Gladbeck. . Information im Umweltausschuss über die Bereiche mit hohen Giftkonzentrationen. Ein Fundgebiet liegt nahe der Wohnbebauung an der Dechenstraße.

  • Gutachter informiert im Umweltausschuss über die Ergebnisse der Überprüfungen der Schadstoffe
  • 45 Eigentümer von Brauchwasserbrunnen lassen Proben entnehmen
  • Altlasten stammen aus der Zeit der IG Farben

Wo genau schlummern die entdeckten Giftstoffe im Boden des Ineos Phenol-Chemiewerkes? Dies zu erfahren, ist sicher nicht nur im besonderen Interesse der Gladbecker, deren Grundstücke nahezu unmittelbar am Rand des Firmenareals liegen, sondern auch in dem der weiteren Nachbarschaft. Antworten auf diese spannende Frage wurden jetzt im Umweltausschuss gegeben.

Zur Erinnerung: Der Plan zur Errichtung eines neuen Gebäudeteils hatte, gemäß der rechtlichen Vorschrift, die Untersuchung des Firmengrunds und Grundwassers auf Altlasten (Zustandsbericht) erfordert. Dabei war die erhebliche Belastung bestimmter Bodenbereiche mit Cumol, leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) und perfluorierten Tensiden (PFT/PFC) entdeckt worden.

Die Untere Bodenschutzbehörde hatte 530 Ineos-Nachbarn angeschrieben

Die zuständige Untere Bodenschutzbehörde des Kreises hatte daraufhin 530 Ineos-Nachbarn angeschrieben und private Brunnenbesitzer um Hilfe gebeten. Ausschließlich in den westlichen des Werkes gelegenen Wohngebieten, in deren Richtung das Grundwasser vom Firmengrund aus weiter fließt. Bislang 45 Eigentümer privater Brauchwasserbrunnen meldeten sich, über deren Schächte jetzt kostengünstiger und schnell Proben entnommen werden, um zu ermitteln, ob sich die Giftstoffe ausgebreitet haben.

Die hohen Schadstoffkonzentrationen im Firmengrund hatten die von der Ineos für den Ausgangszustandsbericht beauftragten Experten der Herdecker Ahlenberg Ingenieure festgestellt. Sie hatten das bestehende Netz der Grundwassermessstellen entlang der westlichen Firmengrenze durch weitere Bohrungen bis in zu 15 Meter Tiefe engmaschiger geknüpft. Das Ergebnis stellte Gutachter Christian Harnisch im Umweltausschuss vor.

Demnach wurden in direkter Nähe zur Wohnbebaung an der Dechenstraße hohe Konzentrationen LCKW (Entfettungsmittel) entdeckt. „Ein alter Schaden, der lange vor der Ineos eingetragen worden ist“, so Harnisch. Wie Recherchen ergeben hätten, sei das eine Altlast aus der Zeit der IG Farben, die am Standort 1937 Ethylenoxid (z.B. Frostschutzmittel für Motoren) produzierte.

Starke Belastung mit fluorierten Kohlenwasserstoffen wurde von der Werksfeuerwehr verursacht

Zudem ist im Firmengrund unter der Freifläche neben den drei großen Hochtankanlagen eine starke Belastung mit fluorierten Kohlenwasserstoffen aufgefallen. Diese wurde von der Werksfeuerwehr wohl selbst verursacht durch Reinigungsmittel zur Fahrzeugpflege und durch ebenfalls in den Boden eingedrungenen PFT-haltigen Löschschaum, „den die Feuerwehr hier bei Übungen verwendet hat“.

Der dritte Belastungsschwerpunkt im Chemiewerk befindet sich etwa in Höhe des Uniper-Kraftwerkes. Eingetragen wurde Cumol, der Grundstoff zur Phenolherstellung. Die Chemikalie ist aufgrund einer Betriebsstörung 1968 (Pipelineleckage) in den Untergrund gelangt. Beruhigende Aussage des Gutachters: Dies sei heute nicht mehr möglich. „Alle Betriebsanlagen sind mit Betonwannen abgedichtet“. Zudem existiere ein Kontrollsystem, das bereits „bei Tropfverlusten sofort Alarm auslöst“.

Als aktueller Grundstückseigentümer ist die Ineos Phenol in der Verantwortung

Mit weiteren Untersuchungen müsse nun die Sanierungserfordernis geprüft werden, so Ressortleiter Christian Eilebrecht von der Unteren Bodenschutzbehörde des Kreises. Als aktueller Grundstückseigentümer sei die Ineos so genannter Zustandsstörer und letztlich in der Verantwortung. Der Analyseauftrag für die privaten Brauchwasserbrunnen soll jetzt zügig ausgeschrieben und vergeben werden. Deren Ergebnis werde darüber entscheiden, wo und ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.