Walsum/Hamborn/Meiderich/Ruhrort. . Im Duisburger Norden sind die ursprünglich aus Tierfarmen ausgebüxten Tiere an praktisch jedem Gewässer inzwischen zu Hause.

Sie sehen Bibern zum Verwechseln ähnlich, sind aber deutlich kleiner. Während die Großnager bis zu gut einen Meter lang werden und 30 Kilogramm auf die Waage bringen können, sind die im Duisburger Norden an praktisch allen Gewässern anzutreffenden Nutrias (auch Sumpfratten oder -biber genannt) maximal einen guten halben Meter lang und nur etwa 6,5 Kilogramm schwer.

Nutrias leben überall im Duisburger Norden.
Nutrias leben überall im Duisburger Norden. © Kerstin Bögeholz

„Nutrias haben sich über die Ruhr verbreitet“, ist sich Randolph Kricke, Biologe der Stadt Duisburg, sicher. Als Pelztier sei diese Art aus Südamerika vergangenes Jahrhundert importiert worden. Es gab Nutria-Farmen, laut Kricke unter anderem in Heiligenhaus. Aus solchen Zuchtstationen seien in den 1980er und 1990er Jahren immer wieder Tiere entwischt. Und da die Lebensbedingungen hierzulande in freier Natur ideal sind, haben sie sich ausgebreitet. „Sie sind überall da, wo Gewässer sind“, sagt der Fachmann. „Eventuell sogar in Privatgärten, wenn es dort einen großen Teich gibt.“

Obwohl das Tier ursprünglich aus eher warmen Gefilden stammt, hat es sich an das kalte Klima in Deutschland gut angepasst. Deshalb spricht der Fachmann von einem „winterharten“ Nager.

Besonders beliebt sind die Tiere nicht, auch wenn sie mit Ratten nichts zu tun haben. Sie graben gerne Erdlöcher in Deiche und Uferbefestigungen – so dass diese instabil werden. Außerdem nagen sie an Pflanzen, insbesondere auch an Baumrinde – und sind somit mitunter dafür verantwortlich, dass Bäume in See- oder Fluss-, beziehungsweise Bachnähe absterben. Sprich: Es handelt sich um Tiere, die Schäden anrichten. Deshalb dürfen sie auch bejagt werden. Allerdings: „Sie sind schwer zu kriegen“, sagt Randolph Kricke. Sie verstecken sich dann in ihren Löchern.

Nutrias gelten als sehr standorttreu, sie verteidigen ihre Reviere aufs Schärfste. Spaziergänger machen mitunter den Fehler, sie mit Gemüseresten zu füttern, was sie zusätzlich an einen Standort bindet. Als Vegetarier, die nur gelegentlich mal eine Muschel oder einen Wurm naschen, sind sie tag- und nachtaktiv. Winterschlaf kennen sie nicht.

Keine Gefahr für Menschen

Ihre Baueingänge liegen am Ufer stets über der Wasserlinie. Biber dagegen tauchen zu ihren Eingängen. Die Menschen müssen sich nicht vor ihnen fürchten. Nutrias übertragen in der Regel keine Krankheiten, und wenn, dann nur eine bestimmte Infektion, die von den Symptomen her an Grippe erinnert, so das Robert-Koch-Institut. Bei anderen Tieren löst diese Infektion mitunter eine Augenentzündung aus.

Hierzulande kommen die Tiere kaum in den Kochtopf, in Holland werden sie als Wasserkaninchen aufgetischt. Und in der DDR wurde das Fleisch oft angeboten.