gedanke lässt nicht immer ruhig schlafen. Angesichts der zunehmenden Gefahr terroristischer Anschläge wird diese Sorge nicht geringer. Selbst beim vorweihnachtlichen Turmblasen sicherte ein Bollwerk aus Müllwagen die Besucher gegen mögliche Attentate.

„Erledigt“ ist auch der Umzug der Jugendkunstschule ins Karo, dem ehemaligen Kinderfreizeit-Treff. Sie war von Beginn überzeugt, dass das Vierhäuser-Ensemble in Butendorf den Anforderungen der Jugendkunstschule mehr entspricht als der Standort im Mikado. Die Bürger, die den Kindertreff behalten wollten, haben hier ihre Kritik geltend gemacht, aber ohne Erfolg.

Im letzten Moment hat die Grundstücksfrage für den ZBG-Wertstoffhof geklappt

Und im letzten Moment hat auch dies noch geklappt: In dieser Woche konnte die „wichtige Grundstücksfrage für den Wertstoffhof des ZBG“ geklärt werden. Fast ein kleines Abschiedsgeschenk für die oberste Chefin, die den ZBG und seine Leute wohl besonders ins Herz geschlossen hat: „Das war eine super Zusammenarbeit, sehr vertrauensvoll.“ In ihre Amtszeit fiel ja der Wechsel der Entsorgung von Karnap nach Herten und die Anforderung, die Gebühren für die Bürger dennoch im Rahmen zu halten. Hat ebenfalls geklappt.

So wie auch die Ausweitung der „kulturellen Teilhabe“ für Kinder, die dank des Kulturrucksacks mehr kulturelle Angebote kostenlos nutzen können. Und auch die Etablierung der „Kulturloge“, die freie Restkarten an Menschen mit wenig Einkommen vergibt, gelang. „Den Akzent wollte ich setzen.“

Was wird Nina Frense vermissen, nachdem sie am Freitag zum letzten Mal die Bürotür im Rathaus hinter sich geschlossen hat? „Die Kollegen und Mitarbeiter, die vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, sagt sie spontan. Was bleibt unterm Strich von den dreieinhalb Jahren? „Gladbeck war eine gute Zeit.“

Die Stelle ist seit einiger Zeit ausgeschrieben

Beigeordnete sind Wahlbeamte, sie werden vom Rat der Stadt für acht Jahre gewählt. Sie können aber früher gehen. Wie Nina Frense wechselte auch Vorgänger Dr. Thomas Wilk nach drei Jahren in eine andere Stelle.

Die Stelle der Beigeordneten, die die Bereiche Recht und Ordnung, Sicherheit, ZBG, Feuerwehr und Kultur verantwortet, wurde bereits vor einigen Wochen von der Verwaltung ausgeschrieben. Der Vertrag von Nina Frense endet am 30. Juni. Eine Neubesetzung ist noch nicht erfolgt.

Neufassung des Brandschutzbedarfsplans und Sicherheitsfragen

„Auf den oder die Nachfolger/in warten wichtige Aufgaben“, sagt die scheidende Beigeordnete. So müsse der Brandschutzbedarfsplan fortgeschrieben werden. Das sei eine umfassende und vor allem dringende Angelegenheit, da die letzte Fassung aus dem Jahr 2005 stammt. Ebenso stellen die zunehmenden Sicherheitsfragen das Dezernat vor große Herausforderungen. Deshalb sei der Zuschnitt der Fachbereiche, die Verknüpfung von Ordnungsdienst, Feuerwehr und Rechtsamt, ideal zur Bewältigung schwieriger Situationen.