Gladbeck. . Naturschützer Michael Korn bittet Autofahrer um Rücksicht. Die langsamen Kröten queren jetzt an vielen Stellen im Stadtgebiet befahrene Straßen.
- Bei wärmeren Temperaturen und Feuchtigkeit klettern die Frösche aus ihren Quartieren und suchen Laichplätze
- Besondere Gefahrenpunkte in Gladbeck sind Feuchtgebiete in der Nähe von befahrenen Straßen
- Bislang häufige Amphibienbestände wie Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch gehen in Gladbeck zurück
Nein, niedlich finden sicher auch viele Gladbecker die gedrungene erdbraune Kröte mit ihren Glubschaugen nicht. Das weit verbreitete Tier ist jetzt aber besonders auf die Rücksicht von Autofahrern angewiesen.
Denn zurzeit, bei Temperaturen ab sieben Grad und Feuchtigkeit, klettern die Froschlurche aus ihren Erdhöhlen, um sich auf Wanderschaft zu ihren Laichgewässern zu begeben. Dabei queren sie auch befahrene Straßen, was der langsamen Kröte häufig zum Verhängnis wird.
Kröten schaffen gerade einmal 30 Meter pro Stunde
„Naturschützer haben berechnet, dass bei einer Wandergeschwindigkeit von 30 Metern pro Stunde auf einer Straße, die die Tiere queren, eine Todesrate von etwa zehn Prozent der Kröten erwartet werden muss“, erklärt Michael Korn vom Naturschutzbund Gladbeck (NABU).
Dies gelte bei einer geringen Verkehrsdichte von nur einem bis zu fünf passierenden Kraftfahrzeugen pro Viertelstunde. „Erhöht sich die Verkehrsdichte auf elf bis 15 Kraftfahrzeuge, dann sterben sogar 75 Prozent der wandernden Amphibien.“ Eine erschreckende Zahl, die für alle langsamen Hüpfer aus der Familie der Froschlurche gelte wie auch für Kreuzkröte, Gras- und Wasserfrösche.
Gefährliche Punkte im Stadtgebiet
„Besonders neuralgische Punkte sind im Zweckeler Stadtnorden Feuchtgebiete an der Buerelter- an der Stadtgrenze und Scholver Straße oder die Feldhauser Straße in Höhe der Breiker Höfe“, sagt Korn. In der dichter besiedelten Stadtmitte müsse aber auch mit Krötenwanderungen gerechnet werden, etwa an der Talstraße am Nordpark oder an der Ellinghorster- und Bohmertstraße am Wittringer Wald. Im Prinzip überall, wo es Biotopstrukturen wie Wald, Weidefläche und Gewässer gibt, müsse man mit Laichwanderungen rechnen. Favorisiert würden Gewässer mit einer permanenten, ganzjährige Wässerführung.
„Die weit verbreitete Erdkröte wird in der Roten Liste NRW zwar nicht als gefährdete Art eingestuft“, so Korn weiter. Sie habe aber „durch die Bundesartenschutzverordnung generell auf dem Papier einen Schutzstatus“. Natürlich gebe es durchaus Bemühungen, den Erdlurchen eine möglichst gefahrlose Wanderung zu ermöglichen, „indem Krötenschutzzäune errichtet werden“.
Zu wenige Mitglieder, um Kröten zu retten
In Gladbeck habe die Stadt vor Jahrzehnten mal Bereiche der Beisenstraße in Höhe der Halde Rheinbaben abgezäunt. Der NABU-Gladbeck selbst errichte auch zeitweise keine Schutzzäune. Der Betreuungsbedarf sei schlichtweg zu hoch „und mit der kleinen Mitgliederzahl in Gladbeck nicht zu leisten“, so Korn. Schließlich müssten die am Zaun gestoppten Tiere regelmäßig in Eimern eingesammelt und über die Straße getragen werden, falls keine Leiteinrichtungen zu Unterquerungsmöglichkeiten (Krötentunnel) vorhanden seien.
Aber nicht nur der Straßenverkehr, die Regulierung oder Zerstörung von Bächen und Teichen sowie die Versiegelung der Landschaft insgesamt, etwa durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, trügen dazu bei, dass die Bestände der einheimischen Lurcharten durchweg abnehmen. Michael Korn: „Auffallend ist, dass mittlerweile sogar anspruchslose und bislang häufige Amphibienbestände wie Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch in Gladbeck zurückgehen.“