Gladbeck. . Eigentlich stammen Nutrias aus Südamerika. Hierzulande waren sie wegen ihres Fells beliebt. Mittlerweile sind sie auch in Gladbeck zu finden
- In den 1970er Jahren befreiten Tierschützer Nutrias aus Pelztierfarmen
- Die großen Nager sind mittlerweile auch in Gladbecks Gewässern zu finden
- Sie werden bis zu zehn Kilogramm schwer und nicht besonders scheu – manche fressen aus der Hand
„Was für ein Tier ist das?“ Als kürzlich ein Gladbecker diese Frage in der Facebook-Gruppe „Du weiss, dat Du aus Gladbeck komms, wenn. . .“ stellte, meldeten sich schnell Tierkenner. Der Mann hatte ein Nutria entdeckt und fotografiert. Mitten in Gladbeck?
Ja, sagt Bernhard Schregel, Fachbereichsleiter Grün beim Zentralen Betriebshof Gladbeck, die großen Nager leben durchaus mitten in der Stadt. „Ich habe die auch schon gesehen“, sagt er. Am Ehrenmalteich im Wittringer Wald habe er sie beobachtet, dort habe er auch am Ufer die typischen Löcher gesehen. Nutrias leben in Erdbauen im Uferbereich, bauen aber auch große Nester.
Auch im Schlossteich und im Nordparkteich haben Gladbecker die Tiere bereits beobachtet. Wo Dämme das Umland vor Überschwemmungen schützen, können Nutrias gefährlich werden, denn sie durchlöchern auch Schutzwälle mit ihren Bauen. In Gladbeck allerdings besteht die Gefahr nicht, weder Nordparkteich noch die anderen Gewässer drohen, über die Ufer zu treten.
Die Nager fressen teilweise sogar aus der Hand
Also können die Gladbecker die großen Nager mit den gelben Zähnen in aller Ruhe beobachten, wenn sie sich zeigen. „Jeder schreit: Ein Biber, ein Biber“, sagt Gerd Tersluisen, Sprecher des Hegerings. Dem Waidmann fallen die Unterschiede natürlich sofort auf.
Nummer eins: Nutrias haben runde Schwänze, Biber haben die typische „Kelle“, mit der sie bei Gefahr auch aufs Wasser schlagen. Nummer zwei: Biber sind eine ganze Ecke größer, werden bis zu einem Meter lang und bis zu 30 Kilogramm schwer, Nutrias erreichen maximal zehn Kilo. Nummer drei: Biber gibt es im Gegensatz zu Nutrias in Gladbeck gar nicht. Die Burgenbauer können findige Naturfreunde höchstens an geheimer Stelle in Bottrop finden. Wo, verraten die Waidmänner lieber nicht.
Schwieriger wird da schon die Unterscheidung zwischen Nutria und Bisam. „Ein Nutria ist größer als ein Hase“, erklärt Tersluisen, „die Bisamratte hingegen ist kleiner als ein Kaninchen.“ Beide leben an den Gladbecker Gewässern. Nutrias sind nicht besonders scheu, es soll sogar Exemplare geben, die aus der Hand fressen.
Nutrias zählen zu den „Neozoen“
Jäger haben übrigens kein großes Interesse an den Tieren, auch, weil sie nur mit einer Sondergenehmigung erlegt werden dürfen. „Ich kennen niemanden, der so ein Tier geschossen hat“, sagt Tersluisen. Allerdings gebe es auch keine Klagen über die Nager.
Nutrias, auch Biberratten genannt, zählen zu den „Neozoen“, den Zuwanderern unter den Tieren. Eigentlich stammen sie aus Südamerika und wurden in Deutschland als Pelztiere gehalten. Bei den Nutrias, die heute in Gladbeck und anderswo zu beobachten seien, handele es sich um Nachfahren von Pelzfarm-Tieren, die vor Jahrzehnten von Tierschützern befreit wurden, so Tersluisen. Ähnliches gelte im übrigen auch für die Waschbären, die dann und wann in Zweckel beobachtet werden.