Gladbeck. . Schon als Mädchen wollte Valentina Spadoni Ballerina werden: Sie wurde ein Bühnenstar, ist seit 2001 Ballett-Lehrerin an der Musikschule Gladbeck.
Die Geschichte ist ein Klassiker. Ein kleines Mädchen verliebt sich unsterblich in den Nussknacker, will nichts anderes als tanzen, tanzen, tanzen. Es besucht jahrelang Ballettschulen. Aber wo in fast allen Fällen die Sehnsucht nach einem Leben als gefeierte Ballerina endet, beginnt die Karriere von Valentina Spadoni.
Sie nimmt gut 260 Mädchen und Jungen in der städtischen Musikschule unter ihre Fittiche. Ohne den fast schon sprichwörtlichen Drill, von denen viele Profi-Tänzer ein Lied singen können. „Ich bilde keine Tänzer für die Bühne aus, für die Kinder ist die Bewegung zur Musik ein Hobby“, betont die 48-Jährige. „Ihre“ Schützlinge sollen einfach Spaß haben.
Seit 2006 in Gladbeck zu Hause
Den hat die gebürtige Schweizerin immer noch – obwohl sie ihre Füße fast ihr ganzes Leben lang in Schläppchen und Spitzenschuhe steckt. Sie erzählt: „So weit ich denken kann, wollte ich Tänzerin werden!“ Die Eltern spielten daheim gerne Schallplatten – „die 33er“ – mit klassischer Musik. Und beim „Nussknacker“, dem märchenhaften Meisterwerk von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, war’s um die kleine Valentina geschehen. „Meine Mutter hat zu meinem Vater gesagt: ,Ich glaube, wir müssen sie in eine Ballettschule geben“, plaudert die zierliche Schweizerin, die seit dem Jahr 2006 mit ihrem Mann Lars in Gladbeck zu Hause ist.
Debüt als Marie
Zweimal wöchentlich trainierte die junge Valentina also Spagat, Pirouetten und Pliés (für Laien: Kniebeugen, nur viel viel graziler und geschmeidiger). „Ich wäre ja jeden Tag zum Training gegangen“, sagt die Ballettmeisterin der Musikschule. Der Herr Papa, ein gebürtiger Mailänder, dachte sich insgeheim: Diese Leidenschaft fürs Tanzen wird schon abkühlen. Von wegen. Valentina blieb bei der Stange, bekam ein Stipendium.
Damit wurde das Mädchen, das von Rollen in Klassikern wie „Schwanensee“ und „Dornröschen“ träumte, flügge: Die erste Ausbildungsstation war in Italien. Nicht einfach für die Eltern, ihr einziges Kind ziehen zu lassen. Doch sie taten es, gaben Valentina stets großen Rückhalt. Darüber freut sich die 48-Jährige heute noch: „Ich bin meinen Eltern sehr dankbar!“
Von der Bühne in den Ballettsaal
Sie sei „süchtig gewesen zu lernen“. Lachend erzählt sie: „Die Ausbildung in Italien war in einem Internat bei Nonnen. Ich bin sogar in die Kirche gegangen.“ Hauptsache, Valentina konnte Fortschritte machen. So manches zertanzte Paar Spitzenschuhe und unzählige Schweißperlen ließ Spadoni auf ihrem Weg an die Spitze zurück. Und wieder spielte der Nussknacker Schicksal: Als Marie, der sich in der Geschichte nach E.T. Hoffmann eine Märchenwelt eröffnet, hatte die Berufsanfängerin ihr Debüt in Bern. Die einstige Prima Ballerina: „Ich hatte viel Glück, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Und konnte mit Weltstars arbeiten. Bis Spadoni sich mit 30 Jahren entschloss, das Fach zu wechseln: von der Bühne in den Ballettsaal. Seit 2001 unterrichtet sie an der Musikschule – darunter auch Kinder, die, wie sie einst, von einem Leben im Scheinwerferlicht träumen.
Werdegang eines Ballett-Profis
Valentina Spadoni wurde am 9. Oktober 1967 in Lugano/Tessin geboren. Ihre ersten Tanzschritte – von denen im Elternhaus einmal abgesehen – wagte die Schweizerin an der „Accademia di danza classica“ in Reggio Emilia (Italien); es folgte die Ausbildung an der „Academie Princesse Grace (Monte Carlo) und der „Ballettakademie Heinz-Bosl-Stiftung“ in München.
Die Tänzerin hatte Engagements in der Schweiz an den Stadttheatern Bern und Luzern sowie in Osnabrück. Als Solistin am „Ballett Francais de Nancy“ in Frankreich stand Valentina Spadoni während Tourneen in ganz Europa, den USA und in Japan auf den Bühnenbrettern. Als Prima Ballerina tanzte Valentina Spadoni Hauptrollen wie in „Romeo und Julia“ von Sergei Prokofjew und arbeitete unter anderem mit den berühmten Ballettdirektoren John Neumeier und Patrick Dupond. Ihre pädagogische Ausbildung absolvierte sie in Essen.